Im „Ruinengarten“ einen Weg aus der Trauer finden Damit Menschen in Krisensituationen nicht allein bleiben

Reuschenberg · Eine Woche vor seinem 18. Geburtstag erfährt Lucas Ertmer, dass er an Krebs erkrankt ist, rund drei Monate später bringt ihn der aggressive Hirntumor um. Vater Marcus trauert, sucht aber auch den Weg zurück ins Leben.

 Marcus Ertmer im Ruinengarten, den er gemeinsam mit seinem Sohn Lucas in Reuschenberg gestaltet hat; jetzt soll hier ein Treffpunkt für Menschen in schwierigen Lebenssituationen entstehen.

Marcus Ertmer im Ruinengarten, den er gemeinsam mit seinem Sohn Lucas in Reuschenberg gestaltet hat; jetzt soll hier ein Treffpunkt für Menschen in schwierigen Lebenssituationen entstehen.

Foto: Foto: Rolf Retzlaff

Mit seinem Projekt "Ruinengarten" will er im Internet, aber auch in Reuschenberg einen Treffpunkt für Menschen in schwierigen Lebenssituationen schaffen.

 Lucas Ertmer starb am 31. März 2017 an Krebs, jetzt baut sein Vater das Projekt „Ruinengarten“ auf.

Lucas Ertmer starb am 31. März 2017 an Krebs, jetzt baut sein Vater das Projekt „Ruinengarten“ auf.

Foto: Foto: privat

Marcus Ertmer begleitete seinen Sohn durch die schwere Zeit bis zu seinem Tod. Acht Wochen lang lag Lucas auf der Palliativstation, ließ Bestrahlungen und Chemotherapien über sich ergehen — ohne Erfolg. "Ich habe ihn dann darüber aufgeklärt, dass er sterben würde", so Marcus, "und er war erleichtert, dass er wusste, was mit ihm los war."

"Papa, ich will nicht mehr", bat der 18-Jährige seinen Vater, die letzte Zeit seines Lebens zuhause in Reuschenberg verbringen zu dürfen. Es folgten sechs Wochen aufopferungsvoller Pflege. Eine Zeit des Abschieds, die Vater und Sohn nutzten, intensive Gespräche zu führen und ihren gemeinsam aus alten Steinen aufgebauten Ruinengarten zu genießen. Am 31. März 2017 verlor Lucas den Kampf gegen den Hirntumor. Auf seiner Beerdigung ertönte auf Lucas' Wunsch der Song "Cancer" von "My Chemical Romance".

Das Ende eines Leidenswegs — gleichzeitig aber auch der Beginn einer neuen Leidensphase: Vater Marcus drohte in ein tiefes Loch der Trauer zu fallen. Bereits in den letzten Wochen fühlte er sich mit seinen Sorgen allein gelassen: "Es wurde viel über uns, aber nur selten mit uns gesprochen. Dabei hätte ich mir Kontakt zu Leuten gewünscht, die Ähnliches erleben oder erlebt haben." Aus dieser Erfahrung heraus entstand das Versprechen an Lucas, das Projekt "Ruinengarten" auf die Beine zu stellen. "Es soll ein aktiver und einfühlsamer Treffpunkt mit vielen Möglichkeiten für alle Menschen in schwierigen Lebenssituationen entstehen. Hier soll man Kontakt und Hilfe zu anderen Menschen knüpfen, die ähnliche Phasen durchleben müssen oder mussten", erklärt Marcus Ertmer. In seinem Internet-Forum geht es unter anderem um die Themen Krankheit, Tod und Trauer, Einsamkeit, familiärer Zusammenhalt, Umfeld und Gesellschaft sowie um Medien. "Aber der Bildschirm ist kein Ersatz für echte Gespräche", weiß Ertmer. Und so will er nicht nur im virtuellen, sondern auch im wahren Ruinengarten an der Melissenstraße in Reuschenberg Raum für Gespräche und Treffen bieten.

Für das Internet-Forum, das voraussichtlich im Oktober unter www.ruinengarten.de komplett bestückt sein wird, sind unter anderem interaktive Gedenkseiten, Blogs, ein Podcast und weitere Hilfestellungen geplant.

Weitere Informationen zum Projekt "Ruinengarten" — zum Beispiel Möglichkeiten zur Unterstützung durch Spenden — gibt Marcus Ertmer, Tel. 01520/29 66 779, kontakt@ruinengarten.de oder unter www.ruinengarten.de.

(Kurier-Verlag)
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