1. Neuss

Kein Wildtierverbot für Zirkusse Verbot in Düsseldorf und Meerbusch+++Neuss sieht keine Möglichkeit

Kein Wildtierverbot für Zirkusse Verbot in Düsseldorf und Meerbusch+++Neuss sieht keine Möglichkeit

Manege frei, es darf diskutiert werden! Während die einen sich auf den magischen Duft der Zirkusluft freuen, wollen die anderen in Neuss den Auftritt von Wildtieren in Zirkussen verbieten. Die AfD stellte eine entsprechende Anfrage im Stadtrat, doch die Verwaltung sieht keine Handlungsmöglichkeiten – obwohl andere Städte bereits gehandelt haben.

„Wildtiere leben in kleinen Käfigen, unzureichenden Gehegen oder engen Transportwagen und sind damit in ihrer Bewegungsfreiheit erheblich eingeschränkt, was zu erheblichen Gesundheitsschäden und Verhaltensstörungen führt“, heißt es in Karin Weinerts (AfD) Anfrage, „ich würde es deshalb begrüßen, wenn Neuss keinen Zirkusbetrieben oder Wanderausstellungen mehr städtische Flächen vermietet, die Wildtiere wie Elefanten, Nashörner, Reptilien, Großkatzen, Bären und ähnliches mitführen.“ Beigeordneter Frank Gensler macht deutlich, dass neben kleineren Familienzirkussen ohne Wildtierhaltung in den letzten 15 Jahren lediglich zwei große Zirkusse mit Wildtieren ein Gastspiel in Neuss gegeben hätten. Das Interesse in der Bevölkerung, insbesondere bei Familien mit Kindern, an solchen Zirkussen sei ungebrochen. Zudem gebe es durch die aktuelle Rechtslage nach jetzigem Erkenntnisstand keine Ermächtigung zur Einschränkung von Wildtierhaltung in Zirkussen.

Das sieht Dr. Yvonne Würz, Fachreferentin Zoo und Zirkus bei der Tierrechtsorganisation PETA Deutschland, anders. Sie verweist unter anderem auf die Möglichkeit, auf kommunaler Ebene eine so genannte Gefahrenabwehr geltend zu machen. Nicht zuletzt gehe von Großwildtieren wie Elefanten und Raubkatzen ein hohes Gefahrenpotenzial aus. Durchschnittlich mehrere Dutzend teils gefährliche Ausbrüche von Tieren im Zirkus pro Jahr würden die Notwendigkeit dieser Regelung bestätigen. Würz: „Bei Circus Krone kam es letztes Jahr beispielsweise kurz hintereinander zum Ausbruch einer Elefantenkuh und zu einem Unfall in der Manege.“

Ein Blick in die Nachbarstädte macht deutlich, dass ein Wildtierverbot für Zirkusse durchaus machbar ist: In Meerbusch und Düsseldorf wurde dies bereits durchgesetzt.

Frank Keller, Tierschutzbeauftragter des Circus Krone, der in diesem Jahr vom 19. bis 24. Juni auf dem Neusser Kirmesplatz an der Hammer Landstraße gastieren wird, reagiert harsch auf die Kritik in der AfD-Anfrage: „Welches Fachwissen haben die Menschen, die diese Anfrage an den Rat gestellt haben? Keines!“ Er verweist auf die Homepage des Circus, auf der es genaue Informationen über die gesetzlichen Vorgaben zur Haltung von Tieren im Zoo und im Circus gebe (www.circus-krone.de, Rubrik „Tiere im Circus Krone“). „Alle Tiere des Circus Krone (dazu gehören fünf Elefanten, ein Nashorn und 30 Löwen und Tiger, Anmerkung der Redaktion) haben die denkbar beste Pflege, ausgesucht gutes Futter, geräumige Stallungen und Außengehege, optimale Betreuung durch Tierärzte und Hufschmiede und vor allem ständige Ansprache von Tierlehrern und Tierpflegern“, ist dort zu lesen. „Unsere Tiere sind keine Wildtiere, sondern Circustiere“, so Keller, „und das breite Publikum erwartet immer Tiere, Artisten und Clowns in einem traditionellen Circus.“ Keller ist sicher: „Kommunale Wildtierverbote sind gegen das Grundgesetz und daher nicht durchsetzbar.“ Das wird in Meerbusch und Düsseldorf anders gesehen...

Rolf Retzlaff

(Kurier-Verlag)