Lage ist stabil, kann sich aber schnell verschärfen Kreis weiter stark bei der Eindämmung des Coronavirus engagiert
Rhein-Kreis Neuss · Die Zahlen der aktuell mit dem Coronavirus infizierten Personen waren im Rhein-Kreis Neuss zuletzt stabil. „Allerdings sind wir bei weitem noch nicht über den Berg. Es ist weiter dringend notwendig die Verhaltensregeln zu beachten, einen Abstand von möglichst zwei Metern einzuhalten und auf eine gute Handhygiene zu achten“, mahnt Landrat Hans-Jürgen Petrauschke auch mit Blick auf die ab kommender Woche geltende Maskenpflicht im öffentlichen Personennahverkehr und beim Einkaufen.
Im regionalen Vergleich sind im Rhein-Kreis Neuss aktuell weniger Menschen mit dem Coronavirus erkrankt als beispielsweise in Düsseldorf, Krefeld, Mönchengladbach oder den Kreisen Viersen und Mettmann. Dies könne laut Dirk Brügge, Kreisdirektor und Leiter des Krisenstabes auch auf die frühzeitige und konsequente Ermittlung und Unterbrechung von Infektionsketten zurückgeführt werden, die der Kreis gemeinsam mit den Kommunen, den Krankenhäusern, dem Rettungsdienst, den niedergelassenen Ärzten, den Pflegeeinrichtungen und den Hilfsorganisationen betreibt. „Hier lassen wir auch nicht nach und arbeiten parallel an weiteren Maßnahmen um die Ausbreitung bestmöglich einzudämmen. Wir bereiten uns mit präventiven Planungen aber auch für den Fall stark steigender Infektionszahlen vor, um dann die Leistungsfähigkeit des Gesundheitssystems zu gewährleisten“, so Brügge.
Folgende zentrale Maßnahmen wurden im April bislang auch mit starker Unterstützung anderer Akteure umgesetzt und weiter entwickelt:
Personelle Ausstattung des Gesundheitsamtes
Das Kreis-Gesundheitsamt wurde personell weiter verstärkt. So sind hier 110 Vollzeit-Stellen ausschließlich im Corona-Einsatz - sieben Tage in der Woche im Zwei-Schicht-System. Die dafür erforderliche Kapazität wurde fast ausschließlich mit Personal aus anderen Bereichen der Verwaltung, wo jetzt zum Teil weniger Arbeit anfällt oder umverteilt werden kann, geschaffen.Hinzu kommen Leistungen weiterer Ämter und Abteilungen, die ebenfalls mit dem Thema befasst sind. Dazu gehören zum Beispiel das Amt für Sicherheit und Ordnung, das den von Kreisdirektor Dirk Brügge geleiteten Krisenstab mit seinen mittlerweile schon 50 Sitzungen und den Rettungsdienst koordiniert, das Amt für Gebäudewirtschaft, das sich um Gebäudeausstattung sowie Beschaffung und Verwaltung von Schutzmaterial kümmert, die Informations- und Kommunikationstechnologie, die für die technische Ausstattung der Arbeitsplätze im Gesundheitsamt sowie im Home-Office in der gesamten Kreisverwaltung sorgt, das Schulamt für die Organisation von Schulangelegenheiten oder die Pressestelle als Schnittstelle zur Medien- und Bevölkerungsinformation.
Beschaffung von Schutzkleidung
Bislang konnte die Kreisverwaltung unter anderem insgesamt 115.000 FFP2-Schutzmasken, 156.000 Mund-Nasenschutzmasken, 100.000 Handschuhe, 16.000 Hauben, 10.000 Kittel, 4.000 Schutzbrillen, 1.000 Overall und 1.500 Liter Desinfektionsmittel beschaffen. Der Bestand wird fortlaufend aufgefüllt, sofern auf dem Markt Ware verfügbar ist. Hiermit kann die Ausstattung des Rettungsdienstes und der Teststellen sichergestellt werden. Zudem wird in so genannter kritischer Infrastruktur, zum Beispiel häuslicher und stationärer Pflege, bei Einrichtungen der Eingliederungshilfe oder Hebammen in Notfällen unterstützt. Die Versorgung der niedergelassenen Ärzte erfolgt über die kassenärztliche Vereinigung. Für insgesamt über 300.000 Euro hat der Rhein-Kreis Neuss wiederverwendbare, waschbare Schutzkittel für den Rettungsdienst beschafft. Hiermit werden aktuell alle Rettungswachen im Kreisgebiet ausgestattet.
Teststellen in Neuss und Grevenbroich
In den Teststellen in Neuss und Grevenbroich sind bereits mehr als 4.000 Testungen auf eine Infektion mit dem Coronavirus durchgeführt worden. Die dort zur Verfügung stehenden Kapazitäten werden aktuell nicht vollständig benötigt und können bei Bedarf noch weiter ausgeweitet werden. Seit dem 6. April hat der Rhein-Kreis Neuss seine Teststrategie geändert und ermöglicht allen Bürgern aus dem Kreisgebiet mit Symptomen eines Atemwegsinfektes in den Teststellen eine Testung auf eine Infektion mit dem Coronavirus. Einschränkende Voraussetzungen wie der Kontakt zu nachweislich Corona-Infizierten sind weggefallen.
Kreisweite Fieber-Notfallpraxis
Am 1. April hat unter Leitung des Neusser Lungenfacharztes Dr. Johannes Uerscheln eine durch den Kreis, die Stadt Neuss, die Kassenärztliche Vereinigung und die niedergelassenen Hausärzte initiierte Fieber-Notfallpraxis ihren Betrieb aufgenommen. In der Einrichtung erhalten Patienten Klarheit, wie ihre Krankheitssymptome zu bewerten sind. Zudem sollen hierdurch die Haus- und Kinderärzte aber auch die Notfallambulanzen der Krankenhäuser entlastet werden. Der Zugang ist nur nach einer vorherigen Überweisung durch den Hausarzt möglich. In den ersten beiden Wochen wurden in der Fieber-Notfallpraxis 125 Patienten untersucht.
Isolierstation für Pflegebedürftige
Eine Vorsorgemaßnahme für den Notfall ist die Vorbereitung eines Wohnbereichs im Meridias Rheinstadtpflegehaus in Meerbusch als Isolierstation für bis zu 15 Pflegebedürftige mit begründetem Verdacht auf beziehungsweise mit einer bestätigten Corona-Infektion. Zur Sicherheit der angestammten Bewohner wird der Isolationsbereich über einen separaten Zugang verfügen, und er wird auch nicht durch das Stamm-Personal der Einrichtung betreut, sondern von externem Personal, das auch nur über den separaten Zugang auf den Wohnbereich gelangt. Die Station ist als Reserve vorgesehen, um im Bedarfsfall insbesondere an COVID 19 erkrankte Pflegebedürftige unterzubringen, die bisher ambulant oder von Angehörigen gepflegt worden sind und nicht mehr zu Hause bleiben können, aber nicht so erkrankt sind, dass sie ins Krankenhaus müssten.
Behelfskrankenhaus
Um für den Fall stark steigender Patientenzahlen in den Krankenhäusern vorbereitet zu sein, hat der Rhein-Kreis Neuss für ein mögliches Behelfskrankenhauses für bis zu 300 nicht an Coronaviren erkrankte Patienten Hallen auf dem Areal Böhler angemietet und Betten im Standard der Rheinlandkliniken erworben. Zudem wurden Konzepte zur Einrichtung, dem Betrieb und der personellen Ausstattung erarbeitet, um die Einrichtung im Bedarfsfall schnellstmöglich aktivieren zu können.
Krankenhauskapazitäten
Aktuell stehen in den Krankenhäusern im Kreisgebiet ausreichend Intensiv- und Beatmungsplätze zur Verfügung. Aufgrund der momentan hohen Zahl freier Krankenhausbetten hat der Kreis mit den Krankenhäusern vereinbart, dass elektive Eingriffe im begrenzten Umfang wieder aufgenommen werden können. Die Auslastung wird stetig beobachtet, so dass der Umfang tagesaktuell angepasst werden kann.
Straßenverkehrsamt:
Zum Infektionsschutz hat das Straßenverkehrsamt des Rhein-Kreis Neuss seinen Betrieb auf ein Schicht-System und teilweises Arbeiten im Home-Office umgestellt. Um Wartesituationen zu vermeiden ist eine vorherige Terminvereinbarung unter der Telefonnummer 0 21 31/9 28 90 90 (werktags von 9 bis 11 Uhr) oder per E-Mail an strassenverkehrsamt@rhein-kreis-neuss.de erforderlich. Abmeldungen von Kraftfahrzeugen, die im Rhein-Kreis Neuss zugelassen sind, sind möglich unter der E-Mail-Adresse zulassungsbehoerde@rhein-kreis-neuss.de. Vorübergehend wurden nur unbedingt notwendige Angelegenheiten bearbeitet. Seit dem 20. April werden wieder alle Termine ermöglicht. Über Zulassungsdienste konnten jederzeit alle Anliegen erledigt werden. Die Außenstellen in Dormagen und Meerbusch sind allerdings geschlossen. Aktuell können wöchentlich insgesamt über 850 Termine trotz Krise vergeben werden. Hinzu kommen noch über Händler und Zulassungsdienste abgewickelte Angelegenheiten sowie die Online-Dienste. Andere Straßenverkehrsämter in der Region haben ihren Betrieb momentan komplett eingestellt.
Ausländerbehörde
In der Ausländerbehörde des Rhein-Kreis Neuss werden für dringende Angelegenheiten Termine nach vorheriger Vereinbarung telefonisch oder per E-Mail weiterhin vergeben. Darüber hinaus werden andere Anliegen möglichst digital oder auf dem Postweg erledigt.
Schwerbehindertenstelle
Da zahlreiche Schwerbehinderte zur Risikogruppe bei einer Corona-Erkrankung gehören, werden die Angelegenheiten möglichst umfassend digital und auf dem Postweg bearbeitet.
Wirtschaft
Zur Unterstützung der heimischen Wirtschaft in der Corona-Pandemie hat die Wirtschaftsförderung des Rhein-Kreises Neuss ihre Arbeitsschwerpunkte umgestellt bzw. erweitert. Dies reicht von der Beratung bei der Umsetzung von Soforthilfen bis zur tagesaktuellen Corona-Information und Kontakt-Plattformen für Unternehmen oder die Möglichkeit zur Teilnahme an Online-Seminaren. Als zentrale Anlaufstelle wurde eine Corona-Hotline eingerichtet. Unter der Rufnummer 02131/9 28 75 01 informiert und berät sie über Corona-Soforthilfen und andere Unterstützungsmaßnahmen für Unternehmen. Sie ist montags bis freitags von 8 bis 18 Uhr erreichbar. Tagesaktuelle Online-Informationen über Soforthilfen sowie Antragsformulare und Merkblätter zum Download gibt es im Internet unter www.rhein-kreis-neuss.de/wirtschaft-corona. Auf der Internet-Plattform „Unternehmen helfen Unternehmen“ können sich Unternehmen, die anderen Betrieben kostenlos Dienstleistungen, Arbeitskraft und auch Produkte, Waren oder Rohstoffe anbieten möchten, unter www.rhein-kreis-neuss.de/un-helfen-un registrieren lassen.
Das Starter-Center hat sein Seminarprogram weitestgehend auf Webinare umgestellt. Um Händler und Betriebe unterstützen, ihr Geschäft aufrecht zu erhalten, hat das Unternehmen „stadtbekannt“ mit des Wirtschaftsförderungen von Rhein-Kreis Neuss und Stadt Neuss gemeinsam mit der Gesellschaft „Neuss Marketing“ und der Zukunftsinitiative Innenstadt Neuss (ZIN) die Online-Plattform #rheinkreishelden entwickelt. Unternehmen aus dem Kreisgebiet haben dort die Chance, ihre Angebote und Services kostenlos zu präsentieren und dabei den Kunden die wichtigsten Fragen bereits auf den ersten Blick zu beantworten. Die Registrierung und die Nutzung sind für Anbieter und Kunden aus dem Kreisgebiet kostenlos. Die Internet-Adresse lautet www.rheinkreishelden.de . Die Umsetzung des Projekts wird mit 5.000 Euro aus dem Innovationsförderprogramm „Inno RKN“ des Rhein-Kreises Neuss unterstützt.