Mahnwache vor dem Neusser Rathaus - zahlreiche Reaktionen auf russische Angriffe Neuss und Kaarst zeigen Solidarität mit der Ukraine

Neuss · „Wir sind entschlossen und handeln geschlossen“, sagt Bundeskanzler Olaf Scholz gestern in seiner Ansprache. Dies wird auch im Lokalen umgesetzt: Die Christdemokraten aus Neuss und dem Rhein-Kreis hatten gestern entschlossen gehandelt und spontan zu einer Mahnwache als Zeichen der Solidarität mit der Ukraine eingeladen.

 Die CDU hatte gestern Abend zur Mahnwache vor dem Rathaus als Zeichen der Solidarität mit der Ukraine eingeladen, auch Vertreter anderer Parteien waren gekommen.

Die CDU hatte gestern Abend zur Mahnwache vor dem Rathaus als Zeichen der Solidarität mit der Ukraine eingeladen, auch Vertreter anderer Parteien waren gekommen.

Foto: Kurier Verlag/Rolf Retzlaff

Zahlreiche Bürger waren gekommen, darunter zahlreiche Vertreter anderer Parteien - die Politik zeigte hier Geschlossenheit

Fürste: „Nie wieder Krieg in Europa!“

Dr. Marcel Stepanek, Geschäftsführer der Neusser CDU, hatte die 50 Pappschilder in den Farben der ukrainischen Landesflagge schnell verteilt - sie reichten nicht für die rund 100 Menschen, die vor dem Rathaus zum stillen Gedenken zusammenfanden. „Nie wieder Krieg in Europa“ - leider durchgestrichen - stand auf dem Schild, das der JU-Vorsitzende Niklas Fürste trug, „Putin, go home!“ forderte Dennis Volkeri auf einem Pappplakat. Die Bundestagsabgeordneten Hermann Gröhe (Neuss) und Ansgar Heveling (Kaarst), der Landtagsabgeordnete Jörg Geerlings und Landrat Hans-Jürgen Petrauschke waren ebenso mit dabei wie die Neusser SPD-Spitze mit Arno Jansen und Sascha Karbowiak oder Oberpfarrer Andreas Süß.

 Ein Zeichen der Solidarität (v.l.): CDU-Chef Jan-Philipp Büchler, Bürgermeister Reiner Breuer und Oberpfarrer Andreas Süß.

Ein Zeichen der Solidarität (v.l.): CDU-Chef Jan-Philipp Büchler, Bürgermeister Reiner Breuer und Oberpfarrer Andreas Süß.

Foto: Kurier Verlag/Rolf Retzlaff

Raum der Kulturen: „Auch wir in Deutschland können handeln“

Auch der Raum der Kulturen, ein Zusammenschluss von interkulturell tätigen Menschen, Vereinen und Einrichtungen in Neuss, brachte vor dem Rathaus seine Solidarität mit der Ukraine zum Ausdruck: „Wir wollen unser Mitgefühl für die Menschen in der Ukraine ausdrücken. Das ukrainische Volk hat sich wie viele andere Länder für die Demokratie entschieden. Die Demokratie und das Völkerrecht sind jetzt angegriffen und sie müssen verteidigt werden. Es gibt keine Demokratie aber ohne Demokraten, ohne den Willen der Bürger und ohne das Engagement. Auch wir in Deutschland können handeln. Wir müssen uns mit aller Kraft verteidigen und wir müssen für Freiheit und Demokratie kämpfen. Lassen wir uns nicht von der Angst ergreifen, bleiben wir nicht erstarrt. Wir sagen laut und deutlich: Solidarität ist zwar gut, aber Unterstützung ist besser. Wir sagen laut und deutlich: Der Krieg in der Ukraine muss gestoppt werden! Frieden für Europa!“, so Anna Adamovych, neue Vorsitzende des Raums der Kulturen.

 „Putin Go Home“ forderte Dennis Volkeri.

„Putin Go Home“ forderte Dennis Volkeri.

Foto: Kurier Verlag/Rolf Retzlaff

Petrauschke: „Putin attackiert die europäische Friedensordnung“

Landrat Hans-Jürgen Petrauschke verurteilte den Kriegsbeginn „auf das Schärfste“ und sprach von der Verletzung aller internationaler Abkommen und des Völkerrechts. „Ich erwarte, dass sich Russland wieder aus der Ukraine zurückzieht, der Krieg nicht auf andere Teile Europas übergreift und Präsident Wladimir Putin endlich zur Vernunft kommt“, so Petrauschke. Putin attackiere die europäische Friedensordnung und wolle sich einen Teil des alten Sowjetimperiums zurückerobern. „Jetzt ist es an der Zeit, zusammenzustehen in Deutschland und in der Europäischen Union. Denn sie ist letztlich unser Garant für Frieden und Freiheit“, sagte der Landrat.

 von links: Bundestagsabgeordneter Hermann Gröhe (Neuss), Landtagsabgeordneter Jörg Geerlings und Bundestagsabgeordneter Ansgar Heveling (Kaarst) - alle CDU.

von links: Bundestagsabgeordneter Hermann Gröhe (Neuss), Landtagsabgeordneter Jörg Geerlings und Bundestagsabgeordneter Ansgar Heveling (Kaarst) - alle CDU.

Foto: Kurier Verlag/Rolf Retzlaff

Steinmetz: „direkte Auswirkungen für die Wirtschaft“

Der Hauptgeschäftsführer der Industrie- und Handelskammer (IHK) Mittlerer Niederrhein, Jürgen Steinmetz aus Kaarst, nimmt Stellung zum Angriff Russlands auf die Ukraine: „Unser Mitgefühl ist mit den Menschen im Kriegsgebiet, deren Leben sowie Hab und Gut nun bedroht sind. Es ist Krieg in Europa. Das macht uns sehr betroffen.“ Neben der humanitären Katastrophe, die alle anderen Folgen der russischen Aggression in den Schatten stellt, werde der Angriff auch direkte Auswirkungen für die Wirtschaft am Mittleren Niederrhein haben, so der IHK-Hauptgeschäftsführer. „Wir sind eine Exportregion mit einer energieintensiven Industrie. Noch ist es allerdings zu früh, um seriös abzuschätzen, wie schwerwiegend die Folgen sein werden.“ Weder Russland noch die Ukraine sind als Handelspartner für die Außenwirtschaftsunternehmen am Mittleren Niederrhein von besonders großer Bedeutung. „Dennoch wird eine Eskalation des Konflikts die sowieso schon komplexen Rahmenbedingungen für die Weltwirtschaft – USA-China-Konflikt, zunehmender Protektionismus, globale Corona-Pandemie und so weiter – zusätzlich erschweren“, so Steinmetz. „Das ist keine gute Voraussetzung für exportorientierte Unternehmen.“

Reaktionen auf den russischen Angriff auf die Ukraine - Zeichen der Solidarität
Foto: Kurier Verlag/Rolf Retzlaff

Sorgen bereitet Steinmetz die nun drohende Explosion der Gaspreise. „Für Verbraucher und für unsere Unternehmen wäre ein Anstieg der ohnehin schon extrem hohen Gaspreise beziehungsweise eine Verknappung der Lieferung im Zuge des Konflikts eine erhebliche Belastung.“

Die IHK geht davon aus, dass die Energiekosten deutlich steigen werden und die Weltwirtschaft insgesamt einen ähnlichen Dämpfer langfristig erleiden könnte wie zuletzt durch die Corona-Krise. Zu einzelnen Sanktionsmaßnahmen nimmt die IHK keine Stellung. „Die Sanktionen sind Sache der Politik. Aber klar ist natürlich: Sanktionen werden sich auch negativ auf die Geschäftstätigkeit unserer Unternehmen auswirken.“

 Sven Lilienström, Gründer der Kaarster Initiative „Gesichter der Demokratie und des Friedens“. Foto: www.jochenrolfes.de

Sven Lilienström, Gründer der Kaarster Initiative „Gesichter der Demokratie und des Friedens“. Foto: www.jochenrolfes.de

Foto: Jochen Rolfes/www.jochenrolfes.de

Lilienström: „Diktaturen haben Angst vor Demokratie und Freiheit“

Sven Lilienström, Gründer der Kaarster Initiative „Gesichter der Demokratie und des Friedens“, nimmt mit einem Statement Stellung: „In diesen Stunden und Minuten schauen wir fassungslos auf das, was derzeit in der Ukraine passiert. Fassungslos erleben wir einen völkerrechtswidrigen Angriff auf die territoriale Integrität eines souveränen Landes im Herzen von Europa. Vielmehr noch: Wir erleben einen Angriff auf unsere Demokratie. Das, was heute Nacht passiert ist zeigt deutlich: Diktaturen und autoritär regierte Regime sind unberechenbar. Unberechenbar, denn sie haben Angst vor Demokratie, Angst vor unseren demokratischen Errungenschaften, Angst vor der Freiheit. Es ist daher umso wichtiger - gerade jetzt - geeint und an der Seite der Ukrainer*innen für das einzustehen, was uns in Frieden verbindet: Unser gemeinsames demokratisches und europäisches Werteverständnis. Werte wie Freiheit, Selbstbestimmung und Meinungspluralismus sind weder verhandelbar, noch dürfen sie für uns zum Selbstverständnis werden. Das gilt insbesondere dann, solange sie in anderen Ländern unterdrückt und bekämpft werden. Und auch wenn die Demokratie für sich nie den Anspruch erheben kann fehlerfrei zu sein - sie ist alternativlos für den Frieden in Deutschland, Europa und der Welt.“

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