1. Neuss

Kein Klo für Hinterbliebene auf dem Friedhof in Uedesheim

Leserin hat Besucher in die Büsche verschwinden sehen : Kein Klo für Hinterbliebene auf dem Friedhof in Uedesheim

Wer auf dem Uedesheimer Friedhof auf die Toilette muss, sieht alt aus – denn die Türen sind fest verschlossen. Eine Stadt-Kurier-Leserin will deshalb schon Hinterbliebene gesehen haben, die hinter Sträucher schlichen, um sich zu erleichtern...

In einer Zuschrift beschrieb eine Stadt-Kurier-Leserin die Toiletten-Situation auf dem Friedhof in Uedesheim: „Es sind ja Toiletten da, aber immer verschlossen. Ich habe mich am 13. Juli 2018 schriftlich an das Friedhofsamt gewandt. Als Antwort bat man mich um etwas Geduld. Meine und die Geduld anderer Friedhofsnutzer dauert schon neun Monate.“ In der Zwischenzeit würden Hinterbliebene, die auf dem Friedhof verkehren, um Gräber zu pflegen, hinter Sträucher, Bäume oder Grabsteine schleichen, um ihr Bedürfnis zu verrichten.

Tobias Spange, Pressesprecher der Stadt Neuss, erklärt: „Die Toilettenanlagen auf den Friedhöfen sind grundsätzlich nur bei Beerdigungen und Trauerfeiern geöffnet. Um den Bedürfnissen behinderter Bürgerinnen und Bürgern gerecht zu werden, hat die Verwaltung sich dem ,Euroschlüssel Projekt’ des CBF Darmstadt angeschlossen. Dort werden die Anträge auf einen Schlüssel mit dem Nachweis der entsprechenden Unterlagen kurzfristig bearbeitet. Mit den ,Euroschlüsseln’ sind auch die Toiletten auf den Friedhöfen zu öffnen.“

Wer eine Beeinträchtigung nachweisen kann, kann einen Euroschlüssel bestellen. Mit diesem Einheitsschlüssel können Menschen mit Beeinträchtigungen selbstständig und kostenlos Zugang zu behindertengerechten sanitären Anlagen und Einrichtungen erhalten. Damit mag Menschen mit Behinderung geholfen sein – solche ohne körperliche Einschränkung haben allerdings das Nachsehen.

Spange erklärt weiter: „Zur besseren Koordinierung der Arbeiten auf allen städtischen Friedhöfen wurden Bezirke gebildet, die mehrere Friedhöfe umfassen. Die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter sind dabei jeweiligen Bezirken, aber nicht einzelnen Friedhöfen zugeordnet. Daher sind nicht alle Friedhöfe zu den gewöhnlichen Arbeitsstunden dauerhaft von mindestens einem Mitarbeiter besetzt.“ Deshalb würden Kontrollen fehlen, um Schäden durch Vandalismus einzudämmen.

„Die Erfahrungen auf anderen Friedhöfen zeigen, dass die geöffneten Toiletten häufig das Ziel von Diebstählen sind oder auf verschiedenste Art und Weise verunstaltet beziehungsweise verunreinigt werden“, weiß der Stadtsprecher.Die Toilettenanlagen auf den Friedhöfen – und namentlich auch in Uedesheim – sollen in den kommenden Jahren saniert werden, heißt es aus dem Rathaus. In diesem Zusammenhang werde derzeit geprüft, ob durch elektronische oder andere Schließsysteme wie etwa Zeitschlösser ein Zugang während der üblichen Nutzungszeiten möglich sein wird. „Ein Ergebnis hierzu steht noch aus“, so Spange.

Bis dahin wird sich wohl noch der ein oder andere Hinterbliebene hinter den Büschen erleichtern...