Im Vorfeld der Verlegung hatten sich Schüler aus fünf Schulen in Neuss und Büttgen mit den Biografien einiger jüdischer Familien auseinandergesetzt. Jetzt reiste Demnig an, um die zehn mal zehn Zentimeter großen Messing-Mahnmale zum Gedenken an Neusser Opfer der nationalsozialistischen Gewaltherrschaft und Judenverfolgung in das Pflaster einzubringen:
– an der Augustinusstraße (in Höhe der Gedenktafel für das St.-Josef-Kloster) für Edith Flora Golberg und Jenny Kahn, zwei jüdische Patientinnen des St.-Josef-Klosters, die Opfer der NS-Euthanasiemorde wurden; zwei Privatpersonen haben die Patenschaften dafür übernommen.
– vier Steine vor dem Haus Drususallee 81 für Julius und Elise Neuburg sowie ihre Tochter Helga und deren Mann Edgar Vogelsang; Paten sind hier das Alexander-von-Humboldt-Gymnasium, die Gesamtschule Norf, die Junge Union Neuss sowie eine Privatperson.
– vor dem Haus Schwannstraße 24 zur Erinnerung an die fünf Mitglieder der Familie Mendel; die Patenschaften haben Schüler der Janusz-Korczak-Gesamtschule, des Gymnasiums Marienberg sowie der Emmy-Noether-Gesamtschule Büttgen übernommen.
In Neuss wurden bisher 134 „Stolpersteine“ an 52 Standorten verlegt. Demnig ist aber auf der ganzen Welt mit seiner Aktion unterwegs. „Die ,Stolpersteine‘ bilden das größte dezentrale Mahnmal weltweit“, erklärt Metzdorf. Ursula Platen, städtische Beigeordnete für Jugend, Bildung und Kultur, lobte besonders „das Engagement der Schüler, die die Biografien der betroffenen Familien erforschen und so das Bewusstsein für die Geschichte wachhalten. Wir müssen aus der Vergangenheit für die Zukunft lernen!“
Gunter Demnig erzählte im Rahmen der Gedenkstunde von den weltweiten Zusammentreffen anlässlich der Verlegung von „Stolpersteinen“. Da kommt es schon mal vor, dass sich bis dahin noch gar nicht bekannte Familienmitglieder in den Armen liegen.“ Angst, auf den Messingplatten auszurutschen, müsse man übrigens nicht haben: „Man stolpert nicht mit dem Fuß, sondern mit dem Kopf und dem Herzen!“
Bert Römgens, Verwaltungsdirektor der Jüdischen Gemeinde Düsseldorf/Neuss, stand zum ersten Mal seit 40 Jahren wieder auf der Bühne der Janusz-Korczak-Gesamtschule: Damals hatte er hier sein Abiturzeugnis entgegengenommen. Seine Rückkehr habe einerseits einen traurigen Anlass – „es geht um das industrialisierte Töten von Menschen“ –, aber die Beteiligung von fünf Schulen an der „Stolperstein“-Aktion stimme ihn froh. „Das System der Nazis hat die Menschen entmenschlicht, hat ihnen eine Nummer gegeben.“ Die Schüler hätten durch ihre Auseinandersetzung mit den Biografien den Menschen einen Namen und ein Gesicht wiedergegeben. „Das Gedenken an die Vergangenheit ist die Gestaltung der Zukunft“, mahnt Römgens. Genau dies hatten die Schüler erreicht. „Das ist in Zeiten wie diesen total wichtig.“ Und Römgens appellierte an alle Bürger, „sich gegen Rassismus, Antisemitismus und Ausgrenzung von Menschengruppen in der Gesellschaft zu stellen, weil jeder Mensch gleich ist.“