Der Einladung gefolgt waren die Bürgermeisterkandidaten Lothar Fink (SPD), Mirko Düssel (FWG Kaarst) und Bodo Korzeniewski („Wir für Kaarst“). Josef Karis, Vorsitzender der FWG Kaarst und Mitglied der Bürgerinitiative, der die Debatte via Einladungsvideo initiiert hatte, nutzte die Gelegenheit, um eine Petition mit über 1.400 Unterschriften Kaarster Bürger zu überreichen. Zentrale Forderung: Der Nordkanal müsse wieder als natürlicher Vorfluter hergerichtet werden, um Hochwasserspitzen wirksam abfangen zu können.
Bereits 2004 lagen der Stadt Gutachten vor, die eine zeitnahe Entschlammung des Nordkanals vorsahen, um diesen um rund 40 Zentimeter abzusenken. Der Boden- und Wasserzweckverband war angewiesen worden, entsprechende Lösungen zu schaffen. Ebenfalls wurde festgestellt, dass die Pflege des Nordkanals keine genehmigungspflichtige Maßnahme, sondern eine pflichtmäßige Unterhaltungsmaßnahme darstellt. Vor 1950 war die Sohle des Nordkanals unstrittig tiefer als in den bekannten Gutachten.
Bodo Korzeniewski verwies angesichts der desaströsen Haushaltslage der Stadt auf den begrenzten Handlungsspielraum: „So ehrlich muss man sein: Man wird sicherlich nicht jedes Haus schützen können.“ Als einzig gangbare Lösung nannte er das „Korschenbroicher Modell“ der Grundwasserabsenkung durch Brunnen, räumte aber ein, dass dies nicht allen Betroffenen helfe. Lothar Fink von der SPD widersprach der offiziellen Zahl von 300 betroffenen Haushalten deutlich: „Ich kann mir vorstellen, dass bis zu 2.000 Haushalte in Kaarst betroffen sind.“ Auch er befürwortet das Brunnen-Modell, pocht aber darauf, sich intensiv mit allen Gutachten auseinanderzusetzen, „um auch denen helfen zu können, denen damit nicht geholfen ist.“
Josef Karis konterte die Verharmlosung des Problems aus dem zuständigen Ausschuss mit einer drastischen Einladung: „Wenn man im Ausschuss feststellt, dass es gar kein Grundwasserproblem gibt, dann laden wir hier in den Keller des Bischofshofs ein, die als erstes Grundwasseropfer in Kaarst bekannt wurde.“ Zudem warnte er davor, die Schutzaufgaben des Boden- und Wasserzweckverbandes aus der Satzung zu streichen und damit die Stadt endgültig aus der Verantwortung zu entlassen und die noch bestehenden Kontroll- und Steuerungsmöglichkeiten der Bürger zu entziehen. Einigkeit herrschte am Ende in der Forderung nach einem breiten Bündnis. Mirko Düssel (FWG Kaarst) appellierte: „Auch bei einer schwierigen Haushaltssituation dürfen die betroffenen Haushalte nicht im Stich gelassen werden. Wir müssen alle Beteiligten – Bürger, Verwaltung, Politik und Fachleute – an einen Tisch holen, um konstruktive Lösungen zu generieren.“