„Kneipensterben geht weiter!“Gewerkschaft NGG sieht Arbeitgeber und Bürger in der Pflicht

Im Rhein-Kreis Neuss geht das Kneipensterben um. Innerhalb von zehn Jahren haben 91 Gastro-Betriebe im Rhein-Kreis Neuss geschlossen. Zwischen 2007 und 2017 hat damit jede siebte Gaststätte, Kneipe oder Eisdiele zugemacht. Ein Trend, der anhalten wird, wenn sich nicht einige Dinge ändern, warnt die Gewerkschaft NGG.

 NGG-Geschäftsführer Karim Peters.

NGG-Geschäftsführer Karim Peters.

Neuss.Aktuell beherbergt der Kreis 576 gastronomische Betriebe, verkündet die Gewerkschaft Nahrung-Genuss-Gaststätten (NGG) Krefeld-Neuss mit Bezug auf das statistische Landesamt. Sie warnt vor einem weiteren Kneipensterben.

NGG-Geschäftsführer Karim Peters sieht einen Hauptgrund in einer problematischen Personalsituation. Im Gespräch mit dem Stadt-Kurier erklärt er: „Die Situation sieht heute so aus, dass die jungen Leute häufig zwischen mehreren Ausbildungsplätzen wählen können. Da ist es klar, dass sich viele gegen einen anstrengenden und oft zu schlecht bezahlten Job in der Gastronomie entscheiden. Hielten sich mehr Arbeitgeber an die Tarifbindung, könnte man dem Trend entgegenwirken!“ Mit einem Tarifvertrag, der NRW-weit für alle Restaurants und Gaststätten gilt, habe man hier „einen wichtigen Schritt“ gemacht. Allerdings müssten sich noch viel mehr Gastronomen daran halten.

Der Rhein-Kreis Neuss ist damit keine „Insel der Seligen“, sondern liegt ziemlich genau im deutschlandweiten Trend. Während es in Metropolen wie Düsseldorf und Köln noch etwas anders aussieht, haben es Kneipen und Co. in Neuss schwer.

„Vom Fußballabend in der Bar bis zum Grünkohlessen mit dem Sportverein – die Gastronomie steht für ein Stück Lebensqualität“, sagt NGG-Geschäftsführer Karim Peters. Mit den Betriebsschließungen stehe nicht nur ein wichtiger Teil der Alltagskultur auf dem Spiel. Es seien auch etliche Arbeitsplätze in der Region in Gefahr.

„Die Branche hat mit einem Fachkräftemangel zu kämpfen“, so der Gewerkschafter.

Wirten vor dem Ruhestand fehlten oft Nachfolger, so Peters. „Außerdem müssen sich die Gastronomen gegen Pleiten absichern. Dazu gehört das betriebswirtschaftliche Know-how ebenso wie originelle Ideen, wie man eine Gaststätte zum beliebten Treffpunkt macht.“ Die NGG sieht auch die Bürger in der Verantwortung. „Statt das Feierabendbier zuhause zu trinken, einfach mal wieder in die Kneipe gehen!“, empfiehlt Karim Peters.Thomas Broich

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