Jürgen Steinmetz: „Neuss droht seinen Vorteil zu verlieren“

Neuss · Die Diskussionen zum Flächennutzungsplan bleiben spannend. Am Mittwochabend hatte die SPD unter dem Titel "Eine Chance für neue Arbeitsplätze in Neuss?" in die Räumlichkeiten der IHK eingeladen. Und auch wenn die Sozialdemokraten prominente Befürworter der Pläne präsentierten, bleibt eine Restskepsis bei den Bürgern.

 Reiner Breuer, Udo Fischer, Jürgen Steinmetz, Arno Jansen und Sascha Karbowiak sind sich einig: Es müssen mehr Gewerbeflächen für Neuss geschaffen werden.

Reiner Breuer, Udo Fischer, Jürgen Steinmetz, Arno Jansen und Sascha Karbowiak sind sich einig: Es müssen mehr Gewerbeflächen für Neuss geschaffen werden.

Foto: Foto: Violetta Fehse

Die Redner des Abends waren sich einig: Neuss braucht mehr Gewerbeflächen. Denn ohne die sei die Wirtschaftskraft gefährdet.

Das Problem: Unternehmen, die sich aktuell in der Quirinusstadt ansiedeln wollen, gucken in die Röhre. Denn im Moment stehen dafür nur 18 Hektar Fläche zur Verfügung. "Ich müsste ein ,Ausverkauft-Schild' an das Rathaus hängen", macht Breuer die missliche Lage deutlich. "100, 150 oder 200 Hektar werden dringend benötigt", so der Stadtchef, der gleichzeitig darauf aufmerksam macht, dass nur ein Teil der Fläche tatsächlich gebraucht würde.

Vielmehr ginge es darum, mögliche Potenziale zu schaffen — auch für bestehende Unternehmen. Als Beispiel führt Breuer die Firma Haribo an. Nur weil die Stadt Neuss die Gewerbefläche am Kreizweg vorhalten konnte, wird der Süßwarenhersteller in der Quirinusstadt bleiben.

IHK- Chef Steinmetz untermauerte die Einschätzungen. "Neuss ist eine wirtschaftsstarke Stadt, was einer jahrzehntelangen, vorausschauenden Politik zu verdanken ist. Doch jetzt droht die Stadt diesen Vorteil zu verlieren." Mit Blick auf die die Zukunft ermittelten IHK-Gutachter, dass Neuss bis zum Jahr 2030 150 Hektar Fläche für Gewerbe zur Verfügung vorhalten müsste, um konkurrenzfähig zu bleiben — ein Ergebnis, das sich mit dem Gutachten der Stadt deckt. Steinmetz erinnerte dabei an die Firma Brata, die eine zweite Produktionsstätte für Paniermehl und Panaden im niederrheinischen Nettetal aufbauen will — Wirtschaftskraft, die in Neuss hätte ausgebaut werden können. DGB-Vorsitzender Udo Fischer wies zudem auf künftige Herausforderungen wie den Wegfall des Braunkohleabbaus im Rhein-Kreis Neuss hin. "Das wird nicht nur die Grevenbroicher betreffen", sagt Fischer.

Trotz der Ausführungen der Redner überwogen in der anschließenden Diskussionsrunde die Zweifel. Themen, wie die Verkehrsbelastung, der Wegfall von Grün- und Erholungsflächen kamen dabei auf den Tisch. Auch die Angst um den Verlust der ländlichen und dörflichen Strukturen der südlichen Stadtteile wurde offen gelegt. Bereits seit Januar spricht sich die CDU Norf offen gegen das Gewerbegebiet in Derikum aus. Als Hauptgrund führt sie die schon jetzt zu hohe Verkehrsbelastung an. "Wir müssen dort intelligente Lösungen finden, mehr in Richtung ÖPNV und Rad- und Fußverkehr denken", sagte Breuer dazu.

Und Jürgen Steinmetz betonte: "Nach meiner Einschätzung kommt die Stadt nicht umhin, die Flächen Morgensternsheide und Derikum marktfähig zu machen."

(Kurier-Verlag)
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