Innung Rhein-Kreis Neuss sprach 26 neue Fachkräfte los Begeisternde Vielfalt im Tischlerhandwerk

Neuss/Kaarst · Ihre Gesellenstücke bildeten die perfekte Kulisse: Im Lichthof des Neusser Kreishauses sprach die Tischler-Innung Rhein-Kreis Neuss 26 bisherige Auszubildende los und begrüßte sie als Gesellen im Tischlerhandwerk.

Den Abschluss ihrer Ausbildung feierten die jungen Tischlerinnen und Tischler aus dem Rhein-Kreis Neuss. Obermeister Uwe Köhler (2. von links) erhob sie im Kreishaus feierlich in den Gesellenstand.

Den Abschluss ihrer Ausbildung feierten die jungen Tischlerinnen und Tischler aus dem Rhein-Kreis Neuss. Obermeister Uwe Köhler (2. von links) erhob sie im Kreishaus feierlich in den Gesellenstand.

Foto: Kreishandwerkerschaft

Es sind aufregende Wochen für Torben Zingraf. Gesellenprüfung, Lossprechung, Schützenfest – und jetzt erkundet er Panama und Costa Rica. Der Kaarster startet als jahresbester Tischler-Geselle im Rhein-Kreis Neuss nach Mittelamerika. Während der Lossprechungsfeier wurde er ausgezeichnet.

Bei seiner Berufswahl war Torben gewissermaßen erblich vorbelastet: Sein Vater Oliver ist gelernter Tischler. „Ich habe von klein auf viel gebaut zu Hause“, erzählt er. Nach dem Abitur machte er die Ausbildung in der Korschenbroicher Tischlerei Schlang. „Die Vielfalt im Tischlerhandwerk ist super – und wir können sehr kreativ sein, was mir am wichtigsten ist“, sagt der 21-Jährige, der sich bei den St.-Sebastianus-Schützen in Kaarst engagiert und gerne surft. Mit seinem Vater teilt er das Faible für Musik – und das spiegelt sich auch in seinem Gesellenstück wider: Torben Zingraf baute ein Phonomöbel mit einem eingebauten Plattenspieler. Ab dem nächsten Jahr will er Innenarchitektur und Mödeldesign studieren.

 „Jetzt ist der Moment gekommen, in dem Sie Ihr Berufsleben selbst in die Hand nehmen“, sagte Innungsobermeister Uwe Köhler – dann sprach er die vier jungen Frauen und 22 Männer nach alter Tradition von den Pflichten der Ausbildung frei und erhob sie unter dem Jubel der rund 130 Gäste feierlich in den Gesellenstand. „Bleiben Sie dem Handwerk gewogen“, rief Köhler, der sich über die „tollen Gesellenstücke“ freute.

 Das hatte er mit Landrat Hans-Jürgen Petrauschke und dem Vorsitzenden des Prüfungsausschusses, Klaus Harder, gemeinsam. „Die Stücke zeigen, was im Tischlerhandwerk heute möglich ist“, betonte Harder. Nussbaum und Eiche blieben im Trend, ebenfalls vertreten seien heimische Hölzer wie Kirsche, Ahorn oder Esche. Herausragend war der aus schwarzem Linoleum und geöltem amerikanischen Nussbaum gefertigte Schminktisch von Julia Bauer: Die Neusserin hatte nicht nur das beste Gesellenstück gebaut, sondern gewann zusätzlich auch den Wettbewerb „Die gute Form“ und die Publikumswertung.

 „Ich wollte etwas Außergewöhnliches“, lachte die 30-Jährige. Das ist ihr in beeindruckender Weise gelungen. Der Schminktisch überzeuge durch seine Eigenständigkeit und die Qualität der Idee, fand die Jury des Wettbewerbs „Die gute Form“, bei dem die Stücke vor allem nach der gestalterischen Qualität beurteilt wurden. Jury-Vorsitzender Alfred Behrendt lobte beispielsweise die „besondere, geschwungene Formensprache“ des Schminktisches.

 Sie habe lange gebraucht, um die Liebe zum Holz zu entdecken, sagt Julia Bauer – „aber jetzt bin ich beruflich angekommen“. Als Gesellin bleibt sie in ihrem Ausbildungsbetrieb, der Tischlerei MK2 in Neuss. Den 2. Platz bei der „Guten Form“ belegte Jonas Clemens (Tischlerei Holzvisionen GmbH), der auch die zweitbeste Gesellenprüfung abgelegt hatte, mit einem Schreibtisch. Dritter wurde Paul Terhardt (Tischlerei Pastohr) mit seinem „Sideboard 10°“. Belobigungen gab es für Ramon Tong (Massivholzbett, Tischlerei A&M Holztechnik GmbH), Thomas Kjell-Schöppe (Flurmöbel, Tischlerei Feiser) und Torben Zingraf.

 „Etwas gelernt zu haben bedeutet eine große Sicherheit, immer einen Arbeitsplatz zu bekommen“, sagte Landrat Hans-Jürgen Petrauschke, der den Gesellinnen und Gesellen herzlich zu ihrer Leistung gratulierte. Die rund 70 Innungsfachbetriebe des Tischlerhandwerks im Rhein-Kreis eröffneten den jungen Fachkräften allerbeste Chancen, fügte er hinzu.

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