Stadtrat soll am 8. Mai über Maßnahmen entscheiden Wie die Neusser Gastronomie gerettet werden könnteStadtrat soll am 8. Mai über Maßnahmen entscheiden

Endlich mal wieder ein Bierchen trinken gehen, sich mit Freunden in der Kneipe treffen, im Restaurant lecker essen, Kaffee und Kuchen im Café genießen – alles gestrichen: Die gastronomischen Betriebe haben auch weiter wegen der Coronakrise geschlossen. Aber die Vertreter dieser Branche trauern nicht einsam an ihren Theken: Mit der Aktion „Leere Stühle“ gingen sie gemeinsam mit Eventveranstaltern an die Öffentlichkeit, anschließend folgte ein konstruktives Gespräch mit Bürgermeister Reiner Breuer.

Neuss. „Die Not drückt in der gesamten Branche“, weiß Uwe Müller. Der Inhaber der Bohai Hafenbrasserie und Christian Schoepe von der Hafenliebe trafen sich stellvertretend für ihre Kollegen (siehe Infokasten) mit dem Stadtchef. Doch vorher gab es eine „Mahnwache“ vor dem Quirinus-Münster: Neusser Gastronomen und Eventveranstalter hatten mehr als einhundert leere Stühle aufgestellt, sinnbildlich für den Untergang einer Branche. „Wenn die Politik nicht sofort handelt, dann werden diese Stühle für immer ,leer bleiben’“, so Schoepe. Und Müller ergänzt: „Nach sechs Monaten wird es wohl einige Gastronomen nicht mehr geben“, befürchtet er. Zudem sei im ersten halben Jahr nach Wiedereröffnung lediglich mit einem Umsatz von 40 bis 50 Prozent im Vergleich zur Zeit vor Corona zu rechnen.

Die Neusser Gastronomen hatten sich bereits mit einem gemeinsamen Brief an Breuer gewandt, jetzt folgte ein Treffen, das sowohl der Bürgermeister als auch die Gastro-Vertreter als sehr positiv bewerteten. Die Eckpunkte:

– „Ein kommunaler Rettungsschirm wird zurzeit erarbeitet“, so Breuer. Hier soll die Stadt schnell und unbürokratisch flankierend zu den Hilfen aus Bund und Land finanzielle Unterstützung für längere Zeit geschlossene Betriebe auf den Weg bringen, „und dazu gehören auf jeden Fall die Betriebe aus dem Gastro- und Veranstaltungsbereich“, erklärt Breuer. Es solle sich um „echte Zuschüsse“ handeln, die nicht zurückgezahlt werden müssten. Breuer: „Wir reden hier von vierstelligen Summen pro Einzelfall.“

– Breuer strebt einen Verzicht beziehungsweise eine Rückzahlung der Terrassengebühren an.

– Die Öffnungszeiten für den Terrassenbetrieb sollen bis zum September ausgeweitet werden: auf dem Markt an Wochenenden bis 24 Uhr, in allen anderen Bereichen bis 23 Uhr. Bisher war um 22 Uhr Schluss.

Über all diese Maßnahmen wird in der Ratssitzung am

8. Mai entschieden. Mit Blick auf Maßnahmen zur Wirtschaftsförderung will Breuer dann auch das Angebot der kostenfreien Nutzung der städtischen Parkhäuser bis Ende des Jahres verlängern; die Probephase endet im Juni.

Uwe Müller sieht eine „vernünftige Perspektive für die Wiedereröffnungen“. Vertreter der Neusser Gastronomie würden in dieser Zeit gemeinsam mit der Stadt – unter anderem Gesundheits- und Ordnungsamt – über Maßnahmen diskutieren und auch bei der Verteilung der Gelder aus dem kommunalen Rettungsschirm beratend zur Seite stehen.

Der CDU-Bürgermeisterkandidat Jan-Philipp Büchler möchte mit einer Crowdfunding-Aktion die Neusser Gastronomen unterstützen. Wie dies funktionieren soll, lesen Sie aufSeite 5

Rolf Retzlaff

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort