Wirtschaftskrise überstehen Kommunalpolitische Positionen: IHK gibt Handlungsempfehlungen

Neuss · Gerade jetzt in Zeiten von Corona zeigt sich, wie wichtig eine funktionierende Wirtschaft ist“, weiß Jürgen Steinmetz. Der Hauptgeschäftsführer der Industrie- und Handelskammer (IHK) Mittlerer Niederrhein stellte jetzt die „Kommunalpolitischen Positionen“ für Neuss vor. Damit mischt sich die IHK ungewöhnlich stark ein, möchte laut Steinmetz „deutlich machen, worauf es bei der Schaffung von wirtschaftsfreundlichen Rahmenbedingungen ankommt“.

 Der IHK-Hauptgeschäftsführer Jürgen Steinmetz mahnt: „Bei Planungen innerhalb des Hafens und in dessen Umfeld müssen die Funktion des Hafens und seine Entwicklungsmöglichkeiten beachtet werden.“

Der IHK-Hauptgeschäftsführer Jürgen Steinmetz mahnt: „Bei Planungen innerhalb des Hafens und in dessen Umfeld müssen die Funktion des Hafens und seine Entwicklungsmöglichkeiten beachtet werden.“

Foto: Kurier Verlag GmbH/Rolf Retzlaff

„Wir sind mitten in einer tiefen Wirtschaftskrise“, so Steinmetz. Aber er will nach vorne blicken: Die IHK hat erstmals für alle Städte und Gemeinden in ihrem Bezirk mit den „Kommunalpolitischen Positionen“ Handlungsempfehlungen und Forderungen formuliert. Dafür wurden Unternehmer befragt, Standortanalysen berücksichtigt, es wurde in Ausschüssen diskutiert, bis schließlich auf der IHK-Vollversammlung am 24. Juni das finale Dokument verabschiedet wurde. Im gesamten Prozess waren rund 2.000 Unternehmer involviert.

Deren Erwartungen sind größtenteils pessimistisch: Im Rhein-Kreis Neuss melden nur noch 20 Prozent der Betriebe eine gute Geschäftslage, 44 Prozent bezeichnen die Situation als schlecht. Nur 17 Prozent rechnen mit einer Verbesserung der Geschäfte in den kommenden zwölf Monaten, aber 62 Prozent mit einer weiteren Verschlechterung. Dramatische Zahlen, die Steinmetz bestätigt: „Mit einer Erholung der Wirtschaft ist frühestens Ende 2021 zu rechnen. Umso wichtiger ist es, gute Rahmenbedingungen zu schaffen.“

Die IHK wolle den Finger in die Wunde legen, um am Ende konstruktiv zusammen zu arbeiten. Für Neuss fordert Steinmetz unter anderem von der Stadtverwaltung eine bessere Kommunikation und mehr Gewerbefreundlichkeit, was sich in der Stärkung von Gewerbeflächen (zum Beispiel Hammfeld II) und der Innenstadt ausdrücken solle. Auch müsse die Realisierung von Cityhubs (Verteilerzentren), von denen aus die Waren von kleineren Lieferfahrzeugen und Lastenfahrrädern an die Geschäfte und Firmen verteilt werden, vorangetrieben werden.

Aber Steinmetz wagt auch einen visionären Blick in die Zukunft: „Wir denken mit den Düsseldorfer Kollegen über eine neue Rheinquerung als Verbindung beider Häfen nach. So könnten die Straßen vom Schwerlastverkehr entlastet werden.“

Ein Thema liegt Steinmetz besonders am Herzen: „Am 1. August beginnt das neue Ausbildungsjahr und in der IHK-Ausbildungsbörse gibt es noch rund 800 freie Ausbildungsplätze“, will er junge Leute motivieren, trotz der schwierigen Zeit eine Ausbildung zu beginnen. Weitere Informationen dazu gibt es im Internet unter www.ihk-lehrstellenboerse.de .

Die „Kommunalpolitischen Positionen“ der IHK werden als Handlungsempfehlungen für die nächsten fünf Jahre an die Fraktionsvorsitzenden der Ratsparteien sowie die Bürgermeisterkandidaten verteilt. Und es geht politisch weiter: Die IHK wird ab Mitte August auf ihrer Homepage (ihk-krefeld.de) ein Wahlportal eröffnen: Die Bürgermeisterkandidaten werden sich hier den Fragen der Unternehmervertretung stellen.

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