CDU-Bundestagsabgeordneter sprach „Klartext“ Bosbach: „Ich habe Angst vor der Ent-Christianisierung!“

Kaarst-Vorst · Sein Name ist Programm: Wenn der CDU-Bundestagsabgeordnete Wolfgang Bosbach zu Gast ist, spricht er "Klartext" — so auch am Mittwochabend auf Einladung der Kaarster CDU. Die Aula des Georg-Büchner-Gymnasiums war bis auf den letzten Platz besetzt.

 Wolfgang Bosbach (Mitte) mit (v.l.) Carl-Wilhelm Bienefeld (CDU Büttgen), Dr. Jörg Geerlings (CDU-Landtagskandidat Neuss), Lutz Lienenkämper (MdL) und Lars Christoph (CDU Kaarst) in der vollbesetzten GBG-Aula.

Wolfgang Bosbach (Mitte) mit (v.l.) Carl-Wilhelm Bienefeld (CDU Büttgen), Dr. Jörg Geerlings (CDU-Landtagskandidat Neuss), Lutz Lienenkämper (MdL) und Lars Christoph (CDU Kaarst) in der vollbesetzten GBG-Aula.

Foto: Rolf Retzlaff

Bosbach nahm's mit einem Schmunzeln: "Seit feststeht, dass ich nicht mehr kandidiere, sind alle freundlich zu mir!"

Dann legte er los: Es gebe keine Politik- sondern Parteien- und Politikerverdrossenheit: "Viele Menschen trauen uns Politikern alles oder nichts zu..." Nur 2,8 Prozent der Bevölkerung seien Mitglied in einer Partei, "da müssen wir selbstkritisch hinterfragen, woran das liegt." Auf jeden Fall müsse man an seinen politischen Positionen auch nach der Wahl festhalten. Bosbach attestierte den Deutschen ein gewisses Maß an Skepsis: "Wenn etwas auf unserer Fahne stünde, dann ,Für jede Lösung ein Problem'!" Deutschland stehe laut einer Umfrage in der Welt auf Platz eins der beliebtesten Wohnländer, für die Deutschen selbst aber nur auf Rang acht. Bosbach warb für einen gesunden Patriotismus: "Das ist Vaterlandsliebe, anders als Nationalismus. Man muss nicht sagen, dass man stolz ist, ein Deutscher zu sein — aber man muss es sagen dürfen, ohne gleich in die rechte Ecke geschoben zu werden."

 Die Kaarster Sängerin Kim Hannah sorgte für das musikalische Programm.

Die Kaarster Sängerin Kim Hannah sorgte für das musikalische Programm.

Foto: Rolf Retzlaff

Thema Sicherheit: Bosbach forderte mehr Polizisten, eine bessere Ausstattung und ein besseres rechtliches Instrumentarium für die Ordnungshüter: "Das Risiko, Opfer einer Straftat zu werden, ist in NRW 70 mal höher als in Bayern — offenbar spielt bei uns die Sicherheit keine so große Rolle", so Bosbach mit Blick auf Krafts Landeskabinett. Aber es ging auch um Außenpolitik: "Die Voll-Mitgliedschaft der Türkei in der EU wäre ein kapitaler historischer Fehler", sagte er, "wir dürfen die europäischen Grenzen nicht ausdehnen. Erdogan pöbelt — wir dürfen nicht zurückpöbeln, aber unsere Regierung muss sagen: Bis hierher und nicht weiter!"
Mit Blick auf die USA sieht Bosbach eine kuriose Situation: "Normalerweise hofft man, dass die Politiker ihre Wahlversprechen einhalten, bei Trump ist die Hoffnung genau andersrum." Die Veralberung von Behinderten, Angriffe auf Minderheiten und sexistische Sprüche hätten nichts mit Klartext zu tun. Bosbach: "Ich hoffe so etwas bleibt Deutschland erspart."

Mit Blick auf die vier Millionen Muslime in Deutschland forderte der CDU-Politiker eine höhere Bereitschaft zur Integration, das Achten der Werteordnung der Bundesrepublik. "Warum tun wir uns so schwer, uns von denjenigen zu verabschieden, die sich gegen Rechtsordnung der Bundesrepublik auflehnen? Das wäre auch zum Wohle der friedliebenden Muslime in Deutschland", weiß Bosbach. Und weiter: "Wir müssen aufhören, permanent Konflikte aus anderen Regionen nach Deutschland zu exportieren und diese bei uns mit Waffengewalt austragen zu lassen." Denn im Kern handele es sich um eine innerislamische Auseinandersetzung.

No-Go-Areas hätten nichts mit Toleranz zu tun, sondern seien ein Zeichen der Kapitulation: "Wenn Menschen das Gefühl haben, dass der Staat sie nicht schützen kann, wenden sie sich radikalen Kräften zu. Das ist die eigentliche Gefahr für die Demokratie." Allerdings habe er keine Angst vor der Islamisierung in Deutschland, sondern vor der Ent-Christianisierung: "Es kann nicht sein, dass Weihnachts- zu Wintermärkten, Martinszüge zu Lichterfesten werden — und das machen wir selber! Das geht nicht, wir müssen unserer Überzeugung treu bleiben."
Kritik übte Bosbach an den Großunternehmen: "Sie halten sich mit der Beschäftigung von Flüchtlingen vornehm zurück, es sind die kleinen und mittleren Betriebe, die unseren Sozialstaat durch die Anstellung von Flüchtlingen enorm entlasten."

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