Lehrer soll „hysterisch“ gewesen sein Lehrer vor Gericht: Kaarster Schüler verstricken sich in viele Widersprüche

Kaarst · Wegen Freiheitsberaubung und Körperverletzung an seinen Schülern (Kaarster Stadtspiegel berichtete) musste sich Musiklehrer Phillip Parusel am Donnerstag vor Gericht verantworten. Der Fall fand große mediale Beachtung.

 Phillip Parusel beteuert seine Unschuld. Er soll Schüler eingesperrt und geschlagen haben.

Phillip Parusel beteuert seine Unschuld. Er soll Schüler eingesperrt und geschlagen haben.

Foto: Foto: Violetta Buciak

Dutzende Kamerateams und Fotografen versammelten sich im Neusser Amtsgericht, daneben waren viele Schüler, Lehrer und Eltern als Zuschauer gekommen. Dem Pädagogen Parusel wird vorgeworfen, Schüler im Klassenraum festgehalten zu haben. Einen der Schüler soll er mit dem ausgestreckten Arm in den Bauch gestoßen haben.

Der 50-Jährige bestritt vor Gericht die Vorwürfe, erklärte wie die zwei Unterrichtsstunden am 28. April 2015 aus seiner Sicht verlaufen sind. Demnach weigerten sich einige der Schüler ein Hörspiel zum Teufelsgeiger Niccolò Paganini zu hören und unterbrachen den Unterricht immer wieder lautstark. Weil Parusel den Unterricht aus seiner Sicht nicht fortsetzen konnte, sollten die Schüler einen Textabschnitt aus Wikipedia abschreiben, in dem es um das Leben des Musikers ging. Zum Ende der Unterrichtsstunde ordnete Parusel an, dass sich die Schüler in einer Reihe aufstellen und jeder einzeln die Arbeit abgeben sollte. Dabei will der Lehrer dem betroffenen Schüler nicht in den Bauch geschlagen haben. "Ich schob ihn leicht zur Seite, weil er von der Seite auf mich zugestürzt war und mich bedrängte, da er unbedingt pünktlich gehen müsse", so der Musiklehrer.

Auf der anderen Seite verwickelte sich einer der betroffenen Schüler in Widersprüche. Der 13-Jährige wirkte nervös, kam mehrfach ins Stocken und überraschte Richter Cöllen mit manchen Aussagen. So will der Schüler nach Unterrichtsende einen Gong gehört haben, obwohl Schulleiter Bosse zuvor bestätigte, dass es an der Kaarster Realschule kein Klingeln gebe. Auch will der Junge die Polizei 15 bis 20 Minuten nach Schulschluss alarmiert haben, tatsächlich ging der Notruf aber bereits nach fünf Minuten ein. Auf die schlimmen Vorwürfe beharrte der 13-Jährige dennoch. Die Situation sei "furchteinflößend" gewesen und er habe eine "Art von Angst" verspürt, weil Parusel "mit Gegenständen auf den Tisch klopfte" — unter anderem deswegen der Notruf bei der Polizei. Ein weiterer Schüler relativierte die Aussagen seines Vorgängers. Demnach sei der Stoß in den Bauch des Betroffenen nicht sehr heftig gewesen. Wie der Prozess ausgeht, wird vermutlich erst am 24. August entschieden. Da der Schüler, den Parusel geschlagen haben soll, im Urlaub gewesen ist, musste die Verhandlung vertagt werden.

(Kurier-Verlag)
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