Ein heikles Thema, das weiß auch Thomas Kaumanns (CDU), Mitglied im städtischen Ausschuss für Jugendhilfe, Schule, Soziales und Integration: „Rund um den geplanten Standort gibt es Spielplätze, Kitas, Schulen, verschiedene Läden, ein Kino und ein Parkhaus. Wir fordern ein Sicherheitskonzept für die Umgebung, damit sich die Drogenszene nicht dorthin verlagert. Vor allem Kinder und Jugendliche wollen wir schützen.“
Benjamin Jospehs, Leiter Presse- und Öffentlichkeitsarbeit beim Rhein-Kreis Neuss, macht deutlich, dass „das Kontakt-Café eine niedrigschwellige Einrichtung ist, in der Betroffene die Möglichkeit haben, sich aufzuhalten, eine Mahlzeit zu sich zu nehmen, Wäsche zu waschen, aber auch Beratungsangebote wahrzunehmen. Der Konsum von Drogen ist dort untersagt.“ Auch sogenannte Drogenkonsumräume werde es dort nicht geben.
Das Angebot ist zunächst an fünf Tagen in der Woche für jeweils vier Stunden geplant. „Es ist daher nicht davon auszugehen, dass sich die Drogenszene verlagert. Der aktive Konsum von Drogen ist auf dem Gelände verboten“, so Josephs. Der Bereich werde insgesamt gut einsehbar sein, sodass das Café und der Außenbereich, auch aufgrund der anwesenden Mitarbeiter, für Dealer unattraktiv seien. Regelverstöße wie Drogenkonsum oder dealen würden konsequent, zum Beispiel durch Hausverbote, geahndet und auch durch die Polizei verfolgt. Das Ziel: die Drogenszene insgesamt durch das niedrigschwellige Angebot des Cafés entzerren.
Dabei spricht die Stadt, die gemeinsam mit dem Rhein-Kreis das Kontakt-Café anbieten wird, lieber von einer „Auflösung der Drogenszene an der Stadthalle“. Dieser Bereich werde auch durch Obdachlose und andere marginalisierte Gruppen frequentiert, für die der Rhein-Kreis Neuss und die Stadt Neuss verschiedene und zielgerichtete Hilfsangebote bereitstellen würden, weiß Marc Bohn, Pressesprecher der Stadt Neuss. „Da ist die Auflösung und Entzerrung dieser Szene selbstverständlich sinnvoll.“
Das „Kontakt-Café“ soll Anlaufstelle sein und zugleich wichtige und notwendige Unterstützung für betroffene Menschen bieten. Geplant sind unter anderem eine umfassende hygienische Versorgung, Lebensmittel- und Getränkeausgabe, Beratungsdienste sowie die Vermittlung an weiterführende Hilfsangebote. Der Betrieb des Kontaktcafés wird durch die Caritas Sozialdienste Rhein-Kreis Neuss GmbH übernommen, die über langjährige Erfahrung in diesem Bereich verfügt.
Der Standort Rheintorstraße 30 wurde nach einer intensiven Suche und unter Einbeziehung verschiedener Akteure (Sozialamt Stadt Neuss, Jugendamt Stadt Neuss, Bürger- und Ordnungsamt Stadt Neuss, Kreispolizeibehörde, Gesundheitsamt Rhein-Kreis Neuss) ausgewählt. Das Grundstück befindet sich in städtischem Besitz; das Kontakt-Café wird vorerst in einem Containerbau untergebracht.
Auf das Thema Sicherheit angesprochen sagt Josephs: „Die zuständigen Stellen stehen in enger Abstimmung mit der Kreispolizeibehörde Rhein-Kreis Neuss. Gemeinsam wird die objektive und subjektive Entwicklung vor Ort und im Umfeld genau im Blick behalten; erforderlichenfalls werden entsprechende Maßnahmen in den jeweiligen Zuständigkeiten abgestimmt und getroffen.“
Michael Klinkicht, Fraktionsvorsitzender von Neuss Jetzt! mahnt: „Der Schutz der Anwohner hat absolute Priorität! Nach spätestens einem Jahr werden wir sehen, ob das Konzept aufgegangen ist oder der Standort wieder geschlossen werden muss.“ Denn ob das Kontakt-Café wirklich an der Rheintorstraße bestehen bleibt, ist noch nicht entschieden. Rolf Retzlaff