Erstes „Politisches Frühstück“ der CDU mit Peter Küsters Wie kann sich Neuss an den Klimawandel anpassen?

Neuss · Die Neusser CDU möchte ein neues Format etablieren: Beim „Politischen Frühstück“ will die Partei einmal im Quartal mit einem Experten in lockerer Atmosphäre über zentrale Zukunftsthemen ins Gespräch kommen.

 Der CDU-Vorsitzende Jan-Philipp Büchler (vorne, rechts) hatte zur Premiere des „Politischen Frühstücks“ im Café Schwan den Urban Climate Architect Peter Küsters (vorne, links) eingeladen.

Der CDU-Vorsitzende Jan-Philipp Büchler (vorne, rechts) hatte zur Premiere des „Politischen Frühstücks“ im Café Schwan den Urban Climate Architect Peter Küsters (vorne, links) eingeladen.

Foto: Kurier Verlag/Rolf Retzlaff

„Das passt zur Öffnung und Erneuerung der CDU; wir begeben uns ins öffentliche Leben“, so Büchler. Zur Premiere im Café Schwan hatte er Peter Küsters eingeladen, als Urban Climate Architect ein europaweit anerkannter Experte im Bereich der Klimaanpassung und Mitglied im neu gegründeten Klimabeirat der Stadt Neuss. Der CDU-Stadtverordnete Bernd Ramakers stellte ihm die entscheidende Frage: „Glauben Sie, dass Neuss 2035 klimaneutral sein wird?“ Der Experte verneinte dies mit Blick auf das Klimaschutzkonzept: „Zu Beginn wird der CO2-Verbrauch dank kleinerer Maßnahmen schnell reduziert, aber die ,harten Nüsse’ kommen am Ende.“ Wie also könnte sich Neuss an die zu erwartenden Klimaveränderungen anpassen?

„Das Grün gehört in die Stadt genauso wie Straßen und Wege“, appelliert der Experte für Klimawandelanpassung, „Grün mitzudenken und als Notwendigkeit zu sehen“. Durch das Pflanzen von Bäumen könnte beispielsweise die Temperatur auf dem Marktplatz um drei bis vier Grad gesenkt werden. Küsters führt Möglichkeiten der Dach- und Fassadenbegrünung aus, welche wiederum für Abkühlung in den Städten sorgen könnten; auch sei der die Kanalisation entlastende „Schwammeffekt“ bei Starkre-

genereignissen wichtig: „Hätte das Hochwasser einen stark verdichteten Raum wie Neuss getroffen, wäre das Ganze noch schlimmer ausgegangen“, so Küsters. Er weiß aber auch: „Wir können die Stadt nicht zum Dschungel machen.“ So entwickelt die Firma GreenPass, deren Mitgründer er ist, Pflastersteine, die Regenwasser speichern und dieses bei Hitze verdunsten lassen. Der Prototyp soll auf einer Versuchsfläche im Neusser Gartenhof Küsters unter die Lupe genommen werden. GreenPass erstellt auch aufwändige Simulationen, wie sich verschiedene Faktoren auf das jeweilige Klima auswirken. Mega-Computer sind hier zugange: Die Simulation für die Bebauung und Bepflanzung des Wendersplatzes würde rund eine Woche dauern. Aber Küsters mahnt: „Wenn hier schlecht gebaut wird, spüren das auch die Menschen auf dem Markt“, macht er deutlich, dass die Position der Gebäude sowie dichte Bepflanzung weitreichende Auswirkungen unter anderem auf die Windschneise in Richtung Innenstadt hätten.Nach reger Diskussion nahmen die Christdemokraten gleich mehrere Aufträge mit auf den Weg: die Forderung, Landschaftsarchitekten künftig verbindlich in die Entwicklung großer Bauanträge einzubeziehen, ein schnelleres Genehmigungsverfahren für den Bau von Windrädern, die Forderung nach einer verstärkten Gebäudesanierung in Neuss mit dem Ziel der CO2-Reduzierung und die Überlegung, zu Stoßzeiten Busverbindungen für Pendler zu schaffen und so den Autoverkehr zu reduzieren. Zudem sollen die wasserspeichernden Steine im Blick behalten werden. „Vielleicht kann man sie ja als erstes in Neuss einsetzen“, sagt Büchler, dem das erste „Politische Frühstück“ garantiert gut geschmeckt hat; schließlich wurde nicht nur debattiert, es wurden auch konkrete „Hausaufgaben“ verteilt.

Rolf Retzlaff

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