Welche Chancen bieten Olympische Spiele vor der Haustür? „Nicht für, sondern durch Olympia die Region stärken“

Neuss · Für emotionale Momente sorgte ein Werbefilm: Verschiedene Sportler im Kindesalter machen deutlich, dass sie ein gemeinsames Ziel haben – ihren Traum von der Teilnahme an den Olympischen Spielen zu verwirklichen. Ob dies demnächst sogar vor der eigenen Haustür möglich ist, beleuchteten Experten auf Einladung des Landtagsabgeordneten und Neusser Ratsmitglieds Dr. Jörg Geerlings (CDU).

 Von links: Prof. Dr. Jan-Philipp Büchler, Dr. Hermann-Josef Baaken, Michael Mronz, Dr. Jörg Geerlings und Jürgen Steinmetz.

Von links: Prof. Dr. Jan-Philipp Büchler, Dr. Hermann-Josef Baaken, Michael Mronz, Dr. Jörg Geerlings und Jürgen Steinmetz.

Foto: Kurier Verlag GmbH/Rolf Retzlaff

Geerlings hatte zur mit rund 150 Gästen sehr gut besuchten Premiere seiner neuen Veranstaltungsreihe „Talk am Pegel“ eingeladen. Unter seiner Moderation diskutierten Michael Mronz, Gründer der Initiative Rhein Ruhr City 2032, Dr. Hermann-Josef Baaken, Vorsitzender des Sportbundes Rhein-Kreis Neuss und des TSV Norf, Wirtschaftsprofessor Prof. Dr. Jan-Philipp Büchler und Jürgen Steinmetz, Hauptgeschäftsführer der IHK Mittlerer Niederrhein über das Thema „Olympische Spiele vor der Haustür – Chance für unsere Region“.

Mronz ist sicher: Olympische und Paralympische Spiele könnten für Nordrhein-Westfalen eine einmalige Chance darstellen, zumal rund 90 Prozent der benötigten Sportstätten (Platz für 641.000 Zuschauer in 141 Sportstätten) bereits vorhanden seien. Dabei macht er deutlich, dass nichts ohne die Basis geht: „Die Bewerbung muss aus der Mitte der Gesellschaft heraus kommen und auch finanziert werden.“ So sei man bisher ohne Steuergelder ausgekommen. „Wir müssen bei den Menschen Vertrauen gewinnen“, so Mronz. Das sieht auch Hermann-Josef Baaken so: „Wir haben in den Vereinen bisher zu wenig über das Thema gesprochen.“ Es dürfe nicht die Befürchtung aufkommen, dass zum Beispiel die marode Vereinsumkleidekabine nicht renoviert werde, weil Olympia an erster Stelle stehe. Baaken: „Deshalb müssen die Städte auch an der Basis investieren.“ Kritik übte er an der Tatsache, dass bisher 14 Kommunen in die Bewerbung integriert seien, aber Neuss nicht berücksichtigt werde: „Ein deutliches Zeichen, dass hier nicht in große Sportstätten investiert wurde“, erinnert er an die vieldiskutierte Multifunktionshalle, die nicht gebaut wurde, „andere Kommunen haben hier gut vorgelegt.“

Doch wie könnte Neuss von dem sportlichen Großevent profitieren? Mronz schilderte die Vision eines überregionalen, gemeinschaftlichen und nachhaltigen Konzeptes für Olympische und Paralympische Spiele in der Metropolregion Rhein-Ruhr. So könne das Olympische Dorf als Smart City durchaus eine Strahlkraft auf benachbarte Städte vorweisen, Gastronomie, Hotellerie könnten Nutznießer sein, auf Sportanlagen Neusser Vereine könnten Trainingseinheiten von Olympiateilnehmern stattfinden, die Infrastruktur Verkehr müsste ausgebaut werden, NRW könne sich als gastfreundlich und weltoffen präsentieren. Jürgen Steinmetz erinnerte daran, dass die Fußballweltmeisterschaft 2006 im eigenen Land auch von ökonomischem Nutzen gewesen sei: „Es wurden rund 50.000 neue Arbeitsplätze geschaffen.“ Professor Büchler regte an, das Olympische Dorf nach Neuss zu holen und sieht auch im Anlocken junger, talentierter Menschen in die Region eine Chance, innovationsfähiger zu werden.

Am Rande der Diskussionsrunde erinnerte Dieter W. Welsink, Vorsitzender der CDU-Kreistagsfraktion, daran, dass der Kreistag bereits 2016 mit einer Resolution das Vorhaben, die Olympischen Spiele in die Region zu holen, unterstützt habe. „Ich sehe diese Veranstaltung als Initialzündung“, so Welsink.Ob die Bewerbung für die Olympischen Spiele letztendlich auf den Weg gebracht wird, entscheidet der Deutsche Olympische Sportbund. Bis dahin wird Michael Mronz weiter die Werbetrommel rühren. Sein Motto: „Wir werden nicht für, sondern durch Olympia etwas für die Region schaffen!“

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