Bürger gedenken der Missbrauchsopfer der katholischen Kirche

Mahnwache und Gedenken vor der katholischen Kirche St. Martinus : Vom Gedenken an die Missbrauchsopfer und der Angst der Menschen vor dem „Tod“ ihrer lebendigen Gemeinde

„Für die Menschen, die Gewalt und Missbrauch erlitten haben oder heute erleiden, die von ihrem Schmerz und ihrer Verzweiflung nicht sprechen können und deren Signale nicht ernst genommen werden.“ Diese und weitere Fürbitten wurden am vergangenen Sonntag im Rahmen eines Gedenkens an die Opfer sexuellen Missbrauchs in der katholischen Kirche vorgelesen.

Rund 70 Menschen waren gekommen, um dieser Mahnwache vor der Pfarrkirche St. Martinus beizuwohnen.

 „Hier entsteht die Zukunft der neuen Kirche“, stand auf dem Banner, das Ursula Kurella, Ulrike Neuendorf und Michaela Braun aus Neuss mit nach Kaarst gebracht hatten.
„Hier entsteht die Zukunft der neuen Kirche“, stand auf dem Banner, das Ursula Kurella, Ulrike Neuendorf und Michaela Braun aus Neuss mit nach Kaarst gebracht hatten. Foto: Kurier Verlag/Rolf Retzlaff

Dagmar Andrae, Pfarrgemeinderatsvorsitzende der katholischen Pfarreiengemeinschaft Kaarst-Büttgen, und Alexandra Sievers – beide organisieren auch die Friedensgebete in Kaarst – hatten die Fürbitten vorgetragen und gemeinsam mit den Gästen Kirchenlieder gesungen. Mit dabei waren auch Ursula Kurella und Michaela Braun aus der Pfarrgemeinde Neuss-Mitte; hier habe der Pfarrgemeinderat keine Notwendigkeit gesehen, eine vergleichbare Aktion auf die Beine zu stellen; deshalb war das Duo aus der Quiriniusstadt gemeinsam mit Ulrike Neuendorf aus Büttgen nach Kaarst gekommen. „Hier entsteht die Zukunft der neuen Kirche“ war auf ihrem Banner zu lesen. Sie forderten eine Strukturveränderung und grundlegende Aufarbeitung. „Eigentlich hätten heute alle Geistlichen Mahnwachen vor ihren Kirchen veranstalten sollen“, so Neuendorf. „Wir wollen auch für Neuss-.Mitte ein Zeichen setzen“, erklärte Kurella, „viele der wirklich Engagierten, die die Gemeinde tragen, sind bereits frustriert ausgetreten, weil sie mit dieser Kirche nichts mehr anfangen können.“ Michaela Braun befürchtet das Ende einer lebendigen Gemeinde.

 Dagmar Andrae und Alexandra Sievers (v.l.) hatten die Fürbitten vorgelesen.
Dagmar Andrae und Alexandra Sievers (v.l.) hatten die Fürbitten vorgelesen. Foto: Kurier Verlag/Rolf Retzlaff

Am Rande der Veranstaltung gab es auch Stimmen, die Kritik an der Art und Weise des Gedenkens geäußert hatten: „Die handzahmen Fürbitten waren von der Bischofskonferenz formuliert. Wir hätten uns deutlichere Forderungen gewünscht. Wo ist die Forderung nach einer gerechten Bestrafung der Täter?“

Rolf Retzlaff