CDU-Bewerber stellen sich den Bürgern vor+++Noch drei weitere Rederunden Diese sechs Kandidaten wollen Reiner Breuer aus dem Rathaus vertreiben

Neuss · Es gibt wohl wenige Abende, an denen der Name Reiner Breuer so häufig genannt wird: Kein Wunder, denn am Mittwoch stellten sich sechs CDU-Kandidaten vor, die den amtierenden Bürgermeister aus dem Rathaus vertreiben wollen. Eine Vorstellungsrunde, bei der im „Davids im Engels“ politische „Häppchen“ serviert wurden und der aus SPD-Reihen stammende Stadtchef naturgemäß immer wieder in den Fokus der Kritik geriet.

 Von links: Frank Wolters, Prof. Dr. Jan-Philipp Büchler, Ruth Sternemann-Böcking, Bärbel Edith Kohler, Markus Kuhl und Sebastian Rosen.

Von links: Frank Wolters, Prof. Dr. Jan-Philipp Büchler, Ruth Sternemann-Böcking, Bärbel Edith Kohler, Markus Kuhl und Sebastian Rosen.

Foto: Kurier Verlag GmbH/Rolf Retzlaff

Sechs Köpfe – sechs sehr verschiedene Charaktere: Die Spannbreite reicht vom absoluten Quereinsteiger bis zum verwaltungserfahrenen „alten Hasen“. Harmonisch ging es zu, von parteiinternen Seitenhieben keine Spur. Jeder Kandidat hatte fünf Minuten Zeit, sich und seine Ziele vorzustellen.

Jan-Philipp Büchler (40), Professor an der Fachhochschule Dortmund, ist der Wunschkandidat des CDU-Vorsitzenden Prof. Dr. Jürgen Brautmeier. Büchler hat Erfahrungen in Wissenschaft und Wirtschaft gesammelt; er habe gelernt, Teams zu formen und gemeinsam Ziele zu erreichen. Der Unternehmer Sebastian Rosen (45) will „Neuss wieder schwarz machen!“ Seit Breuers Amtsantritt habe ein Unternehmen nach dem anderen Neuss verlassen. Doch nur mit einer starken Wirtschaft könne „eine soziale Großstadt Neuss so gestaltet werden, wie sie mal war“. Frank Wolters (51), Geschäftsführer der Wirtschaftsförderungsgesellschaft Paderborn und Managing Director des Technologieparks Paderborn, machte deutlich: „Wir müssen an der Standortqualität arbeiten.“ Er setze auf „eine offene Kommunikation und Respekt voreinander, um zu klugen Entscheidungen zum Wohle der Stadt Neuss zu kommen.“ Markus Kuhl (46), Fachlehrer für Staats- und Verfassungsrecht bei der Bundespolizei, fordert „einen Ruck in der Neusser CDU, gegen den Fridays for Future ein Kindergarten ist“. Die CDU müsse sich personell breit aufstellen. Ruth Sternemann-Böcking (53) stehe „für Innovation mit Tradition“. Seit 23 Jahren höre sie sich als Anwältin die Sorgen der Neusser Bürger an. „Ich bin ein politischer Seiteneinsteiger, aber das ist kein Nachteil“, meint sie. Bärbel Edith Kohler (60), Personal Coach, wurde vom Bundesministerium mehrfach als Vorbild-Unternehmerin ausgezeichnet, auch engagiert sie sich in der Mittelstandsvereinigung. „Tatkraft, Gerechtigkeit, Besonnenheit“ ruft sie als ihr Motto aus.

Nach der Blitz-Vorstellung wurden den sechs Kandidaten Fragen aus dem Publikum gestellt – leider stets an alle Bewerber gerichtet, so dass sich einige Male die Antworten wiederholten. Den Zuschauern besonders am Herzen lagen Themen wie die Schaffung bezahlbaren Wohnraums (Kohler: „Wir brauchen Industrieansiedlungen für mehr Gewerbesteuer in der Stadt, um so bezahlbaren Wohnraum schaffen zu können“; Sternemann-Böcking: „Wenn sich Ehepartner trennen, muss der Einzelne so viel Geld für die Wohnung ausgeben, dass er keine Kaufkraft für die Wirtschaft hat“; Kuhl: „50 Prozent der Neusser haben Anspruch auf einen Wohnberechtigungsschein, da sind Bauverein und GWG in der Pflicht“; Wolters: „Bauverein und GWG sind die großen Player, aber wir müssen auch andere Investoren in sozialen Wohnungsbau bringen“; Rosen: „Unter Breuer laufen die Baugenehmigungsverfahren zu langsam, es muss schneller Baurecht geschaffen werden“; Büchler: „Wir müssen den Bauverein stärken, Bauverfahren beschleunigen, aber auch soziale Innovationen wie ,Wohnen für Hilfe’ als Projekt für Alt und Jung auf den Weg bringen“), der Erhalt von Freiflächen im Neusser Süden sowie der Einsatz für eine attraktivere und saubere Innenstadt.

Abschließend folgte die Frage nach der größten Herausforderung in der Zukunft. Natürlich wurden Schlagworte wie sozialer Frieden, wirtschaftliche Stabilität, Klima- und Strukturwandel genannt. Für Erläuterungen blieb keine Zeit: Die Kandidaten durften jeweils nur eine Minute lang reden. Aber es gibt ja noch weitere Möglichkeiten, den Bewerbern auf den Zahn zu fühlen (siehe Infokasten). Alle Bürger sind eingeladen, um sich selbst ein Bild von Breuers potenziellen Herausforderern zu machen.

Bärbel Edith Kohler und Jan-Philipp Büchler wurden bereits im Stadt-Kurier ausführlich vorgestellt. Die weiteren Bewerber um die CDU-Bürgermeisterkandidatur sind in den kommenden Ausgaben an der Reihe. Am 30. September wird die CDU ihren Kandidaten küren.

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