Die Brüder Jean, Bulle und Barthel bauen jeweils eine eigene Fackel Im Hause Haeffs herrscht seit 40 Jahren das Fackelbau-Fieber

Neuss · Ein Mainzelmännchen, das nach Verabschiedung des Nichtrauchergesetzes aus dem Fernsehgerät steigt, um eine zu „quarzen“. Ein Ruder-Achter, der einen Wasserskiläufer hinter sich her zieht. Eine Flasche, versehen mit einem „Stinkefinger“ und der Aufschrift „Lebe wohl mit Glykol“. Aufmerksame Besucher der Fackelzüge der vergangenen Jahre wissen: Das waren Fackelthemen – allesamt aus dem Hause Haeffs stammend. Die Brüder Jean, Bernhard (besser bekannt als DJ Bulle) und Barthel Haeffs sind nicht nur jeweils seit 40 Jahren versierte Fackelbauer, ebenso lange rekeln sie auch um die Wette, wer denn die schönste Großfackel entstehen lässt.

Drei Brüder im – nicht ganz ernst gemeinten – Fackelbau-Wettstreit (v.l.): Jean, Bernhard (Bulle) und Barthel Haeffs. Das Foto hat übrigens Julian di Benedetto, Korpssieger der Schützenlust, geschossen – in der Fackelbauhalle hilft man sich halt ...

Foto: privat/Julian di Benedetto,

Denn das Gebrüder-Trio macht nicht etwa gemeinsame Sache: Die drei Schützenlust’ler „basteln“ jeweils an einer anderen Großfackel: Barthel beim „Flaschenzug“, Jean in den Reihen der „Mödköttel“, Bulle beim Hauptmannszug „Frischlinge“ – aber Letzterer marschiert in den Reihen der „Kleinen Strolche“ mit. Doch seine Fähigkeiten und seine Erfahrung in Sachen Fackelbau sind gefragt; gerne hilft er bei anderen Zügen aus. Vor fünf Jahren war er noch ein „Hessepözer“, wechselte aber dann zu den „Kleinen Strolchen“; die bauen jedoch keine eigene Fackel – und so unterstützt er gerne andere Züge als „Baumeister“. „Ich will nicht Asche, sondern Glut weitergeben“, macht Bulle deutlich, dass er gerne junge Fackelbauer unterstützt, ihnen sein Wissen vermittelt und sie mit seiner Leidenschaft motiviert.

Eine Motivation, die er mit seinen Brüdern teilt: „In unseren je 40 Jahren beim Fackelbau haben wir insgesamt bestimmt mehr als 90 Großfackeln entstehen lassen“, weiß Bulle. In diesem Jahr gibt es aber ein Novum: „Erstmals arbeiten wir alle drei in einer Fackelbauhalle – und dann auch noch in unmittelbarer Nähe zueinander“, gibt Bulle zu verstehen, dass die Rekelei hier besonders guten Nährboden vorfindet. Da wird zum Beispiel über die Art des Fackel-Unterbaus diskutiert, auch die Verwendung der vermeintlich „richtigen“ Farbe (Bulle: „Ich nehme eine Farb-Kleistermischung“) ist ein Thema. Aber wenn’s dann am Schützenfest-Samstag auf die Fackelzug-Piste geht, sind sich alle einig: Die Ergebnisse der drei Brüder erhalten stets Riesenapplaus von den Bürgern am Straßenrand. Dass die Brüder ein „Applaus-Messgerät“ anschaffen wollen, um festzustellen, wer denn die höchste Gunst des Publikums genießt, ist aber nur ein Gerücht ...

Ob der wohl den Kleister richtig anmischt? Das Brüder-Trio im liebevoll-kritischen Austausch ...

Foto: privat/Julian di Benedetto,

Denn schließlich sind sie ein Herz und eine Seele. Die Liebe zum Fackelbau haben sie durch ihren Vater Rudi – damals ein Schützenlust‘ler bei „Rheingold“ – und vor allem durch ihre Mutter Marianne, die als Kunsthandwerkerin ein ganz besonderes Händchen beim Bau der bunten Kunstwerke bewies.

Gerne denkt Bulle an seine Zeit als Fackelbauer zurück. Ein paar Tipps und Tricks durfte er übrigens vom legendären Fackelbaumeister Jacques Tilly abschauen; in dessen Düsseldorfer Werkstatt war Bulle einige Jahre tätig. „Ihm habe ich auch meine Loriot-Figur vermacht“, erzählt Bulle. Gerne erinnert er sich auch an seinen Donald Duck auf dem Liegestuhl, an Bart Simpson auf dem Skateboard oder das riesengroße Bobbycar ... Die Liste ließe sich noch lange fortsetzen.

Man merkt: Die Leidenschaft für den Fackelbau in der Familie Haeffs ist enorm. Und wenn dann noch gemeinsam gerekelt werden kann, ist Spaß in der Fackelbauhalle garantiert ...