Jetzt wird gespart: Kaarster Kultur auf dem Prüfstand

Kaarst · Kaarst ist stolz auf seinen Ruf als Kulturstadt — zu Recht, denn Angebote wie Stelenpfad, Artothek, Kleinkunstprogramm und Kino sind für eine Mittelstadt in der Größenordnung wie Kaarst außergewöhnlich.

 500 Euro zahlt die Stadt für eine Kunststele, der Rest wird gesponsert — aber selbst dieses Konto wurde mit einem Sperrvermerk versehen.

500 Euro zahlt die Stadt für eine Kunststele, der Rest wird gesponsert — aber selbst dieses Konto wurde mit einem Sperrvermerk versehen.

Foto: Foto: Rolf Retzlaff

Doch dieses Ansehen könnte demnächst an Glanz verlieren: Nahezu der komplette städtische Kulturhaushalt wurde mit einem Sperrvermerk versehen — und zwar von der Verwaltung, die ihn zuvor den Politikern zur Zustimmung vorgeschlagen hatte.

Zur Konsolidierung des Haushaltes wurde zum Beispiel das Sachkonto für Aufwendungen für Kabarett und Kleinkunst, Theaterfahrten und Kindertheater mit dem Sperrvermerk von 50 Prozent versehen (50 Prozent = 222.000 Euro). Weiter geht es mit Sperrvermerken für die Sachkonten unter anderem für Ausstellungen und Artothek und Kino Kaarst (75 Prozent = 19.500 Euro), Erweiterung der Kunststelen (2.500 Euro) und Anschaffung von Kunstgegenständen (4.500 Euro). Diese Sperrvermerke können nur vom Haupt-, Wirtschafts- und Finanzausschuss aufgehoben werden. Dies muss aber von einem städtischen Mitarbeiter in schriftlicher Form ausführlich begründet werden.

"Die Sperrvermerke sollen eine Signalwirkung haben", sagt Kulturdezernent und Erster Beigeordneter Dr. Sebastian Semmler, "freiwillige Leistungen müssen nicht, aber können erbracht werden." Bei Pflichtleistungen seien Sparmaßnahmen kaum möglich oder sinnvoll. Im Rahmen der Haushaltsberatungen habe die Verwaltung nicht die Kapazitäten gehabt, über jeden Punkt ausführlich zu beraten. Und so fiel die Entscheidung für die Sperrvermerke, "damit wir uns klar werden, ob bestimmte Ausgaben getätigt werden müssen oder nicht", so Semmler.

"Finger weg vom gestaltenden Spielraum, der kommunale Unabhängigkeit bedeutet", fordert Burkhard Siemsen, Vorsitzender der Kaarster Künstlervereinigung Salix. Kaarst habe Glück, so viele Kulturschaffende zu haben, doch dieses gute kulturelle Klima müsse gepflegt werden. Er sieht eher im Bereich des "aufgeblähten Verwaltungsaufwands" die Möglichkeit, Gelder einzusparen. Selbst kleine Beträge, wie zum Beispiel 500 Euro für eine neue Kunststele oder 300 Euro für ein neues Kunstwerk aus einer der Ausstellungen im Rathaus Büttgen, mit einem Sperrvermerk zu versehen, hält er für nicht gerade kulturfreundlich.

(Kurier-Verlag)
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