1. Neuss

Sind Flüchtlinge in Neuss Menschen zweiter Klasse?

Sind Flüchtlinge in Neuss Menschen zweiter Klasse?

Die Stadtverwaltung will Flüchtlings-Wohnungen an der Rennbahn bauen. Normale Wohnungen sind da aber wegen des Kirmes-Lärms nicht zulässig. Brauchen nordafrikanische Kleinkinder keinen Schlaf? In der CDU brodelt´s.

Auf der geheimen Sitzung der CDU-Fraktion am Montagabend ging es wieder heiß her. Im Blickpunkt der Kritik: Der Vorsitzende des Planungsausschusses der Stadt Neuss, Karl-Heinz Baum. Sein offener Umgang mit den Medien wurde gerügt. Dabei hatte der Mann in einem Fernseh-Interview nur gesagt, was doch für jeden unter die Kategorie "gesunder Menschenverstand" fallen müsste. Nämlich: Der Standort der geplanten Massenunterkünfte für Flüchtlingsfamilien auf der Rennbahn ist gänzlich ungeeignet. Fünf Tage Kirmes-Lärm bis tief in die Nacht, Rockkonzerte auf der Rennbahn und andere Shows. "Hier verbietet sich einfach eine Wohnbebauung", so ein CDU-Fraktionsmitglied. "Wir haben aber einen Maulkorb verpasst bekommen und der Bürgermeister hat am Montag gesagt, wer hier gegen Flüchtlingswohnungen stimmt, ist gleich rechtsextrem und ausländerfeindlich", bestätigen weitere CDU-Ratsmitglieder den Vorgang.

Jetzt soll ein unlauterer Neben-Vertrag (oder eine Absprache) geschlossen werden, der den Betreibern der Flüchtlingsunterkünfte untersagen soll, gegen den Schützenfestzelt- und Kirmes-Lärm zu klagen. "Vielleicht halten sich die Betreiber ein, zwei Jahre an so einen sittenwidrigen Vertrag. Doch was ist, wenn die Heimleitung wechselt?"

KOMMENTAR

Liebe Flüchtlinge!

Ihr habt viel Leid mitgemacht. Folter, Vergewaltigung, Hunger, Tod. Hier in Deutschland sollt ihr endlich zur Ruhe kommen, eine Wohnung bekommen, menschliche Wärme und Liebe.

Viele Neusser sind anständig und helfen. Viele Bürger aber haben Hass auf euch. Facebook ist voll von miesen Parolen. Während Ausländer aus Afrika und dem Balkan hier angeblich schöne Wohnungen bekommen, müssen deutsche Mütter mit ihren Kindern ohne Strom leben - oder finden erst gar kein Zuhause. Ihr schleppt die Masern ein. Deutsche Kinder sterben daran.

Ihr klaut in Neuss Fahrräder und verkauft sie weiter, weil ihr Geld braucht. Ihr brecht in Häuser ein.

So wird es jedenfalls behauptet. Was wir brauchen: Impfschutz für euch und eure Kinder. Kostenlose Fahrräder, damit ihr mobil seid. Aber auch eine Haftpflichtversicherung, wenn ihr mit den Rädern Unfälle verursacht. Der Staat und die Stadt muss dies alles gewährleisten. Versäumnisse der Kommunalpolitik sind Schuld am wachsenden Rassismus. Wir fordern Anstand und Gerechtigkeit!

Frank Möll

(Kurier-Verlag)