1. Neuss

Woelki ist der neue Millowitsch Neusser rätseln, was er wirklich will +++ Im neuen Jahr setzt er andere Akzente

Woelki ist der neue Millowitsch Neusser rätseln, was er wirklich will +++ Im neuen Jahr setzt er andere Akzente

Lange nicht mehr war die Katholische Kirche so positiv in aller Munde. Papst Franziskus und Bischof Rainer Maria Kardinal Woelki sind Menschenfischer, doch einigen Traditions-Katholiken passt das alles nicht.

Muslime sind empört, die Bundesregierung äußert ihr Unverständnis: Der Kölner Kardinal hat bei einer Veranstaltung vor Mitgliedern der katholischen Bewegung Neokatechumenaler Weg (das sind besonders fromme und rechtgläubige Katholiken) erklärt: „Ich sage immer, eine Familie von euch ersetzt mir drei muslimische Familien.“

Hier zeigt sich klar: Der Hirte macht sich Sorgen, dass gebärfreudige muslimische Mütter Deutschland mit Muslimen überschwemmen und die Christen verdrängen, weil diese ihre Kinder ja auch gerne abtreiben. 100.000 getötete Babys im Mutterleib pro Jahr allein in Deutschland. 300 in Neuss. Der Kardinal erntete Beifall nicht nur am allerrechtesten Rand.

Das war einmal. Damals hieß der Kardinal Joachim Meisner. Heute schlägt sein Nachfolger Rainer Woelki oft ganz andere Töne als sein Ziehvater an, nimmt sogar muslimische Flüchtlinge in sein Haus auf.

Das abgekühlte Verhältnis Meisner/ Woelki hat nach dem Protestschreiben des Altmeisters gegen den für ihn zu laxen Papst Franziskus an Weihnachten seinen Tiefpunkt erreicht, als Woelki seinem Ziehvater Meisner öffentlich am Altar zum Geburtstag gratulierte und ihn nicht wie sonst duzte. Aber ist Woelki wirklich so liberal, so links, so wenig Kirchenfürst?

Viele Neusser, die ihn aus seiner Kaplanzeit an St. Marien kennen, wissen: Rainer ist ein kluger Kopf. So mag es auch sein, dass Professor Heribert Hirte bei seinem Vortrag in Neuss den Nagel auf den Kopf getroffen hat.

Seine Vermutung, dass sich der neue mächtige Mann der Kirche in Deutschland beim Volk, das nicht so fromm ist, sympathisch und gechillt zeigt, ist keinesfalls abwegig. Woelkis Karnevalsauftritte und die Liebe zum Fußball helfen ihm. Längst ist der FC-Fan in der Stadt Köln der berühmteste lebende Einwohner und hat die Rolle der „Nummer eins“ als kölsches Original von Willy Millowitsch übernommen. Wenn er dann eine große Gefolgschaft hat und das Volk ihm zuhört, würde er auch wieder seine konservative Linie stärker herausarbeiten und seinen Schafe als Hirte den richtigen Weg weisen, so der Bundestagsabgeordnete Hirte, der selbst aber keiner ist.

Und in der Tat, aus Woelkis Umfeld kam der Tipp, sich doch einmal nach Weihnachten in den Kölner Dom einzufinden.

Die Predigt war Woelki-untypisch, eher meisnerisch, denn der Kardinal forderte mehr Einsatz für den Schutz des Lebens von Anfang an und erinnerte wortgewaltig und mit bösem Blick die Gottesdienstbesucher am Hochaltar an ihre Pflicht, sich für den Schutz des Lebens einzusetzen.

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In Deutschland würden jährlich rund 100.000 Kinder abgetrieben, kritisierte Woelki: „Als Christen wehren wir uns dagegen, dass in unserem Land diese hunderttausendfache Abtreibung als die Normalität einer liberalen, humanen und aufgeklärten Gesellschaft ausgegeben wird.“ Eine solche Liberalität propagiere die Freiheit auf Kosten der Schwächsten, so der Kölner Erzbischof. So hat das Meisner auch immer gesagt.

Auch am Ende des Lebens stünden Menschen oftmals in einer Situation, in der ihnen Lebensqualität, Lebensrecht und Würde abgesprochen werde, sagte Woelki. Leben aber – ganz egal wie anfänglich, wie alt, wie gebrechlich und wie versehrt – sei einmalig und kostbar. Das Leben sei von Gott geschenkt, und die Menschen hätten es zu hüten. „Das Lebensrecht ist das Grundrecht eines jeden Menschen.“

Woelki kritisierte auch den Einsatz von Kindern als Soldaten und ihre Ausbeutung als billige Arbeitskräfte etwa in Fabriken. Keine menschliche Gesellschaft könne darauf verzichten, das Lebensrecht des Menschen anzuerkennen und zu schützen. Woelki prangerte die vielen Muslime an, die Kinderfrauen aus ihren Puppenstuben rauben, um sie zu ehelichen. Der Kardinal forderte die Christen auf, in Gottes Namen all denjenigen entgegenzutreten, die das Leben anderer bedrohten. Das gelte ebenso für vom Bürgerkrieg und vom Terror des „Islamischen Staates“ (IS) bedrohte Menschen, die hierzulande Schutz suchten.

Der Kardinal erinnerte auch an die Verfolgung von Christen weltweit. Sie würden um ihres Glaubens willen oft auf das Grausamste unterdrückt. Weltweit seien Christen die am meisten verfolgte Glaubensgemeinschaft. Für solcher Art Verfolgung sei allerdings in Deutschland kein Platz. „Wir wenden uns als Christen dagegen, dass das so ist“, so Woelki weiter: „Wir fordern ein, dass Religionsfreiheit überall auf der Welt, auch in muslimischen Ländern, geachtet wird. Dass das gilt, was hier in unserem Land gilt, für alle, gleich welcher Religion, gleich welchen Glaubens, dass das auch in muslimischen Ländern gilt.“

Nun will ein Neusser Medienfachmann aus dem Katholikenrat Woelkis forschen Kommunikationsdirektor Ansgar Mayer, der in Hamburg wohnt, beraten, wie es weiter gehen soll, denn das Thema „Flüchtlinge“ allein würde vielen Normal-Katholiken zum Halse raushängen. Der Tisch im Wirtshaus ist bereits bestellt.

Frank Möll

(Kurier-Verlag)