Welche Verkehrsmittel Bürgermeisterkandidaten von CDU und SPD in Aussicht stellen „Ein Flugtaxi bitte!“ Oder lieber mit dem Wasserbus nach Düsseldorf?

Neuss · Der eine möchte die Bürger aufs Wasser schicken, der andere lässt sie in luftige Höhen aufsteigen: Reiner Breuer, der als amtierender Bürgermeister sein Amt bei der Kommunalwahl am 13. September verteidigen will, setzt auf die Einrichtung von Wasserbussen, CDU-Bürgermeisterkandidat Jan-Philipp Büchler macht sich gemeinsam mit der Mittelstandsvereinigung für die Förderung von Flugtaxen stark. Eine Gegenüberstellung.

 Ein Zukunftsszenario: Das Flugtaxi startet und landet auf dem Rheintor-Parkhaus am Neusser Hafen.

Ein Zukunftsszenario: Das Flugtaxi startet und landet auf dem Rheintor-Parkhaus am Neusser Hafen.

Foto: CityPorts

Was ist geplant?

Wassertaxi: Am Hafenbecken 1, in direkter Nähe zum UCI-Kino und der Hafenbar, sollen künftig Wasserbusse die Fahrgäste in wenigen Minuten von Neuss nach Düsseldorf bringen. Die Fahrten könnten aber weiter führen, zum Beispiel nach Duisburg, Köln, Leverkusen und Monheim. „Wir müssen das Leben und Arbeiten am Rhein stärker fördern“, so Breuer. Die Stadt Köln entwerfe zurzeit federführend eine Machbarkeitsstudie, wie die Wasserbuslinie von Düsseldorf nach Köln fahren könne. Um Neuss zum Haltepunkt zu etablieren, fehlt eine Anlegestelle. Die soll am UCI mithilfe eines Steigers realisiert werden: Ein beweglicher, sich nach der Höhe des Wasserstandes richtender Ponton, soll für Barrierefreiheit sorgen.

Flugtaxi: Flugtaxen mit elektro- oder wasserstoffbetriebenen Motoren sollen in Zukunft Fluggäste von Neuss aus transportieren. Es könnten zwei bis vier Personen bis zu 300 Kilometer weit befördert werden. Start- und Landeflächen würden sich laut Projektentwickler CityPorts zum Beispiel im Hafenbecken 1, auf dem Parkhaus Hafenstraße oder auf dem Gebäude des Galeria Kaufhof anbieten.

Welchen Nutzen hat der Bürger?

Die Beförderung sowohl auf Wasser als auch in der Luft verspricht ein schnelles Ankommen zum Beispiel am Düsseldorfer Messegelände oder im Medienhafen – und das zu moderaten Preisen. „Die Personenbeförderung per Flugtaxi darf nicht teurer sein als ein herkömmliches Taxi“, erklärt Michael Schweers von CityPorts. Doch dazu bedürfe es bereits einer Serienproduktion der Flugtaxen und der Entwicklung einer kostengünstigen Feststoffbatterie. Auch Bürgermeister Breuer verspricht kostengünstige Fahrtickets und weiß, dass überteuerte Fahrten von den Bürgern nicht angenommen würden.

Wie hoch ist das Innovationspotenzial?

Flugtaxi: Eindeutig extrem hoch. Wie sagte Büchler so schön bei der Vorstellung des Projektes in dieser Woche auf Einladung der Neusser Mittelstandsvereinigung? „Da muss man sich schon mal zwicken, wenn man von dieser Vision hört, wie die Mobilität der Zukunft aussehen könnte...“ Aber er weiß: „Wir dürfen die Zukunft nicht verschlafen!“

Wasserbus: Eine Idee, die bereits seit Jahren gärt und relativ schnell umgesetzt werden kann – vorausgesetzt Partner wie Neuss-Düsseldorfer Häfen und Weiße Flotte ziehen mit.

 Reiner Breuer auf der steilen Treppe: Hier soll ein schwimmender Ponton als Anlegestelle den Einstieg in den Wasserbus barrierefrei gestalten.

Reiner Breuer auf der steilen Treppe: Hier soll ein schwimmender Ponton als Anlegestelle den Einstieg in den Wasserbus barrierefrei gestalten.

Foto: Kurier Verlag GmbH/Rolf Retzlaff

Wie ist der Zeitplan?

Flugtaxi: Schweers gibt folgenden Zeitplan vor: 2021 Mobilitätsanforderungen der Städte und Möglichkeiten für einen Flugbetrieb ermitteln, 2023 die gesetzliche Grundlage für den Flugbetrieb erreichen, die Feststoffzelle ist verfügbar, es gibt erste CityPorts-Landeplätze und Showrooms, 2028 fliegen die Flugtaxen autonom (ohne Pilot) und sind so günstig, dass sich jeder Bürger den Flug leisten kann, 2032 sollen die Flugtaxen die Passagiere zu den Zentren der Olympischen Spiele Rhein-Ruhr bringen.

Wasserbus: Spätestens 2022 anlässlich des Internationalen Hansetags in Neuss soll der Wasserbus vom Hafenbecken 1 aus „in See stechen“.

Wie hoch sind die Kosten?

Flugtaxi: Die Kosten sind noch nicht zu ermitteln, aber Büchler verweist auf die Schaffung von Arbeitsplätzen und Attraktivitätssteigerung für Neuss als Standort innovativer Unternehmen.

Wasserbus: Breuer rechnet mit Fördermitteln. Aus welchen Töpfen er schöpfen will, muss geklärt werden. Die Kosten für den Steiger – die Anlegestelle – liegen bei 500.000 bis 800.000 Euro. „Da müssen mit der Stadt Düsseldorf als Mitgesellschafter Gespräche geführt werden“, so Breuer.

Wer hat’s erfunden?

Flugtaxi: Die Neusser Mittelstands- und Wirtschaftsvereinigung um ihren Vorsitzenden Prof. h.c. (BG) Dr. Klaus Goder hatte ihre Düsseldorfer Kollegen, Landrat Hans-Jürgen Petrauschke sowie den CDU-Oberbürgermeisterkandidat Stephan Keller zur Infoveranstaltung eingeladen, die Projektentwickler von CityPorts hatten ihre Ideen vorgestellt. Büchler, selbst in der Start-Up-Szene aktiv, unterstützt das Projekt „Flugtaxi“. Die MIT-Veranstaltung in Neuss war bereits der „zweite Aufschlag“ in Sachen Flugtaxi; bereits im vergangenen Jahr gab es ein MIT-Treffen in der Landeshauptstadt.

 Netzwerken über die Stadtgrenzen hinaus: Die Neusser Mittelstandsvereinigung hatte Gäste aus dem Rhein-Kreis und Düsseldorf eingeladen.

Netzwerken über die Stadtgrenzen hinaus: Die Neusser Mittelstandsvereinigung hatte Gäste aus dem Rhein-Kreis und Düsseldorf eingeladen.

Foto: Kurier Verlag GmbH/Rolf Retzlaff

Wasserbus: Landrat Hans-Jürgen Petrauschke sieht sich als einer der Antreiber, er war im vergangenen Jahr bei einem entsprechenden Treffen mit NRW-Verkehrsminister Hendrik Wüst (CDU) dabei. Jetzt schiebt Breuer den Wasserbus kräftig an, will ihn endlich auf die Strecke schicken.

Weshalb ist das neue Transportmittel erforderlich?

Flugtaxi: „Ich sehe das im Rahmen eines Verkehrsgesamtkonzeptes“, erklärt Goder, „in Neuss gab es eine jahrelange Fehlplanung“ – und die habe zu katastrophalen Verhältnissen auf der Straße geführt. Flugtaxen könnten die Situation entschärfen.

Wasserbus: Breuer sieht den Wasserbus als Teil des ÖPNV. Eine direkte und schnelle Verbindung zu Düsseldorf und anderen Städten zu bezahlbaren Preisen wäre sehr interessant und würde wahrscheinlich auch den Standort Neuss stärken. Ein Beispiel: Das auf dem Gelände von Werhahn Holz geplante Hotel könnte seinen Gästen eine gute Verbindung zur Messe bieten.

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