Reiner Breuer bekam heute die Amtskette So sehen Sieger aus

Neuss · Irgendwann dürfen Kinder kostenfrei eine Kita besuchen. Irgendwann werden auch in Neuss die Verbraucher geschützt. Irgendwann bleibt den Menschen hier wieder mehr Luft und mehr Geld in der Haushaltskasse.

 Ohne ihn wäre Reiner Breuer vermutlich nicht Bürgermeister geworden: Parteichef Benno Jakubassa (links/ hier in der Stadt-Kurier-Redaktion beim Karneval).

Ohne ihn wäre Reiner Breuer vermutlich nicht Bürgermeister geworden: Parteichef Benno Jakubassa (links/ hier in der Stadt-Kurier-Redaktion beim Karneval).

Foto: Stadt-Kurier

Bürgermeister Reiner Breuer will vieles besser machen. Er ist zwar vielleicht der mächtigste Mann, aber nicht der mächtigste Mensch in Neuss. Seit gestern trägt er die Amtskette.

Auch in der auslaufenden Woche war noch spät abends Licht zu sehen. Reiner Breuer (46) lässt sich uralte Akten bringen. Aus der Zeit, wo er sich als Oppositionschef von der regierenden CDU und vor allem von Bürgermeister Herbert Napp schlichtweg "verarscht" gefühlt hatte. Eine Beobachterin: "Unser Chef will einfach nachvollziehen, wie manche Dinge damals gekungelt wurden."

Sein Umfeld hofft aber, dass er der Zukunft und nicht der Vergangenheit zugewandt ist. Dafür braucht er ein Wissens-Fundament. Einige "Bomben" liegen im Aktenschrank von seiner neuen Büroleiterin Claudia Paschek. Die sehr gute Freundin von CDU-Vizechef Tobias Goldkamp war bei Reiner Breuer erst in Ungnade gefallen, weil sie Gegnern möglicherweise einen "vertraulichen Hinweis" verraten hatte. Des Bürgermeisters Parteifreund Jürgen Scheer und andere konnten aber aufklären, dass das langjährige CDU-Mitglied aus Kaarst loyal ist. Aus diesem Grund wird sie Breuer einen mittlerweile nicht mehr "internen" Schriftverkehr mit zahlreichen Amtsleitern zeigen, der von Frank Wolters angestoßen wurde. Thema: Wie sehen städtische Beamte die dummen Bürger. Sprengstoff!

Mit diesem Wissen präpariert ist Breuer gestern offiziell als erster Bürger der Stadt vor den Rat getreten und hat den Amtseid abgelegt.

Er erntet die Früchte einer knallharten Arbeit engster Freunde wie Benno Jakubassa (Parteichef), Arno Jansen (Fraktionschef) und Michael Ziege (Vizechef der SPD) - den Beweis seines eigenes Könnens schmälert dies nicht.

Jakubassa: "Es war richtig, wie wir Reiner Breuer über Jahre aufgebaut haben und dass er immer zuerst Neuss gesehen hat". Auch in der SPD gibt es enorme Konflikte, doch die werden gelöst und führen (noch) nicht zur Zersetzung.

Die große Gewinnerin der Union ist Helga Koenemann, die als Mehrheitsführerin mächtiger als Reiner Breuer sein dürfte. Ihr Koalitions-Partner Michael Klinkicht von den Grünen kann sich auch freuen, weil nach dem Wahldesaster von "Frau tut gut" Susi B.-Höck kein vernünftiger Grüner mehr auf die Idee kommen wird, Klinkicht zu um- und hintergehen. Mit ihm hat die Partei zudem den besten Polit-Redner der Stadt in ihren Reihen.

Auch Heide Broll und ihre Freunde um Hermann-Josef Verfürth haben sich gegen die Nickel-Anhänger der FDP durchsetzen können und gewinnen an Gewicht, weil sie instinktiv richtig auf Breuer gesetzt haben. Nur die Informationspolitik der Breuer-Behörde ist weiter dürftig bis notdürftig. "Im Rathaus nichts neues", befindet Redakteurin Violetta Buciak. Ansonsten brachte das merkwürdige Wahljahr 2015: Gewinner, Gewinner, Gewinner!

Der stellvertretende SPD-Parteichef Michael Ziege zeigte sich in der Ratssitzung ergriffen: "Ich bin seit 13 Jahren in der SPD, ich habe viele tolle Momente erlebt. Aber diese heutige Ratssitzung ist doch was besonderes, denn heute bekommt der neue Bürgermeister die Kette überreicht und darf die Ratssitzung leiten. Mein Herz pocht und der geilste Moment meiner Parteiarbeit findet heute statt! Die Arbeit der letzten 13 Jahre hat sich endlich gelohnt."

Derweil musste der Chef der Jungen Union, Simeon Breuer, draußen vor der Tür des Ratssaals warten. Das Ordnungsamt hatte ihn nicht reingelassen, weil alle Zuschauerplätze besetzt waren.

(Kurier-Verlag)
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