Auch in Neuss akut: „Kinderarmut ist eine Schande für Deutschland“ Die Oppositionsführerin des Deutschen Bundestages, Sahra Wagenknecht, besucht heute die Quirinusstadt +++ Sie macht sich auch beim Stadt-Kurier ein Bild von der Lage

Neuss · Kleinen Kindern in Neuss wird der Strom abgestellt, weil die Eltern die Rechnungen nicht mehr zahlen, der Kauf eines Bustickets ist eine „Luxus-Investition“ und mit fünf Euro ist das Schwimmen im Freibad schlichtweg zu teuer.

 Die Oppositionsführerin des Deutschen Bundestages, Sahra Wagenknecht von den Linken, erkundigte sich auch bei Stadt-Kurier-Chefredakteur Frank Möll über die Lage in der Großstadt Neuss.

Die Oppositionsführerin des Deutschen Bundestages, Sahra Wagenknecht von den Linken, erkundigte sich auch bei Stadt-Kurier-Chefredakteur Frank Möll über die Lage in der Großstadt Neuss.

Foto: Foto: Manon Meinert

Hier liegt Neuss weit über anderen Städten.

„Ich bin schockiert, wie der Hartz-4-Satz zusammengestellt wird. Es reicht hinten und vorne nicht. Gerade arme Kinder werden systematisch von der Teilhabe am kulturellen und gesellschaftlichen Leben ausgeschlossen. Sie sagen Kindergeburtstage ab, weil sie kein Geld für ein kleines Geschenk haben“, stellt die Fraktionsvorsitzende der Linken im Deutschen Bundestag, Sahra Wagenknecht im Gespräch mit Stadt-Kurier-Chefredakteur Frank Möll fest. Heute besucht sie den ganzen Nachmittag Neuss und ihren Bundestags-Mitkandidaten Roland Sperling, um sich ein Bild vor Ort in der kreisangehörigen Großstadt zu machen. „Wir müssen die Armut der Eltern bekämpfen und ein gerechtes Steuersystem anstreben. Es ist auch ein Unding, dass in Neuss städtische Profit-Unternehmen die Hoheit über Schwimmbäder, den Busverkehr oder andere Dinge haben. Es gibt zwar jetzt Spaßbäder, doch das nutzt den Kindern nichts, weil sie die hohen Eintrittspreise schlichtweg nicht bezahlen können“, erkennt Sahra Wagenknecht ein Problem. „Nur wenn die Stadt selbst wieder die Einrichtungen betreibt, kann sie auch dafür sorgen, dass Kinder im Sommer jeden Tag ins Freibad können, wenn sie möchten“, so die Oppositionsführerin des 18. Deutschen Bundestages im Brustton der Überzeugung. Es sei fairer, wenn solche Dinge durch gerechte Steuerabgaben finanziert werden.

Viele türkische, russische und deutsche Kinder hätten das Gefühl, dass der Staat alles für Flüchtlinge, aber kaum etwas für die tut, die hier schon lange leben. Mag dies auch nicht immer richtig sein, so „müssen wir in der Gesellschaft doch aufpassen, dass sich hier kein Gegeneinander entwickelt“, so Wagenknecht, die gegenüber dem Stadt-Kurier die AfD scharf kritisiert: „Wer deren Parteiprogramm einmal liest, wird feststellen, dass diese Leute nur etwas für die Reichen tun wollen. Wir von den Linken sind aber für Gerechtigkeit und die einzige Partei, die auch etwas für den kleinen Bürger tut“, so die Ehefrau des ehemaligen SPD-Parteivorsitzenden Oskar Lafontaine, der traurig sei, wie sich die Sozialdemokratie zum Schlechten entwickelt habe. Ein wichtiges Thema müsse dringend angepackt werden: Die Erschaffung neuer, bezahlbarer Wohnungen!

Die Linken in Neuss sehen sich als „einzige Partei der Arbeiter und minderbezahlten Angestellten und kleinen Unternehmern“, nachdem die SPD einen neoliberalen Kurs eingeschlagen habe und eine ähnliche kalte Wirtschafts-Politik wie die CDU mache. Seit Januar laufen Neusser der Parteizentrale der Linken nahe des Einkaufszentrums „Kaufland“ die Bude ein, „Viele sind mit der Politik der SPD unzufrieden und kommen zu uns. Wir verzeichnen fünf neue Leute pro Woche“, so ein Sprecher der Neusser Linken.

Der Spitzenkandidaten Roland Sperling gibt derzeit „Gas“. Ziel sei in Neuss ein zweistelliges Ergebnis zu erringen.

Frank Möll

(Kurier-Verlag)
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