Jröne Meerke: Die Gänse sind wieder da – hat die Verwaltung verschlafen?

Nordstadt · Wütend schwenkt der Mann seine Jacke durch die Luft: „Haut endlich ab“, schreit er – und das Federvieh hebt ab, um auf der anderen Seite des Sees in aller Ruhe wieder zu landen. Szenen dieser Art spielen sich in den vergangenen Wochen am Jröne Meerke ab: Die Schneegänse belagern seit Weihnachten wieder das Naherholungsgebiet in der Neusser Nordstadt.

 Sie sind wieder da: Rund 70 Schneegänse haben bereits jetzt begonnen, die Wiesen am Jröne Meerke kahl zu fressen.

Sie sind wieder da: Rund 70 Schneegänse haben bereits jetzt begonnen, die Wiesen am Jröne Meerke kahl zu fressen.

Foto: Foto: Rolf Retzlaff

Wann endlich wird die Stadtverwaltung Maßnahmen zur Rettung des Jröne Meerke einleiten? „Die Verwaltung bewegt sich hier mehr als träge“, ärgert sich Michael Ziege (SPD).

„Wegen des bisher außergewöhnlich milden Winters in Mitteleuropa sind die Schneegänse nicht wie in den vergangenen Jahren erst im März, sondern schon im Januar in ihrem Sommerquartier, dem Jröne Meerke, angekommen“, erklärt Bürgermeister Napp. Er verweist auf den Maßnahmen-Katalog, der im September 2014 im Ausschuss für Umwelt und Grünflächen beschlossen wurde:

– Im Frühjahr 2014 wurden die Brutplätze durch Verteilen von Reisig unbrauchbar und die Eier unfruchtbar gemacht. Dies soll auch in diesem Jahr fortgeführt werden, doch die beantragte Genehmigung zur Ei-Entnahme muss noch von der Unteren Jagdbehörde des Rhein-Kreises genehmigt werden. „Dies soll kurzfristig erfolgen“, verspricht der Bürgermeister.

– Dr. Johan Mooij, Gänseexperte der Biologischen Station Wesel, wurde mit der Konzeption eines so genannten Gänsemanagements beauftragt. Dies soll alle am Jröne Meerke lebenden Gänsearten einbeziehen. Neben den bereits genannten bestandsregulierenden Maßnahmen, die auf der Brutinsel bereits begonnen wurden, sollen die Gänse verstärkt von den zur Freizeitnutzung dienenden Freiflächen fern gehalten werden. Die rund 20 Zentimeter hohen Zäune, die im vergangenen Jahr aufgestellt wurden, waren nicht gerade erfolgreich.

– Das Fütterungsverbot soll laut Bürgermeister weiter „im Rahmen der bestehenden personellen Möglichkeiten“ überprüft werden. Eine zusätzliche städtische Aufsichtsperson ist offenbar nicht vorgesehen. Dafür hofft Napp auf „die Unterstützung durch die Anwohner des Jröne Meerke“.

– Im Frühjahr sollen Bepflanzungsmaßnahmen durchgeführt werden, um eine dauerhafte Ufervegetation zu schaffen.

– Der Gänsekot im Uferbereich soll durch ein Gerät, das diesen wie ein Staubsauer aufnimmt, regelmäßig entsorgt werden, um den Nährstoffeintrag in das Gewässer durch eingeschwemmten Kot zu verringern.

– Ein mehrsprachiger Flyer zur Fütterungsproblematik an Gewässern soll das Fütterungsverbot am Jröne Meerke unterstützen. Der Flyer wird zurzeit von den Ratsfraktionen abgestimmt. Er soll laut Verwaltung voraussichtlich Ende Januar erscheinen.

– Der Pachtvertrag mit dem Angelverein wurde verändert: In Zukunft dürfen die Fische nicht mehr angefüttert werden, um den Nährstoffeintrag in den See zu reduzieren.

– „In 2014 wurden umfangreiche Recherchen zur Ermittlung der geeigneten Methoden zur Verbesserung der Gewässerqualität durchgeführt“, weiß der Bürgermeister. In der Folge sollen kurzfristig technische Maßnahmen beauftragt werden, die die Algenblüte reduzieren und sich positiv auf den Sauerstoff- und Nährstoffhaushalt im Gewässer auswirken. Die Algenbefischung soll weiter fortgeführt werden.

All diese Maßnahmen wurden bereits im September 2014 beschlossen. „Die Politik ist enttäuscht, dass der Beschluss noch nicht umgesetzt wurde“, sagt Michael Ziege. Alle Fraktionen hatten diesen Katalog gemeinsam verabschiedet, „aber bisher wurde kaum etwas in die Wege geleitet“, so Ziege. Ein Beispiel: „Nach Monaten erhalten wir erst jetzt einen ersten Entwurf des Flyers zum Fütterungsverbot – warum dauert das so lange?“ Auch sei nur Dr. Mooij mit dem Gänsemanagement beauftragt worden – und nicht, wie von der Politik gefordert – gemeinsam mit einer Expertin aus Düsseldorf. „Ich habe das Gefühl, die Verwaltung hat kein großes Interesse an dem Thema“, vermutet Ziege, „warum wurde die schon lange angekündigte Bürgerversammlung noch nicht durchgeführt? Da hätte man doch die Bürger mitnehmen können, sie in ihrer Eigeninitiative stärken können.“

Bleibt zu hoffen, dass die Verwaltung jetzt die angekündigten Maßnahmen zügig umsetzt und die Bürger nicht im Regen stehen lässt.

(Kurier-Verlag)
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