„Die Asiatische Hornisse ist eine invasive Art, die sich zwar mit Vorliebe von Honigbienen ernährt, aber auch viele andere Bestäuber und Insekten jagt – mit massivem Schaden für unser heimisches Ökosystem“, erklärt Michaela Grundhoff. Sie ist Vorsitzende des Imkervereins Neuss und Wespen- und Hornissenberaterin. Seit einigen Jahren verbreitet sich die Art schnell in Deutschland, gilt inzwischen als etabliert – weshalb auch keine Meldepflicht an die Untere Naturschutzbehörde des Rhein-Kreises Neuss mehr besteht.
Diese erklärt: „Während sie in den Jahren 2022 bis 2024 noch bekämpft wurde, greift in diesem Frühjahr ein Management im Rahmen der EU-Verordnung Nr. 1143/2014 über invasive Arten. Es entfällt somit die Beseitigungspflicht der Nester für die Unteren Naturschutzbehörden in Nordrhein-Westfalen aus Gründen der Gesundheitsvorsorge oder zur Abwendung von wirtschaftlichen Schäden.“
Für Grundhoff und ihre Mitstreiter ein großes Problem. „Uns ist es besonders wichtig, dass geklärt wird, wer dafür zuständig ist, Hornissennester im öffentlichen Raum zu entfernen. Es geht nicht nur um den Schutz von Honigbienen, sondern den aller Insekten“, erklärt sie und meint: „Auch kann es nicht zur Aufgabe der Imker werden, sich um die Eindämmung der Ausbreitung zu kümmern.“ So würden etwa in Köln oder Viersen Stadt beziehungsweise Kreis die Bekämpfung der asiatischen Hornisse unterstützen, indem Schutzanzüge und Ausrüstungen finanziert werden. Auf Privatgrundstücken ist der Eigentümer in der Pflicht.
Grundhoff: „Aus jedem Nest, das nicht entfernt wird, entstehen 20 bis 50 neue Nester – mit neuen Völkern, die unsere Bestäuber angreifen.“ Sie hat inzwischen eine Vereinbarung mit der Unteren Naturschutzbehörde des Kreises getroffen, die ihr Meldungen zu Nestern der Hornissen-Art in Neuss zukommen lässt. „Wir kümmern uns ehrenamtlich um die Beseitigung. Das ist leider gar nicht so einfach, denn die Asiatische Hornisse hat einen längeren Stachel als heimische Arten und kann Gift verspritzen, weshalb eine Spezialausrüstung nötig ist.“
Das Primärnest in der Telefonzelle haben sie am Montag beseitigt, am kommenden Montag kümmern sie sich um das zugehörige Sekundärnest in einer Baumkrone. Ein Schwarm der Asiatischen Hornisse baut im Laufe eines Jahres zwei Nester. Primärnester sind kleiner und werden im Frühjahr in Bodennähe an geschützten Orten wie Dachrinnen, dichten Hecken und dunklen Ecken errichtet. Sobald die Arbeiterinnen schlüpfen, wird ab dem Sommer ein größeres Sekundärnest in höheren Lagen, oft in Baumkronen, angelegt, das das Hauptvolk beherbergt und der Überwinterung dient.
„Und diese auszumachen und zu entfernen ist mit hohem Aufwand und Kosten verbunden, wenn man zum Beispiel einen Steiger braucht“, weiß die Imkerin. Je mehr Primärnester frühzeitig entfernt werden können, desto besser, erklärt Grundhoff.
Die Asiatische Hornisse ist etwas kleiner als die europäische, hat einen schwarzen Kopf mit orangener Stirn, eine schwarze Brust, gelbe Beinenden und einen dunklen Hinterleib mit gelber Binde. Die Untere Naturschutzbehörde erklärt: „Die Tiere sind am besten in der Nähe von Bienenstöcken zu entdecken, wo sie in der Nähe des Fluglochs auf Beutefang gehen. Daher sind insbesondere die Imker gebeten, auf Vespa velutina zu achten und nach Möglichkeit ein Foto als Bildbeleg zu machen und im Neobiotaportal NRW hochzuladen.“ Dort wird die Verbreitung der Art dokumentiert (hier klicken, um zum Portal zu gelangen).
Grundhoff bittet: „Wenn Sie ein Nest gefunden haben, können Sie es auch uns melden. Wir beseitigen es dann. Wer uns dabei unterstützen möchte – zum Beispiel Firmen, die einen Steiger zur Verfügung stellen können oder ähnliches –, kann sich ebenfalls gern melden!“ Der Imkerverein ist erreichbar unter www.imkerverein-neuss.com/kontakt.
Besonders wichtig: „Wenn Sie ein Nest finden, versuchen Sie nicht, es selbst zu entfernen! Die Asiatische Hornisse verteidigt ihr Nest aktiv und greift an, wenn Sie zu nah herangehen. Halten Sie Abstand und melden Sie den Fund“, sind sich Grundhoff und die Naturschutzbehörde einig. Denn auch wenn der Stich der Asiatischen Hornisse für den Menschen nicht gefährlicher als der Stich einer Honigbiene oder Wespe ist, kann er etwas schmerzhafter sein.
Und: Wenn eine Asiatische Hornisse zusticht, setzt sie eine Duftmarke, die den gestochenen Menschen für andere Hornissen als „Angreifer“ kennzeichnet, was aggressives Verhalten auslöst. Nach einem Stich sollte man sich also schnell entfernen und einen geschlossenen Raum aufsuchen.