Kaarster Quartiersmanager: „Gemeinsam statt einsam!“ Wie Andreas Vollmert das Leben in seinem Viertel bereichern will

Kaarst · „Gut, dass es Nachbarn gibt!“ ist auf dem knallroten Lastenrad zu lesen, mit dem Andreas Vollmert oftmals im Kaarster Osten unterwegs ist. Als Quartiersmanager will er diesen Slogan mit Leben füllen: Er bringt Menschen zusammen, verwirklicht gemeinsame Projekte, motiviert sie zum ehrenamtlichen Engagement – er ist ein echter Stadtteilkümmerer. Vollmert ist in Kaarst aufgewachsen, studierter Soziologe, war rund 30 Jahre lang als Journalist beim WDR tätig und hat zuletzt ein Quartiersprojekt in Düsseldorf erfolgreich durchgeführt.

Quartiersmanager Andreas Vollmert ist oft mit dem Lastenrad in „seinem“ Viertel, dem Kaarster Osten, unterwegs.

Foto: Kurier Verlag/Rolf Retzlaff

Den Kaarstern dürfte er als Moderator der Moll-Bühne beim Stadtfest Kaarst Total bekannt sein: Seit 20 Jahren führt er hier in gewohnt launiger – und stressresistenter – Weise durch das Programm. Ob ihn sein Hang zur Musik zur musikalischen Radtour animiert hat? Wenn das Wetter es zulässt, schnappt er sich die Gitarre, radelt los und singt an bestimmten Stellen gemeinsam mit den Bürgern – vom Rocksong bis zum Mitmachlied für Kinder. Aber „Sing mit uns“ ist nur ein kleiner Baustein der Arbeit des Quartiersmanagers. „Der Quartiersmanager hört zu, fragt nach, organisiert, bringt zusammen, entfaltet Lösungen“, so Vollmert. „Vernetzungen und Kooperationen zu finden ist der Grundsatz der Quartiersarbeit.“ Im Juni 2021 hat er sein Büro im Johanniter-Zentrum Kaarst bezogen. Seitdem konnte er einige Angebote auf den Weg bringen, die das Zusammenleben im Viertel bereichern. Mittwochs und samstags treffen sich die Nachbarn zum Klönen, Spielen, Basteln, Kochen, Backen, Singen und Feiern. Im „Pantoffelkino“ werden Wunschfilme gezeigt. Auch gibt es Vorträge und Ausflüge. Ein Team ehrenamtlich tätiger Fachleute bietet eine Digitalberatung in Sachen Handy, Laptop und Tablet an. Außerdem hat die Gruppe den Kaarster Bürgertag „Total Digital“ organisiert. „Damit waren zwölf Ehrenamtler rund ein halbes Jahr lang beschäftigt“, macht Vollmert deutlich, dass in der Vorbereitung solcher Events jede Menge Zeit und Herzblut steckt.

Das gilt auch für das Gartenprojekt: Nachbarn aller Generationen kümmern sich gemeinsam um die Beete rund um das Johanniter-Haus der Tagespflege. 2022 wurde mit Anwohner-Kindern Gemüse und Kräuter angepflanzt, jetzt wachsen in der Aufzuchtstation Kartoffeln. „Im optimalen Fall werden die Produkte aus den Beeten bei unseren Koch-Workshops verarbeitet“, weiß Vollmert. Die kulinarischen Reisen führen unter anderem nach Japan, Südafrika und in die Schweiz. Andreas Pfister ist einer der Ehrenamtler, die das Garten- und das Kochprojekt erst ermöglichen. „Ich bin sozusagen der Vorarbeiter“, schmunzelt der 74-Jährige, gelernter Grafiker, Kunst und Werklehrer, später in Werbeagenturen in Düsseldorf tätig. Jetzt wohnt er im Johanniter-Zentrum – und möchte hier weiter aktiv bleiben. „Es macht einfach Spaß, mit Kindern zusammenzuarbeiten“, sagt Pfister, dem man anmerkt, dass ihm gerade die Tätigkeit in der Gemeinschaft Freude macht. Und so wird Pfister mit den Kindern nicht nur Kartoffeln pflanzen, er will das Bambushaus und die geplanten Bambustore mit Klematis, Kiwis, Brombeeren, Geißblatt und Co. verschönern – natürlich als Projekt mit den Anwohnern.

Apropos Projekt: Andreas Vollmert hat noch einiges vor im Kaarster Osten. Er möchte ein Nachbarschaftsnetz für pflegende Angehörige aufbauen. „Wir suchen Freiwillige, die Nachbarn in der häuslichen Pflege entlasten und unterstützen, sei es mit dem Spaziergang mit dem Hund, dem Einkauf oder vielleicht sogar am Bett des zu Pflegenden.“ Auch möchte Vollmert ein Lese- und Erzählcafé anbieten. „Wer kennt Geschichten aus der eigenen Kinderzeit? Wer stellt sein Lieblingsbuch vor?“ Und das Lastenrad würde er gerne als „Rollendes Quartier“ nutzen, um Unterstützung bei Straßen- oder Garagenfesten zu leisten.

Bereits umgesetzt wurde vor Kurzem ein neues Förderprojekt in Kaarst: Die katholische Kindertagesstätte St. Maria Holzbüttgen und das Johanniter-Zentrum Kaarst haben einen Kooperationsvertrag abgeschlossen. Das Ziel: Kinder und Senioren zusammenzubringen, miteinander zu erzählen, zu spielen, zu kochen oder zu gärtnern.

„Haben Sie noch Wünsche oder Ideen?“, fragt Vollmert die Kaarster Bürger. Er ist für jede Anregung dankbar, versucht, diese nach Möglichkeit umzusetzen. Dazu sucht er auch weiter Ehrenamtler, die Lust haben, bei einem der bestehenden Angebote mitzuwirken oder ein eigenes Projekt zu realisieren. Vollmert hilft gerne dabei, will so die Menschen zusammenbringen und das Leben im Kaarster Osten noch lebenswerter gestalten – er ist halt ein Stadtteilkümmerer mit Leib und Seele! Rolf Retzlaff

Das Einzugsgebiet des Quartiersprojekts Kaarst-Ost (gefördert von der Stiftung Wohlfahrtspflege NRW) der Johanniter umfasst rund 7.500 Einwohner, „aber wir machen nicht an den Grenzen halt“, macht Vollmert deutlich, dass in seinem Quartiersbüro (Ober’m Garten 20b) jeder Kaarster willkommen ist. Wer Fragen zu einem der Angebote hat oder sich als Ehrenamtler einbringen möchte, erhält Infos unter Tel. 02131/40 67 452 oder andreas.vollmert@jose.johanniter.de.

(-skR)