Start-up-Teens aus Neuss Mit dieser Jugend lässt sich optimistisch in die Zukunft blicken

Neuss · Wir befinden uns in schwierigen Zeiten, die Wirtschaft stöhnt unter der Last der Corona-Maßnahmen. Da tut es besonders gut zu sehen, wie junge Menschen optimistisch und voller Tatendrang in die Zukunft blicken: Gleich zwei Neusser Teams haben den Sprung in die Endrunde von „Start-up Teens – wir machen junge Unternehmer“, dem höchstdotierten Businessplan-Wettbewerb für Schüler in ganz Deutschland, geschafft.

 Das immunbar-Team (v.l.): Daniel Heidemann, Leon Gilges, Alina Schrainer und Christian Spinnrath präsentieren ihre Produkte.

Das immunbar-Team (v.l.): Daniel Heidemann, Leon Gilges, Alina Schrainer und Christian Spinnrath präsentieren ihre Produkte.

Foto: Kurier Verlag GmbH/Rolf Rezzlaff

Der kreative Kopf hinter Unique United ist Louis Kleemeyer. Er tritt in der Kategorie „Sustainability & Diversity“ an. Sein Ziel: Der 19-Jährige will eine digitale Plattform für Menschen mit Behinderung schaffen, auf der sie sich umfassend über verschiedene Bereiche informieren können. Los geht es mit den Themenblöcken „Urlaubsreisen“, „Bildung“ und „Events, Freizeit, Sport“. „Diese Angebote sind für Menschen mit Behinderung nicht einfach zu finden“, weiß Kleemeyer aus eigener Erfahrung. Er ist selbst gehandicapt. „Ich hatte früher nur einen kleinen Freundeskreis, hatte zum Beispiel Probleme, einen Urlaubspartner oder Events und Termine zu finden, die sich für mich eignen.“

Jetzt hat er diese speziellen Angebote für Menschen mit Handicap auf einer Homepage vereint. Viele Menschen mit Behinderung haben Schwierigkeiten beim Lesen, Schreiben oder dem Verständnis komplexer Sachverhalte. Die meisten gängigen Angebote sind weit verstreut im Netz und dazu sehr textlastig. Kleemeyer gestaltet seine Homepage „übersichtlich, mit wenig Text, vielen Bildern und Videos, die ich selber gedreht habe“, erklärt der junge Mann. Die Homepage soll in wenigen Wochen freigeschaltet werden.Die Idee zum diesem Projekt kam dem Azubi der Fachinformatik für Systemelektroniker während seiner einmonatigen Corona-Freistellungszeit. Jetzt fährt er am 18. Juni zur „Startup-Teens-Endausscheidung nach Berlin.

 Wenn Louis Kleemeyer (links) nicht für sein Start-up-Unternehmen arbeitet, spielt er gerne Tennis bei der Inklusions-Mannschaft des TTC Stadtwald – hier mit seinem Bruder und Doppelpartner Ben.

Wenn Louis Kleemeyer (links) nicht für sein Start-up-Unternehmen arbeitet, spielt er gerne Tennis bei der Inklusions-Mannschaft des TTC Stadtwald – hier mit seinem Bruder und Doppelpartner Ben.

Foto: privat

Hier wird er auf seine „Kollegen“ des Neusser Schüler-Projektes immunbar treffen. Sie sind in der Kategorie „Consumer Products“ unter den Top Drei gelandet. Das engagierte Quartett besteht aus Leon Gilges, Daniel Heidemann, Christian Spinnrath (alle 16 Jahre alt, Schüler des Quirinus-Gymnasiums) und Alina Schrainer (ebenfalls 16, Schülerin des Gymnasiums Marienberg). Sie wollen die Jury in Berlin mit verschiedenen Fruchtriegel-Varianten überzeugen. Der Clou: Der Riegel am Stiel kann genossen werden, ohne sich die Finger „vollzukleckern“. „Alles natürlich öko, vegan und handgemacht“, berichtet Leon über Produktionstage mit der ganzen Familie in der Kochschule by Uwe Hemm in Kerpen. „Da hat die Oma stundenlang Orangenschalen geraspelt“, schmunzelt Alina.

Starthilfe gab auch Leons Mutter Alina Gilges, Inhaberin und Geschäftsführerin der Agentur Blue Moon. Sie weiß das Produkt der Immunbar garantiert zu schätzen: Der Fruchtriegel mit natürlichen Inhaltsstoffen und ohne Chemie eignet sich hervorragend als kleine Mahlzeit zwischendurch: Er steckt auf einem Stiel und lässt sich so leicht „verputzen“. Die vier Jungunternehmer legen zudem Wert auf eine umweltfreundliche und nachhaltige Produktion. Rund 6.000 Riegel sind bisher in Handarbeit entstanden – samt Schneiden und Verschweißen der Verpackung. Die Gründer haben sich bereits nach einer Verpackungsmaschine erkundigt, „doch dazu müssten wir größere Stückzahlen produzieren“, erklärt Daniel.

Wer weiß: Vielleicht ist der Weg zur Großproduktion gar nicht mehr so weit. Das Quartett wirbt auf Facebook und Instagram, hat eine eigene Homepage (immunbar.de), auf der man unter anderem Storys und kurze Filme über die Entstehung der Riegel findet. Was ist der Food-Friday, was der Fitness-Friday? Auch diese Fragen werden online beantwortet.Auf dem steinigen Weg zum Erfolg wird das immunbar-Team von einigen Promis begleitet: Unterstützer sind der Neusser Musiker MaximNoise, der Unternehmer Johann-Andreas Werhahn sowie die Influencer Marie und Jake Snow, die auf Instagram fast eine Millionen Follower mit ihren Reiseabenteuern begeistern.

Im September heimsten die „Fruchtriegel-Experten“den MIT-Award der CDU-Mittelstandsvereinigung des Rhein-Kreises Neuss ein. Ein Bewerbungsvideo für die VOX-Show „Die leckerste Idee Deutschlands“ wurde bereits abgeschickt; das Gewinnerprodukt wird in Deutschlands Rewe-Märkten gelistet. Apropos: Zurzeit sind die Riegel bei den beiden Edeka-Märkten Gossens und Haupt in den Regalen zu finden.Man merkt: Die vier Schüler sind mit Leidenschaft bei der Sache – dabei brennt ihr Herz nicht nur für die Fruchtriegel. Ihr erstes Produkt war die Mund-Nase-Maske mit besonderem Styling, von der bisher rund 300 Exemplare verkauft wurden.

Auf der Crowdfunding-Community-Plattform Start Next werben die Neusser um finanzielle Unterstützung. Die Sponsoren erhalten je nach gespendetem Betrag „Dankeschöns“: vom immunbar-Sticker und extra großen Immunbars bis zum Backen mit den Gründern – zu finden unter www.startnext.com/immunbar .

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