Der Neusser Bürgermeister blickt in die Zukunft Reiner Breuer weiß: „Die Stadt der Zukunft ist kreisfrei!“

Neuss · In den 1980er Jahren, als der Stadt-Kurier aus der Taufe gehoben wurde, kickte Reiner Breuer für den TSV Norf, spielte Basketball, versuchte sich geschmeidig beim Breakdance, lernte auf dem Gymnasium Norf Svenja Schulze, die jetzige Bundesministerin für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung, kennen und machte im Bezirksausschuss Norf seine ersten politischen Gehversuche. Damals zählte Neuss rund 140.000 Einwohner, jetzt haben hier circa 160.000 Bürger ihre Heimat. „Eine gesunde Größe“, weiß Breuer, mittlerweile Neusser Bürgermeister. Er will weiter an einer Verbesserung der Lebensqualität in der Quirinusstadt arbeiten.

 Der Neusser Bürgermeister Reiner Breuer blickt voller Zuversicht in die Zukunft der Stadt Neuss: „Die Einwohnerzahl muss nicht mehr steigen; jetzt arbeiten wir weiter an der Verbesserung der Lebensqualität.“

Der Neusser Bürgermeister Reiner Breuer blickt voller Zuversicht in die Zukunft der Stadt Neuss: „Die Einwohnerzahl muss nicht mehr steigen; jetzt arbeiten wir weiter an der Verbesserung der Lebensqualität.“

Foto: Kurier Verlag/Rolf Retzlaff

„Gerade im Süden ist Neuss seit den 80er Jahren gewachsen“, sagt Breuer, „Neuss hatte aber schon immer eine hohe Lebensqualität mit einer guten Infrastruktur, einem breiten Angebot an Kultur, Sport, Vereinen und gesellschaftlichen Gruppen, die den Zusammenhalt in unserer Stadtgesellschaft widerspiegeln.“ Neuss lebe von Tradition und Solidarität, aber auch „von mutigen Schritten, vor allem in den vergangenen Jahren“, verweist Breuer zum Beispiel auf die Entwicklung des Hafenbeckens 1: „Es ist wichtig, den Hafen als Wirtschaftsgrundlage ausbaufähig zu erhalten.“

Beim Wohnungsbau sei viel passiert, aber er stimmt hier kritische Töne an: „Es wurde auch fehlinvestiert.“ Eigentumsbildung sei zwar ein erstrebenswertes Ziel, aber gerade in den vergangenen 20 bis 30 Jahren sei der Flächenverbrauch immens gewesen. „Jetzt müssen wir Wohnraum für breite Bevölkerungsschichten mit verschiedenen sozialen Milieus schaffen.“ Beispielhaft nennt er die Entwicklung der Areale Augustinus-Park, Bauer&Schaurte, oder Etex-Gelände. „Die Mischung aus Eigentum und sozialem Wohnungsbau macht die Gesellschaft der Zukunft aus, wir legen Wert auf eine vielfältige und moderne Stadt.“

In Sachen Einwohnerzahlen ist Breuer „der festen Überzeugung, dass Neuss nicht weiter wachsen muss. Wir haben eine gute Größe, die eine qualitative Weiterentwicklung zulässt“. Man müsse auf die Veränderungen durch den demografischen Wandel eingehen: „Es gibt immer mehr ältere Menschen und Kinder; dadurch hat sich die Art der Bildung und Betreuung verändert.“ Zudem müssten Frauen stärker am Erwerbsleben teilnehmen können. Aber Breuer ist mit Blick auf die lokale Arbeitswelt zufrieden: „Mit 77.000 versicherungspflichtigen Menschen haben wir in Neuss einen absoluten Höchststand erreicht, das zeigt: In Neuss finden Betriebe Fachkräfte!“

Und wie stellt sich Breuer die Stadt der Zukunft vor? „Sie wäre kreisfrei“, sagt Breuer bestimmt, „es gehört zu einer selbstbewussten Stadt, eigenständig ihren Weg zu gehen – ohne Kreis“. Breuer verweist auf stolze 100 Millionen Euro Kreisumlage, die die Stadt alljährlich überweist: „Wir brauchen den Kreis nicht, der Kreis aber uns!“

Einige Utopien würde der Bürgermeister gerne verwirklicht sehen – auch wenn sie noch Zukunftsmusik sind: eine kostenlose Nutzung der Straßenbahn in der Innenstadt („Das wäre eine echte Attraktion“), gefahrloses Erreichen der City auf Radstraßen und sicheres Abstellen der Drahtesel in Radgaragen an den Umsteigemöglichkeiten in den ÖPNV, dank Brückenschlag zwischen Neuss und

Heerdt eine Radstrecke von der Ölgangsinsel nach Düsseldorf, eine Verlängerung der Straßenbahnlinie über Düsseldorfer Straße und Batteriestraße, vorbei am Wendersplatz ins Hammfeld, wo ein Viertel mit einer Mischung aus Wohnen und Arbeiten entstanden ist; hier sind Null-Energie-Eigenheime mit Photovoltaik und Windkraft gebaut worden. Ein schönes Zukunftsszenario; Wirklichkeit wird bereits in diesem Jahr die Verbindung per Schiff vom Neusser Hafen nach Düsseldorf: Der barrierefreie Steiger soll noch in diesem Jahr in Höhe des UCI-Kinos installiert werden – vielleicht passend zum Internationalen Hansetag in Neuss vom 26. bis 29. Mai? Im Rahmen dieses Events wird auch der Rennbahnpark als Veranstaltungsstätte auf den Prüfstand gestellt: Auf einer Bühne werden Künstler auftreten. Und wer weiß: Vielleicht werden wie schon Ende der 1980er Jahre demnächst hier wieder Größen wir Joe Cocker oder die No Angels auftreten... Rolf Retzlaff

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