Neu gegründeter Verein „Schnelle Nothilfe“ unterstützt Flüchtlinge und Menschen in der Ukraine

Neuss · Sieben Männer, die geradewegs aus dem Kriegsgebiet kommen. Sieben Männer, die gegen Tod und Elend kämpfen. Sieben Männer, die wieder zurückkehren in die Städte, in denen Bomben explodieren, Maschinengewehre rattern. Sieben Männer, die mit vier mit Hilfsgütern vollgeladenen Transportern den Menschen in der Ukraine helfen wollen. Sie trafen in der vergangenen Woche auf der Moselstraße ein: Der Verein „Schnelle Nothilfe“ hatte die ukrainische Hilfsgemeinschaft zu Gast.

 Der Bundestagsabgeordnete Hermann Gröhe (9.v.r.) besuchte das Team des Vereins „Schnelle Nothilfe“; mit dabei waren auch sieben Ukrainer, die aus dem Kriegsgebiet kamen und in Neuss lebensnotwendige Spenden abholten.

Der Bundestagsabgeordnete Hermann Gröhe (9.v.r.) besuchte das Team des Vereins „Schnelle Nothilfe“; mit dabei waren auch sieben Ukrainer, die aus dem Kriegsgebiet kamen und in Neuss lebensnotwendige Spenden abholten.

Foto: Kurier Verlag/Rolf Retzlaff

„Schnelle Nothilfe“ – ein Name, der Programm ist: Nur zwei Wochen brauchte der frischgebackene Verein zur Gründung. Er ist „zweigleisig“ aktiv: Zum einen werden im Lager an der Moselstraße 10 für die Kriegsflüchtlinge Möbel gesammelt, zum anderen gehen Hilfsgüter wie Hygieneartikel, Pampers und Lebensmittel in die Ukraine. Bei einem Transport an die polnisch-ukrainische Grenze lernte Denis Rimpo von der „Schnellen Nothilfe“ Sergeji Risko kennen. Letzterer gehört der ukrainischen Hilfsgemeinschaft an; Männer, die vor dem Krieg Unternehmer waren, eine gute Arbeitsstelle hatten. Das ist jetzt vorbei. Risko und seine Mitstreiter sammeln Sachspenden an der Grenze ein, um diese an ihre notleidenden Landsleute zu verteilen. Jetzt fahren sie auch bis nach Neuss und bekommen dort genau das, was sie in der Ukraine dringend benötigen. „Wir können konkrete Hilfen in der Ukraine leisten, weil wir diesen authentischen Kontakt haben“, weiß Markus Lausmann, Vorsitzender des Vereins „Schnelle Nothilfe“. Ein Anruf genügt – und das Neusser Team weiß genau, woran der größte Mangel herrscht. „Zum Beispiel werden Arbeitshandschuhe dringend gebraucht, um die Trümmer wegzuräumen“, so Lausmann.

Sein Verein hat den sieben Ukrainern eine Übernachtung in Neuss bezahlt, Aral spendierte Tank-Gutscheine. Die Männer aus dem Kriegsgebiet wirken bedrückt, aber entschlossen: Sie haben ihre Familien in der Ukraine, wollen den Menschen in ihrem Land helfen. Also geht es wieder zurück nach Riwne, Kiew und Charkiw. „Überlebenswichtiges medizinisches Material und Lebensmittel werden in enger Koordination mit den örtlichen Kräften an die Bevölkerung verteilt“, so Lausmann. Das muss jedoch schnell gehen: „Wir packen Pakete und verteilen sie an einem Tag an rund 1.200 Menschen“, sagt Risko, von Beruf Bäcker. Doch Menschenansammlungen können schnell gefährlich werden: „Oft werden Plätze, auf denen wir die Hilfsgüter verteilen, kurze Zeit später attackiert“, erzählt Rimpo zum Beispiel von einer Kirche, in der die Hilfsgemeinschaft Spenden ausgab und in deren Dach eine Stunde später eine Rakete donnerte. Für die „Schnelle Nothilfe“ ist klar: „Wir sammeln schon für den nächsten Hilfstransport“, so Lausmann. Was genau benötigt wird, wie Sie Geld spenden können sowie weitere Infos über den Verein finden Sie unter www.schnelle-nothilfe.de sowie auf Facebook (einfach nach „Schnelle Nothilfe“ suchen). Oder Sie schreiben eine E-Mail an kontakt@schnelle-nothilfe.de. Rolf Retzlaff

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