Die „Baukommission“ der städtischen Neusser Bau- und Immobilien GmbH (NBI), die im Besitz der Immobilie „Am Konvent“ ist, hat gemeinsam mit Fachfirmen diese Möglichkeiten der Umgestaltung auf den Weg gebracht. Im Herbst 2025 soll dann eine Entscheidung fallen.
In allen Varianten finden sich im Erdgeschoss Handels- und Gastronomieflächen. Ein Lebensmittelvollsortimenter mit markthallenähnlicher Warenpräsentation wäre für den Handel die erste Wahl. Daneben sollen Anbieter anderer in der Innenstadt nicht hinreichend vertretener Sortimente angesprochen werden.
Im rückwärtigen, aufgrund der Topografie des ansteigenden „Am Konvent“ schlechter wahrnehmbaren, schwächer belichteten und nicht einfach erschließbaren Teil des Erdgeschosses wird in zwei Varianten Haustechnik untergebracht, die auf dem Dach Raum für andere Nutzungen schafft. Auch Freizeitnutzungen („Spiel, Sport und Spaß indoor“) oder Wellnessangebote können hier einen Platz finden und bei Bedarf mit der Gastronomie verbunden werden.
Im ersten Obergeschoss setzen die neuen Nutzungskonzepte auf das Thema Medizin und Gesundheit. Hier kann für lokale Haus- und Fachärzte Raum zur Verlagerung und Vergrößerung angeboten werden, da deren heutige Praxen häufig nicht mehr den aktuellen Anforderungen entsprechen. Angebot der Therapie und Rehabilitation, aber auch der Prävention und Gesundheitsförderung sowie ergänzend Handel und Dienstleistungen können das Angebot abrunden.
Auch Wohnen findet sich in allen Konzepten wieder, wobei teilweise das zweite Obergeschoss mit seinen im Bestand vorhandenen Terrassen und Freiflächen für eine seniorengerechte Wohneinrichtung genutzt wird. Im Übrigen zeigen die Konzepte auf, wie mit dem Thema „Mietwohnungen“ in Bestand oder Neubau umgegangen werden könnte.
Auf den Dachflächen entstehen in allen Varianten begrünte Aufenthaltsbereiche, die teilweise mit Freizeitangeboten und gastronomischen Angeboten kombiniert werden.
Variante A: Sanfte Umstrukturierung im Bestand
Die erste Variante setzt baulich auf eine moderat angepasste Umnutzung innerhalb des bestehenden Gebäudes und der vorhandenen Kubatur. Hier erhalten die oberen Geschosse großzügige Fassadenöffnungen und eingelassene Lichthöfe, die neuen und zeitgemäßen Grundrissanforderungen Rechnung tragen werden.
Mietwohnungen finden in dieser Variante ihren Platz im heutigen Büroturm, der allerdings aufgrund der Grundrisse und Geschosshöhen und nicht zuletzt der nicht barrierefreien Erschließung vom Meererhof zu Kompromissen nötigt. Diese wirken sich negativ auf die erzielbare Wohnqualität und die Ertragsprognose aus. Die äußere Anmutung der Immobilie im rückwärtigen Bereich setzt keinen neuen Impuls, sondern steht für das Festhalten am Gewohnten.
Variante B: Tiefer städtebaulicher Einschnitt mit neuen Flächen
Die zweite Variante sieht einen vollständigen Rückbau des hinteren Gebäudeteils vor, um dort einen öffentlichen Platz und neue Sichtachsen zu schaffen. Am Meererhof würde ein moderner Neubau entstehen, der Nutzflächen für einen qualitativ wertigen Hotelbetrieb, moderne Wohnungen und Gastronomie bereitstellen könnte.
Diese Variante setzt auf eine komplette Neuordnung des Gebäudeensembles und eine deutliche städtebauliche Öffnung. Jedoch zeigt eine erste Wirtschaftlichkeitsprüfung, dass sich die Variante als nicht wirtschaftlich darstellen lassen dürfte: Die erzielbaren Erträge ermöglichen keine Refinanzierung der doch erheblich höheren Baukosten dieser Variante.
Variante C: Vertikale Mischung mit Wohnungen und
Dachnutzung
Die dritte Variante verbindet eine funktionale Mischung mit einer architektonisch zurückhaltenden, aber effektiven Transformation: Der bestehende Büroturm wird zurückgebaut. An seine Stelle tritt ein punktueller Neubau, der sich ab dem zweiten Obergeschoss winkelförmig auf dem Altbau fortsetzt. Hier können zeitgemäße Grundrisse für attraktive innerstädtische Mietwohnungen umgesetzt werden, Dachterrassen und Balkone sind mühelos integrierbar.
Am Meererhof wird ein neuer ebenerdiger Zugang nicht lediglich für die Mietwohnungen, sondern auch für die medizinischen Dienstleistungsangebote und das Seniorenwohnen im Altbau ermöglicht. Der Zugang zu Rooftop-Bar und ergänzenden Freizeitnutzungen im Dachgeschoss erfolgt vom „Am Konvent“. Die „Rückseite“ der Immobilie erhält ein völlig neues, modernes Erscheinungsbild.
Die dritte Variante verspricht bei nur maßvoll höheren Baukosten höhere Erträge. Abbruch und Neubau am Meererhof hindern zudem eine zügige Inbetriebnahme der Flächen an der Niederstraße zeitlich nicht, weshalb sich die Baukommission in der Sitzung einstimmig für die Umsetzung dieser Variante aussprach.
Stadtbibliothek der Zukunft?
Bei allen drei Varianten wird eine zusätzliche Option diskutiert: die Verlegung der Stadtbücherei in das Gebäude Am Konvent. Hier soll eine Stadtbibliothek der Zukunft als moderner Ort für Bildung, Begegnung und kulturelle Teilhabe mitten in der Innenstadt realisiert werden. In der Immobilie im Meererhof könnten zum Beispiel Büros der Stadtverwaltung oder ein moderner Neubau mit rund 90 bezahlbaren Mietwohnungen entstehen.