Ab 25. Januar Anmeldungen möglich+++3.682 Dosen werden bis heute verimpft worden sein Impfzentren starten am 1. Februar: Terminvergabe ab Ende Januar

Neuss/Kaarst · Seit knapp drei Wochen wird auch hierzulande gegen Covid-19 geimpft – zunächst die besonders gefährdeten Bewohner sowie die Beschäftigten in Senioren- und Pflegeheimen. Am 1. Februar sollen die Impfzentren an den Start gehen.

 Impfung im Altenheim Immaculata: Mitarbeitende lassen sich gegen Covid-19 impfen.

Impfung im Altenheim Immaculata: Mitarbeitende lassen sich gegen Covid-19 impfen.

Foto: St. Augustinus Gruppe/Herrmanny

Am vergangenen Mittwoch machten sich mobile Impfteams auf den Weg nach Neuss, Kaarst, Grevenbroich und Dormagen, um in Alten- und Pflegeheimen zu impfen. So unter anderem im Altenheim „Immaculata“ in Neuss: Dort bekamen 71 Mitarbeitende des Augustinus Hospizes und des Altenheims, 44 Personen des Augustinerinnen Ordens und 75 Immaculata-Bewohner die Covid-19-Impfung durch ein 13-köpfiges mobiles Impfteam.

„Es lief alles wie am Schnürchen und sehr strukturiert“, verrät Christian Herrmanny, Sprecher der St. Augustinus Gruppe, der das Altenheim angehört. Er war zum ersten Mal bei einer Corona-Impfung anwesend und ist beeindruckt von deren Ablauf. „Der Neusser Hausarzt Dr. Guido Pukies, der zum Impfteam gehört, hat erklärt, dass der Impfstoff hochsensibel ist – man müsse genau so vorsichtig mit ihm umgehen, wie beispielsweise mit Nitroglycerin“, erzählt er. Natürlich würde der Impfstoff nicht explodieren – aber schon die kleinste Erschütterung könne den fragilen Stoff unbrauchbar machen, weiß Mediziner Pukies.

Verimpft wurde bei diesem Termin der Impfstoff von Biontech/Pfizer. Bevor er zum Einsatz kommt, wird er bei minus 70 Grad Celsius gelagert. Bevor er verimpft werden kann, wird er vor Ort in den Einrichtungen vom Team „rekonstituiert“ – sozusagen „aufgetaut“, damit er warm genug für den menschlichen Körper ist.

Inzwischen enthält eine Ampulle sechs Impfdosen. „Und keine einzige wird verschwendet. Was an Impfstoff übrig geblieben ist, wurde vom Impfteam an die Rettungsdienste verteilt“, erklärt Herrmanny. Denn für den Impftermin standen 36 Ampullen, was 216 Dosen ausmacht, zur Verfügung, 190 Personen bekamen eine Impfung. „Damit haben wir in den Einrichtungen eine durchschnittliche Impfquote von 86 Prozent“, verrät er. Die gut strukturierte Umsetzung – unter Einhaltung strenger Sicherheitsmaßnahmen zum Schutz aller Beteiligten – sorgte dafür, dass bei dem Termin alles reibungslos ablief.

 Hausarzt Dr. Guido Pukies gehört zum Impfteam.

Hausarzt Dr. Guido Pukies gehört zum Impfteam.

Foto: St. Augustinus Gruppe/Herrmanny

Laut der Kassenärztlichen Vereinigung Nordrhein (KVNO) sei die Umsetzung der Impfung in den Heimen ein komplexer Prozess mit vielen Beteiligten und erfordere aufwändige Abstimmungen zwischen Kommunen (Priorisierung der Einrichtungen), den Einrichtungen, die spezifische Voraussetzungen für den Impfstart vor Ort erfüllen müssen, sowie der KVNO (Meldung an das Gesundheitsministerium über Ort und Menge der Lieferung sowie Aufbau der Impfteams).

Der Mediziner Dr. Guido Pukies ist einer der leitenden Impfärzte für den Rhein-Kreis Neuss. Doch für den gelungenen Impfstart in Neuss macht er vor allem eine Gruppe verantwortlich: „Die vielen Ehrenamtler! So zum Beispiel eine Intensivkrankenschwester und alleinerziehende Mutter – sie war bis jetzt bei jeder Impfaktion ehrenamtlich dabei. Oder Dr. Raphaela Schöfmann, mit der ich gemeinsam in der Praxis arbeite. Auch sie hat drei kleine Kinder zu Hause, viel Arbeit und ist trotzdem immer ganz vorne mit dabei beim Impfen!“, so Pukies beeindruckt. Generell seien die Impfteams voller „unaufgeregter Powerfrauen, die gemeinsam ,an vorderster Front’ die Pandemie bekämpfen!“

Im Rhein-Kreis Neuss wurden bis einschließlich heute, Freitag, 15. Januar, 3.682 Impfdosen in insgesamt 25 Einrichtungen verimpft. Damit wurden gut 70 Prozent der für den Kreis bislang insgesamt zur Verfügung stehenden Impfdosen abgerufen. Weitere Lieferungen an Impfstoff wurden vom Land NRW bereits angekündigt. Die Planungen für die nächste Woche laufen derzeit in enger Abstimmung mit den örtlichen Heimen.

Am Montag, 1. Februar, nehmen die 53 Impfzentren in NRW – davon 26 in Nordrhein – ihren Impfbetrieb auf. Dann werden zunächst die Bürger geimpft, die im Januar 80 Jahre oder älter sind, zu Hause leben und noch mobil sind. Laut KVNO erhalten Personen dieser Gruppe im Laufe der kommenden Woche über ihre Kommune einen Brief des nordrhein-westfälischen Gesundheitsministers Karl-Josef Laumann mit Informationen zum Ablauf der Impfung.

 Beim Umgang mit dem Impstoff ist höchste Vorsicht geboten.

Beim Umgang mit dem Impstoff ist höchste Vorsicht geboten.

Foto: St. Augustinus Gruppe/Herrmanny

In diesem Schreiben wird auch eine kostenlose 0800-Rufnummer sowie eine Webadresse mitgeteilt, unter der sich Angehörige der Gruppe für die Erst- und Zweitimpfung anmelden und einen Termin vereinbaren können. Diese werden wiederum schriftlich bestätigt.

Anmeldungen sind ab 25. Januar möglich – zunächst ausschließlich für über 80-jährige Personen, die das Informationsschreiben erhalten haben. Sie werden in kleinen Schritten mit den derzeit zur Verfügung stehenden Impfdosen versorgt. Laut KVNO reichen die Impfstoffmengen in NRW für etwa 85.000 Menschen pro Woche.

„Alle, die geimpft werden möchten, werden einen Termin bekommen – aber nicht alle im Februar oder Anfang März. Wir können aufgrund der derzeit verfügbaren Impfstoffmengen nur nach und nach impfen. Die Impfung allein der über 80-Jährigen wird voraussichtlich bis Mitte April dauern“, sagt Dr. med. Frank Bergmann, Vorstandsvorsitzender der KVNO. Die Impfung werde ein Marathon, kein Sprint.

Aufgrund der absehbar großen Nachfrage wird die Online-Buchung der Impftermine empfohlen. Die KVNO bittet jüngere Familienmitglieder, ihre betagteren Angehörigen bei Bedarf dabei zu unterstützen und weist darauf hin, dass alle, die laut Corona-Impfverordnung nicht zu dieser Gruppe gehören, nicht anrufen sollen, ehe auch für sie die Terminvergabe startet. Darüber wird rechtzeitig informiert.

„Sonst wird die Telefon-Hotline bei der zu erwartenden Zahl an Anrufern trotz gewaltiger Kapazitäten zum Nadelöhr“, erklärt Dr. med. Carsten König, stellvertretender Vorstandsvorsitzender der KVNO. „Wir wollen unbedingt vermeiden, dass die Nummer zu Beginn überlastet wird und Impfberechtigte deshalb womöglich nur schwer Termine vereinbaren können. Daher raten wir auch zur Online-Buchung“, so König.

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