Zahl der Apotheken um mehr als 20 Prozent gesunken Wer stoppt das Apothekensterben?

Kaarst · Seit dem Jahr 2000 ist die Zahl der Apotheken um mehr als 20 Prozent gesunken. Aktuell gibt es in Deutschland nur noch knapp 17.000 Apotheken – so wenige wie seit den 1980er Jahren nicht mehr. Im europäischen Vergleich gehört Deutschland mittlerweile zu den Schlusslichtern, was die Zahl der Apotheken pro Einwohner betrifft.

Christoph Napp-Saarbourg, Pressesprecher der Apotheker im Rhein-Kreis Neuss.

Foto: Kurier-Verlag/Thomas Broich

„Eine seit 13 Jahren nicht mehr erhöhte Honorierung verbunden mit massiv gestiegenen Personal- und Betriebskosten sowie zahlreiche nicht vergütete Zusatzleistungen der Apotheken haben die wirtschaftliche Situation vieler Apotheken weiter sehr verschärft“, erläutert Christoph Napp-Saarbourg, Pressesprecher der Apotheker im Rhein-Kreis Neuss. Unter der aktuellen Bundesregierung wurde ein neuer trauriger Negativrekord erreicht. In den letzten beiden Jahren mussten über 1.000 Apotheken für immer schließen. Soviel wie noch nie zuvor in einem Zweijahreszeitraum. Die Folge: Ohne konsequentes politisches Gegensteuern werden viele weitere Apotheken als zentrale Pfeiler der Gesundheitsversorgung vor Ort ihre Türen schließen müssen. Täglich versorgen Deutschlands Apotheken rund drei Millionen Patienten mit dringend benötigten Medikamenten oder individuell hergestellten Rezepturen.

Über 90 Prozent der Bevölkerung sehen die Apotheke vor Ort als unverzichtbar an. „Nicht nur in ländlichen Regionen, sondern auch in Städten verschärft sich die Lage: Immer mehr Gemeinden haben nur noch eine Apotheke und zahlreiche Stadtteile stehen schon ganz ohne Apotheke da. Gerade für alte und kranke Menschen ist das keine gute Entwicklung“, warnt Christoph Napp-Saarbourg.

Die Aktion „What’s Apo“ (www.whatisapo.de) fordert nun Klarheit: Welche Kandidaten der Bundestagswahl am 23. Februar setzen sich für den sicheren Erhalt der Arzneimittel- und Gesundheitsversorgung vor Ort durch ausreichend viele Apotheken ein? „Besuchen Sie die Website www.whatisapo.de und prüfen Sie selbst, ob die Politiker in Ihrem Wahlkreis Verantwortung übernehmen“, rät Apotheker Napp-Saarbourg. „Finden Sie heraus, wer konkrete Lösungen anbietet, um die Apotheken vor Ort zu stabilisieren, damit die Arzneimittel- und Gesundheitsversorgung im Wahlkreis gesichert bleibt.“

Die wohnortnahe Apotheke ist weit mehr als eine Abgabestelle für Medikamente – sie ist persönliche Beratungsstelle, aktiver Notdienst und schnelle Hilfe bei gesundheitlichen Fragen. Ohne eine ausreichende Anzahl an Apotheken verliert das Gesundheitssystem einen zentralen Stützpfeiler.

Die ausreichende Wirtschaftlichkeit der Apotheken ist entscheidend, um eine flächendeckende Gesundheitsversorgung und regionale Arbeitsplätze zu sichern. Ohne rasche politische Maßnahmen drohen weitere Schließungen und Versorgungslücken. „Es ist Zeit zu handeln. Jetzt, bevor es zu spät ist.“, appelliert Apotheker Napp-Saarbourg an die Bundestagskandidaten in seinem Wahlkreis.