Plötzlich war das Grab von Agnes Keusens Großeltern weg ... Letzte Ruhestätte geräumt

Holzheim · Ein Horrorszenario: Sie wollen das Grab Ihrer Eltern besuchen – und es ist nicht mehr da. Komplett abgeräumt. Dies ist Agnes Keusen im Jahr 2021 auf dem Holzheimer Friedhof passiert. Und die Ereignisse scheinen sich zu wiederholen: Auch die letzte Ruhestätte ihrer Großeltern war plötzlich verschwunden. Was war passiert?

 Agnes Keusen vor dem geräumten Grab ihrer Großeltern: Im Schatten des Lebensbaums will sie weiterhin regelmäßig eine Blumenvase aufstellen.

Agnes Keusen vor dem geräumten Grab ihrer Großeltern: Im Schatten des Lebensbaums will sie weiterhin regelmäßig eine Blumenvase aufstellen.

Foto: Kurier Verlag/Rolf Retzlaff

Seit 1990 pflegt Agnes Keusen das Grab ihrer Großeltern. Das Nutzungsrecht ist zwar bereits seit einigen Jahren ausgelaufen, aber die Grabstelle kann offenbar nicht mehr für ein neues Grab genutzt werden. Der Boden dort ist wohl extrem lehmig, in direkter Nachbarschaft befindet sich ein rund drei Meter hoher Lebensbaum. Agnes Keusen hatte seinerzeit mit dem Friedhofsamt die mündliche Vereinbarung geschlossen, dass die Grabstelle bestehen bleibt, wenn sie das Grab weiter pflegt. Am 25. Mai wurde dann die Grabstelle laut Keusen ohne Vorankündigung geräumt: Grablampe, Vasen und ein mehr als 100 Jahre alter Grabstein der Familie landeten im Container. „Meine Enkel hatten die Räumung beobachtet. Ich konnte tagelang nicht auf den Friedhof gehen, zu sehr hat mich die ganze Sache aufgewühlt“, so Keusen sichtlich ergriffen.

Dazu gibt es bereits eine Vorgeschichte: 2021 wurde die Grabstelle der Eltern von Agnes Keusen ebenfalls ohne Vorankündigung geräumt. Was sie nicht wusste: Bereits Jahre zuvor war die Nutzung abgelaufen, was das Friedhofsamt ihrem Vater postalisch mitgeteilt hatte – doch der war zu diesem Zeitpunkt seit 13 Jahren tot. Auf die zurückgekommene Post wurde im Friedhofsamt nicht reagiert. „Frau Keusen hat hinsichtlich der Recherche eine Erwartungshaltung gezeigt, die realistisch betrachtet nicht erfüllt werden kann“, heißt es in einer Stellungnahme der Stadt. Agnes Keusen kaufte dann rückwirkend und für die nächsten Jahre das Nutzungsrecht, woraufhin die Stadt das Grab wieder herstellte.

Die Stadt sieht sich in beiden Fällen zu Unrecht angegriffen, hat nach eigener Angabe mehrere Schreiben an Familie Keusen versendet und verweist auf einen entsprechenden Aushang auf dem Holzheimer Friedhof. Keusen dazu: „Drei Schreiben nicht angekommen oder zurückgegangen halte ich für sehr unwahrscheinlich. Zum Aushang auf dem Friedhof: Wo hängt so was aus? Wer sieht so was? Warum lässt man mich 18 Jahre ein Grab pflegen, wo das Nutzungsrecht bei der Stadt liegt, um es dann ohne Vorwarnung abzuräumen?“ Zudem habe sie auch den neben dem Grab der Großeltern im Eigentum der Stadt befindlichen Grünstreifen in Ordnung gehalten und bepflanzt. „Ansonsten wäre das Grab der Großeltern komplett mit Unkraut überwuchert gewesen.“

Ein Trost bleibt Agnes Keusen: Nach unserer Presseanfrage erhielt sie ein Schreiben der Stadt, in dem ihr mitgeteilt wird, dass der abgeräumte Grabstein bis zum 31. Dezember abgeholt werden kann. Ein kleiner Trost, schließlich ist der Grabstein bereits seit über 100 Jahren im Besitz der Familie.

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