Reiner Breuer: Es fehlt an Respekt vor dem Amt des Bürgermeisters CDU und Grüne greifen ihn hart an +++ Doch viele Bürger sind zufrieden

Neuss · Es fällt schon auf: Alles, was Bürgermeister Reiner Breuer macht, wird vom politischen Gegner öffentlich geahndet. Zum 400. Geburtstag des Quirinus-Gymnasiums trägt er kein Gesülze vor, sondern redet knallhart über Gesamt- und Sekundarschulen.

 Reiner Breuer ist als „erster Bürger der Stadt“ auch als Mensch eine Respektsperson. Zumindest erwartet er allerdings vom politischen Gegner für das Amt den nötigen Respekt. „Daran fehlt es“.

Reiner Breuer ist als „erster Bürger der Stadt“ auch als Mensch eine Respektsperson. Zumindest erwartet er allerdings vom politischen Gegner für das Amt den nötigen Respekt. „Daran fehlt es“.

Im Internet bekommt er dafür von der CDU „eins drüber“. Die wollte zu Napps Zeiten noch die Tour de France. Doch nun, wo Breuer auf dem Chefsessel im Rathaus sitzt, wirft sie dem Bewerbungsverfahren Knüppel zwischen die Beine (siehe Bericht im Innenteil). CDU-Fraktionschefin Helga Koenemann lässt sich von Breuer nicht mehr in den Ältestenrat einladen, wo Beratungsverfahren vorab im kleinen Kreis besprochen werden. Ein Ergebnis: Ratssitzungen ziehen sich wegen des Streits wie Kaugummi bis in die Nacht hinein.

„Es geht doch gar nicht um mich. Es fehlt an Respekt vor dem Amt des Bürgermeisters“, sagt Reiner Breuer im Gespräch mit dem Stadt-Kurier und meint damit seine politischen Gegner.

Denn bei der Bevölkerung genießt er großes Ansehen. Er will die desolate Parkplatzsituation in Neuss „anpacken“, das Bürgeramt endlich modernisieren und als ihn Bürger in Allerheiligen überzeugt hatten, dass Container für Flüchtlinge am Wohngebiet unnötig sind, verhängt er sofort einen Baustopp. Wollten viele Anwohner aus Protest die AfD wählen, sind sie jetzt mit ihrem SPD-Bürgermeister zufrieden.

Eine Stunde später sitzt er als Aufsichtsratsvorsitzender gemeinsam mit den Bossen des Bauvereins zusammen und erzählt denen, wie er sich die Wohnungspolitik in Neuss vorstellt: Weniger Luxuswohnungen und Prestige-Projekte, dafür mehr bezahlbaren Wohnraum für Normalverdiener. „Wir haben im vergangenen Jahr keine einzige Sozialwohnung gebaut“, sagt Breuer beim Pressegespräch. Der Bauverein hatte zuerst in den Drusushof geladen, wo es für die Journalisten immer ein reichhaltiges Mittagessen gab. Das schaffte Breuer jetzt ab und servierte billige Kekse und Wasser in einem kleinen Besprechungsraum im Verwaltungsgebäude. Zum Hintergrund: Der Stadt-Kurier hatte immer gerne die üppigen Speisekarten bei Bauvereins-Veranstaltungen abgedruckt. Damit räumt Breuer jetzt auf: Bescheidenheit ist angesagt! Er weiß, dass er hart arbeiten und Kompromisse eingehen muss. Neuss darf nicht stagnieren.

Frank Möll

(Kurier-Verlag)
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