Die Suppenküche in Neuss „Bei uns wird niemand weggeschickt!“
Neuss · In Spitzenzeiten warteten 70 Männer und Frauen auf eine warme Mahlzeit der Suppenküche vor dem Haus St. Agnes an der Nordkanalallee – jeden Tag. „Die Folgen des Krieges in der Ukraine sind auch bei uns deutlich zu spüren“, sagt Magdalena Hackl, Geschäftsführerin der Behindertenhilfe der St. Augustinus Gruppe, die die Suppenküche gemeinsam mit der Seniorenhilfe und dem Alexius/Josef Krankenhaus betreibt. Trotz Energiekrise und gestiegener Lebensmittelpreise ist das Team an 365 Tagen im Jahr für die Menschen in Not da. 22 ehrenamtliche Helfer sind täglich im Einsatz.
Ob an Weihnachten, Silvester oder Neujahr – die Essensausgabe der Suppenküche hat von 11.30 bis 13 Uhr geöffnet. „Gerade über die Feiertage wollen wir damit den bedürftigen Menschen zeigen, dass wir an sie denken und sie nicht alleine sind“, so Bereichsleiter Miroslaw Dorosz. „Bei uns muss auch niemand einen Nachweis erbringen, dass er bedürftig ist. Jeder, der danach fragt, bekommt ein warmes Essen“, verspricht der Koordinator. Dabei berührt es ihn besonders, wenn Eltern mit ihren Kindern kommen: „Wenn ich die Kinderwagen sehe und dann die Frage kommt, ob es auch etwas für die Kleinen gibt, kommen einem schon die Tränen“, gibt Dorosz zu.
Heiligabend und die Feiertage seien für die Menschen, die auf die Suppenküche angewiesen sind, eine schwierige Zeit. „Viele Gäste sind einsam, und oftmals führt sie ein Schicksalsschlag in die Bedürftigkeit“, weiß Marita Hennig, die seit fünf Jahren bei der Lebensmittelausgabe hilft. „Dass können Krankheit, der Verlust des Arbeitsplatzes oder eine Scheidung im hohen Alter sein. Manchmal erzählen uns die Gäste ihre Lebensgeschichte“, so die 63-Jährige. Der enge Kontakt zu den Menschen habe nach Corona nachgelassen. „Weil die Gäste nicht mehr hier vor Ort essen, sondern ihre Speisen nach wie vor zum Mitnehmen in Behälter ausgegeben bekommen. Wir hoffen, dass sich das bald wieder ändert.“
Vor dem Jahreswechsel blickt das Team der Suppenküche nachdenklich auf die vergangenen Monate zurück: „Wir erleben, dass der Bedarf an Hilfsangeboten wie unseren steigt. Die Spendenbereitschaft ist weiterhin sehr hoch, aber die Mittel sind endlich“, sagt Geschäftsführerin Hackl. „Viele Menschen haben in diesem außergewöhnlichen Jahr schon sehr viel geholfen und viele Helfer leiden selbst unter den gestiegenen Kosten. Die Verunsicherung ist groß.“ Umso glücklicher ist das Team über die Unterstützung des Ministeriums für Arbeit, Gesundheit und Soziales des Landes Nordrhein-Westfalen. Das hat kürzlich Fördermittel in Höhe von 7.500 Euro bewilligt. –skB