In der Fackelbauhalle entstehen fantasievolle Kunstwerke auf Rädern Wenn Eisbären auf Palmen treffen...

Nordstadt · Von „Ruhe vor dem Sturm“ keine Spur: In der Fackelbauhalle an der Karl-Arnold-Straße wird emsig gewerkelt – schließlich wollen alle Akteure am Samstag mit ihren „Bauwerken“ beim Fackelzug glänzen. Der Stadt-Kurier besuchte vorab die Halle, in der bereits zum zehnten Mal Fackelbaurichtfest gefeiert wurde.

 Horst Breuer von den „Rheinstrolchen“ zwischen Eisbären und Palmen.

Horst Breuer von den „Rheinstrolchen“ zwischen Eisbären und Palmen.

Foto: Kurier Verlag GmbH/Rolf Retzlaff

Peter Ritters ist ein „Mann der ersten Stunde“: Von Beginn an ist er als Fackelbaubeauftragter der Schützengilde und Hallenwart die „gute Seele“ in der „Bastelbude“. Schützenlust (22 Fackeln), Hubertusschützen (7) und Schützengilde (7) teilen sich die bis auf den letzten Quadratmeter genutzte Halle. „Das klappt wunderbar“, weiß der 71-Jährige, der hier in den Wochen vor Schützenfest fast täglich nach dem Rechten schaut. Er hat sich als Fackelbauer zur Ruhe gesetzt – und die hat er sich verdient: Als Oberleutnant des Zugs „R(h)einrassige“, den er mitgegründet hatte, war er an der Entstehung von mehr als 40 Fackeln beteiligt. Seine Leidenschaft für kreative Bauwerke auf Rädern hat er offenbar an seinen Sohn weiter gegeben. Patrick Ritters schraubt gerade an der Elektronik. Sein Schützenlust-Zug „Ewig Lust“ baut bereits seine 13. Fackel. Diesmal geht es vor Ärger in die Lüfte, schließlich wird der Bau des Berliner Flughafens zum Thema gemacht.

Die „Dropjänger“ beleuchten mit ihrer Fackel, was „Alexa im Schützenwesen“ anrichten kann. Blickfang ist ein überdimensionaler Frauenkopf aus Styropor, eine Leihgabe des Düsseldorfer Opernhauses. „Den ,Trümmer’ musst du erst mal schieben“, weiß Peter Ritters, welch Knochenarbeit den Schützen bei der Präsentation auf der Straße bevorsteht.

 Hallenwart Peter Ritters – die gute Seele der Fackelbauhalle an der Karl-Arnold-Straße.

Hallenwart Peter Ritters – die gute Seele der Fackelbauhalle an der Karl-Arnold-Straße.

Foto: Kurier Verlag GmbH/Rolf Retzlaff

Das kann auch Horst Breuer bestätigen: Das Mitglied des Gildezugs „Rheinstrolche“ – des diesjährigen Königszugs – bastelt gerade an der 38. Großfackel. Gerne erinnert sich der erfahrene Fackelbauer an Anekdötchen wie zum Beispiel an die Nacht, als er gegen 2 Uhr von der Polizei angehalten wurde. Der Grund: Er war zu Fuß mit einer 4,25 Meter langen Dachlatte unterwegs, um zu messen, ob ihre Fackel durch die Unterführung auf dem Weg in die City passt. Und es klappte haarscharf: Die Spitze der Fleher Brücke wurde vorsichtig an den Lampen der Bahnhofsunterführung vorbei geschoben... Diesmal geht es für die „Rheinstrolche“ nicht ganz so hoch hinaus: Der Klimawandel wird mit einem Augenzwinkern betrachtet. „Wenn Eisbären sich mit Palmen treffen, kannst du die halbe Welt vergessen“, lautet der Slogan, der mithilfe großer Drahtfiguren auch bildlich dargestellt wird – man darf gespannt sein.

Und auch der Hubertuszug „Hirschfänger“ beschäftigt sich mit den Folgen des Klimawandels: Das Team unter Leitung von Jürgen Koschnick lässt Kamele durch Neuss traben; „Wir müssen uns auf den Klimawandel vorbereiten – und da sind Kamele besser als Pferde“, schmunzelt Bettina Weiß, die beim Fackelbau tatkräftig mithilft.

 Hans Donst freut sich – auch die Frauen helfen mit: Sandra Maaßen und Bettina Weiß (v.l.) an der „Hirschfänger“-Fackel.

Hans Donst freut sich – auch die Frauen helfen mit: Sandra Maaßen und Bettina Weiß (v.l.) an der „Hirschfänger“-Fackel.

Foto: Kurier Verlag GmbH/Rolf Retzlaff

Überhaupt ist die Mitwirkung von Frauen ausdrücklich erwünscht. Philipp Sauer vom Gildezug „Astrein“ wird von seiner Freundin Miriam Müller unterstützt. Dritter im Bunde der Fackelbauer ist Lucas Baumann (22). „Unser Thema ist die Mobilität der Zukunft“, erklärt er – ein kritisch-humorvoller Blick auf die Nutzung von Elektroautos. Aber ihm geht es nicht nur um das Bauen und den Fackelzug: „Die Geselligkeit ist das Schöne am Schützenfest“, macht er deutlich, dass das Schützenwesen eigentlich das ganze Jahr über Auswirkungen hat.

Man sieht: Der Fackelbau ist schon lange nicht mehr eine reine Männerdomäne. Oftmals sind ganze Familien involviert. Auch hier zeigt sich mal wieder: Schützenfest verbindet – nicht nur an den Festtagen!

Doch jetzt gilt es erst einmal, am Samstagabend die zahlreichen großen und kleinen Fackeln zu bewundern. Tausende Menschen werden wieder den Zugweg säumen. Eine Bitte: Geizen Sie nicht mit Applaus; immerhin haben die Schützen wochenlang mit Herzblut an den Kunstwerken gearbeitet, Zeit und Geld geopfert, sich kreativ mit den verschiedensten Themen auseinandergesetzt. Der schönste Lohn: Standing Ovations in der City!

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