Rhein-Kreis, Creditreform und Sparkasse stellen den Geschäftsklima-Index vor Wie steht es um unsere Wirtschaft?

Neuss/Kaarst · In diesem Jahr ist plötzlich alles ganz anders – so auch das Mittelstandsbarometer, das der Rhein-Kreis Neuss, die Sparkasse Neuss und die Creditreform Düsseldorf Neuss jetzt zum 13. Mal vorgelegt haben. Auch hier dominierte das omnipräsente Thema: die Corona-Pandemie. Das Ergebnis macht Mut.

 Von links: Dr. Volker Gärtner (Sparkasse), Chris Proios (Creditreform), Carsten Proebster (Sparkasse), André Becker (Creditreform) und Landrat Hans-Jürgen Petrauschke stellen die Ergebnisse des Mittelstandsbarometers 2020 vor.

Von links: Dr. Volker Gärtner (Sparkasse), Chris Proios (Creditreform), Carsten Proebster (Sparkasse), André Becker (Creditreform) und Landrat Hans-Jürgen Petrauschke stellen die Ergebnisse des Mittelstandsbarometers 2020 vor.

Foto: Kurier Verlag GmbH/Hanna Loll

Der Rhein-Kreis Neuss, die Sparkasse Neuss und die Creditreform Düsseldorf Neuss haben im Juni und Juli ihre alljährliche Umfrage zur konjunkturellen Lage des Mittelstands im Rhein-Kreis Neuss gestartet. Rund 500 Unternehmen, ausgewählt nach Standort, Branche und Unternehmensgröße, wurden um ihre Einschätzung der Wirtschaftslage in der Region befragt. Die Umfrage ist repräsentativ und liefert umfangreiche Einblicke in die Stimmung der Unternehmer in den acht Kommunen des Rhein-Kreises Neuss – auch in Hinblick auf die Auswirkungen der Krise.

Zeigte das Mittelstandsbarometer im vergangenen Jahr noch einen sehr guten Geschäftsklima-Index von 135 Punkten, so liegt er in diesem historischen Jahr bei 106. „Das ist der niedrigste Wert seit 2008 – dem Jahr der globalen Finanzkrise“, ordnet der wissenschaftliche Leiter der Umfrage Dr. Rainer Bovelet ein, betont aber auch: „Wir sprechen von zwei Weltwirtschaftskrisen innerhalb von zwölf Jahren, sind aber von einer Jahrhundertrezession weit entfernt.“ Er würde, bedingt durch die Corona-Krise, eher von einer „Turborezession“ sprechen. „Schon während der Umfrage haben wir aber gemerkt, dass die Stimmung besser wurde. Je später wir ein Unternehmen befragt haben, desto besser wurde es.“ In einem großen Sonderthema befassten sich die Fragen auch mit dem Einfluss und den Folgen der Pandemie.

Das Ergebnis: Rund 49 Prozent der Unternehmen gaben an, von der Corona-Krise gar nicht betroffen zu sein. Bei den rund 20.274 wirtschaftsaktiven Unternehmen im Kreis beträfe das also etwa 10.000 Betriebe. „Im Grunde kann man also sagen, dass die Region gut aus der Krise gekommen ist“, meint Chris Proios, Creditreform Konjunkturforschung Regional, betont aber auch: „Es ist nicht für alle gut gelaufen.“ Man müsse diejenigen im Blick behalten, die noch der Hilfe bedürfen. Denn 49 Prozent heißen auch: 51 Prozent waren sehr wohl betroffen (7 Prozent sehr gering, 18 Prozent gering, 15 Prozent stark und 12 Prozent sehr stark). „Die meisten betroffenen Unternehmen beklagen sich über Auftragsrückgänge, Absatzschwierigkeiten, die Auswirkungen behördlicher Anordnungen“, erklärt Proios.

Unternehmen, die sich als nicht direkt betroffen betrachten, erreichen übrigens einen Geschäftsklima-Index von 121 Punkten – und befinden sich damit immer noch im Konjunkturboom der vergangenen Jahre. Die stark betroffenen Unternehmen kommen gemeinsam auf einen Index von 88 Punkten, gering betroffene auf 109. Aus diesen drei Werten ergibt sich der Gesamt-Index von 106 (im Mittel). Die Unterstützung durch kommunale Angebote und die Wirtschaftsförderung sei von den Betroffenen gut genutzt und deren Wirksamkeit gut eingestuft worden, erklärt Landrat Hans-Jürgen Petrauschke und weiter: „Die Arbeitslosenquote im Kreis ist von 5,1 Prozent im Jahr 2019 auf 6,4 Prozent gestiegen – in anderen Städten aus der Region wie zum Beispiel Düsseldorf oder Mettmann ist der Anstieg noch deutlicher.“

Einen kleinen Lichtblick sieht er allerdings in einer anderen Zahl: „65 Prozent der von der Pandemie betroffenen Unternehmen gehen davon aus, dass ihr Betrieb innerhalb eines Jahres die negativen Auswirkungen der Corona-Krise überwindet. Ich bin sehr froh über diese Einschätzung, die mich zwar nicht besser schlafen, aber doch positiv in die Zukunft blicken lässt“, so der Landrat. Und die Umfrage stellt dem Rhein-Kreis Neuss auch in dieser weltweit schwierigen wirtschaftlichen Zeit ein weiteres gutes Zeugnis aus: „Die Weiterempfehlungsquote ist wieder nahezu auf dem Höchststand: 94 Prozent der regionalen Unternehmen würden den Rhein-Kreis Neuss anderen Unternehmen als Unternehmensstandort empfehlen“, freut sich der Landrat.

„Die trotz Pandemie steigende Wertschätzung für unseren Wirtschaftsstandort ist ein starkes Signal, dass die Rahmenbedingungen im Rhein-Kreis Neuss stimmen!“ Wenn also auch noch viele Herausforderungen vor unseren ansässigen Unternehmen liegen, um die Krise nachhaltig gut zu überstehen, steht doch viel auf der „Habenseite“ – und das macht Mut für unseren starken Mittelstand!

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