DLRG und TG Neuss warnen Schwimmen lernen kann überlebenswichtig sein!

Neuss · Wird Deutschland eine Nation von Nichtschwimmern? Diese Angst treibt viele Menschen um. Kinder verlassen schnell das Becken, weil die Wassertemperatur runtergedreht wurde. Ein weiteres Riesenproblem: Übungsleiter und Rettungsschwimmer sind Mangelware. Das spüren auch die TG Neuss und die DLRG, wie Landtagsabgeordneter Dr. Jörg Geerlings erfahren musste.

 Helga Dittrich (r.) und ihr Team der TG Neuss setzen sich weiter dafür ein, dass möglichst viele KInder schwimmen lernen.

Helga Dittrich (r.) und ihr Team der TG Neuss setzen sich weiter dafür ein, dass möglichst viele KInder schwimmen lernen.

Foto: TG Neuss

Zu Besuch bei der DLRG-Wachstation an der Rheinfährstraße in Uedesheim: Geerlings hatte die erste Stellvertreterin des Landrats, Katharina Reinhold, sowie die Stadtverordneten Stefan Crefeld und Thomas Kaumanns mitgebracht. Sie hörten aufmerksam zu, als der Vorsitzende der DLRG-Ortsgruppe Neuss, Lutz Seebert, und sein Stellvertreter Frank Reuter von den beste­henden und kommenden Problemen der Rettungsschwimmer berichteten. In ertser Linie ging es um die Finanzierung der Tiefgarage, in der die Rettungsboote und -wagen untergebracht sind. Bisher wurde sie vom DLRG-Bezirk mitfinanziert – am Ende des Jahres ist Schluss damit. „Fast 15.000 Euro Mietkosten können wir nicht alleine stemmen“, weiß Seebert, „wir suchen eine finanzierbare Unterbringung oder eine finanzielle Unterstützung Dritter!“ Geerlings will Gespräche mit dem Rhein-Kreis und der Stadt führen, um eine tragbare Lösung für alle zu finden. 

Das zweite große Problem der DLRG: Für eine qualifizierte Ausbildung der Rettungsschwimmer stehen nicht ausreichend Bahnen in den Neusser Bädern zur Verfügung. „Die Neusser Feuerwehr zum Beispiel hat bei der Neusser DLRG eine Körperschafts-Mitgliedschaft, um die Schwimmausbildung der Neusser Wehrmänner zu gewährleisten, aber wir können unseren Auftrag nicht erfüllen, da uns entsprechende Trainingsbahnen und -zeiten fehlen“, erklärt Frank Reuter. Aber auch Grundschullehrer und Polizeianwärter könnten derzeit nicht von den Rettungsschwimmern ausge­bildet werden. „Bis nach Solingen müssen zum Teil die Polizeianwärter zur Schwimmausbildung ausweichen“, so Reuter. Ganz wichtig sei aber der Neusser DLRG die Schwimmausbildung von Kindern und Jugendlichen. „Mit zusätzlichen Angeboten wol­len wir den Nachholbedarf etwas abfedern“, berichtete Kathrin Macherey, stellver­tretende Ausbildungsleiterin der Neusser DLRG, und fügte hinzu: „Die Wartelisten für das Seepferd­chen sind rappelvoll. Im Nordbad könnten wir noch einen Kurs und im Südbad sogar zwei Kurse ausschreiben, dabei haben wir aber, wie gesagt, zu wenig Bahnen in den Bädern und uns fehlen zusätzliche qualifizierte Ausbilder.“

Auch die TG Neuss sieht große Probleme in Sachen Schwimmausbildung auf sich zukommen, wehrt sich aber tapfer dagegen, vor allem die Kinder auf dem Trockenen sitzen zu lassen. Beim CDU-Sportgipfel in der Neusser Nordstadt erfuhr Geerlings, dass neben fehlenden Übungsleitern die stetig steigenden Energiekosten bei allen Vereinen derzeit ein Dauerthema sind. Bereiche wie zum Beispiel Schwimmbäder, in denen sehr hohe Energiekosten anfielen, seien sicherlich noch mehr von den Auswirkungen betroffen als durch die Einschränkungen zu Corona-Zeiten, so TG-Pressesprecher Ingo Sonnenberg. Der TG-Vorsitzende Mario Meyen ist hierzu bereits mit allen relevanten Gremien in Kontakt: „Der Sport ist schließlich ein wichtiger Bestandteil in unserer Gesellschaft und in Sachen Schwimmen sogar überlebenswichtig“. 

Trotz geringerer Trainer-Ressourcen hat die TG für die Herbstferien im Stadtbad erneut die „NRW kann Schwimmen-Kurse“ geplant. Bereits jetzt sind 75 Kinder angemeldet, die sich in Schwimmer- und Nichtschwimmergruppen aufteilen, informiert Organisatorin Helga Dittrich. Aber es gibt Einschränkungen: „Da uns die Bäderverantwortlichen aktuell nicht mehr so viel Wasserfläche wie früher in einer Stunde anbieten können, müssen die neuen Kurse statt zwei Stunden nun drei Stunden hintereinander stattfinden“, so die erfahrene Trainerin. „Der ,Druck‘ bleibt hoch, da laufend noch Anfragen von Eltern eingehen, ob wir ihr Kind nicht doch noch aufnehmen können“, sagt Dittrich. Die Anzahl der Nichtschwimmer ist dabei größer als die der Kinder, die bereits das Seepferdchen-Abzeichen haben. Dietrich: „Aber unsere Kapazitäten sind erschöpft.“

Rolf Retzlaff

(-skB)
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