Die verschwundenen Spuren des Glaubens

Kaarst-Vorst · Am Sonntag, 9. August, eröffnet auf dem Museum Tuppenhof in Kaarst die Ausstellung "Leben zwischen Kirche und Herrgottswinkel. Die verschwundenen Spuren des Glaubens", die sich mit dem religiösen Alltagsleben beschäftigt, wie es noch vor wenigen Generationen gelebt wurde.

Ausstellung im Tuppenhof: Die verschwundenen Spuren des Glaubens
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Ausstellung im Tuppenhof: Die verschwundenen Spuren des Glaubens

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Denn damals galt: Im Zentrum des christlichen Glaubens steht die Kirche! Was heute nur noch bedingt gilt, hatte früher eine allumfassende Bedeutung. Der Kirchenbau stand in den meisten Dörfern und Städten im Mittelpunkt der Siedlung. Die Kirche mit dem Kirchturm überragte als größtes Gebäude des Ortes die übrigen Häuser und war somit weithin sichtbar. Aber die Kirchenbauten waren nicht nur gut zu sehen, sie hatten auch Einfluss auf den Lebensrhythmus: Das Glockengeläut und das Schlagen der Kirchturmuhr bestimmten den Tagesablauf der Menschen, der Besuch des Gotteshauses am Sonntag gliederte die Woche, die Kirchenfeste mit Gottesdiensten und Prozessionen strukturierten das Jahr. Die Kirche prägte somit gleichermaßen Landschaft wie Leben.

Aber daneben gab es — vor allem auf dem Land — noch eine Vielzahl weiterer Zeugnisse des religiösen Lebens. Dazu gehören etwa Bauten wie Klosteranlagen oder Kapellen, aber auch kleinere religiöse Denkmäler wie Wegekreuze, Heiligenfiguren oder Bildstöcke. Auch in den Häusern der Menschen fanden sich zahlreiche Zeugnisse des Glaubens, die den Bewohnern Orientierung gaben. Hausaltäre, Herrgottswinkel, Weihwasserbecken und Gebetbücher voller Andachtsbildchen gehörten in katholischen Haushalten ebenso zur Einrichtung dazu wie Tisch, Bett und Stuhl.

Heute finden sich solche deutlich sichtbaren Zeugnisse des Glaubens nur noch in wenigen Häusern. Auch die frühere Prägung der Landschaft durch religiöse Bauwerke und Denkmale ist inzwischen kaum noch sichtbar. Die Kirchen verschwinden zwischen der modernen Wohnbebauung und die steinernen Wegekreuze verwittern häufig.

Die Ausstellung beschäftigt sich mit den öffentlichen und privaten Zeugnissen des Glaubens und zeigt mit Hilfe von Fotos und Objekten die verschwundenen Spuren des Religiösen zwischen Kirche und Herrgottswinkel auf. Auf dem Tuppenhof finden sich zudem bis heute viele Zeugnisse der Frömmigkeit der früheren Bewohner, dazu gehören etwa geschnitzte Christusmonogramme in den Balken der Fachwerkbauten, Heiligenfiguren oder Andenken an die Taufe oder die ERstkommunion.

Extra für die Ausstellung ist im Garten des Hofs eine Mariengrotte gebaut worden — solche aus Tuffstein gebaute künstliche Höhlen fanden sich früher auf vielen Bauernhöfen, auch auf dem Tuppenhof gab es eine solche Andachtsstätte, die an die Grotte in Lourdes erinnern sollte. Die Marienfigur wurde dem Tuppenhof vom Vinzenzheim in Neuss zur Verfügung gestellt.

Der Tuppenhof mit seiner besonderen Atmosphäre bietet darüber hinaus eine Dauerausstellung zum Wohnen um 1900, einen großen Garten mit Spielmöglichkeiten für Kinder und die Möglichkeit zum Kaffeetrinken an.

Zur Ausstellungseröffnung am 9. August 2015, 11.30 Uhr, sind alle Interessierten herzlich eingeladen. Die Ausstellung endet am 27. September 2015.

Die Sonderausstellung ist Teil des Themenjahrs "himmelwärts. Religiöses Leben an Rhein und Maas" des Kulturgeschichtlichen Museumsnetzwerks Niederrhein, einem grenzüberschreitenden Ausstellungsverbund von über 50 Museen und Kultureinrichtungen in Deutschland und in den Niederlanden.

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