Aachener als Mieter abgelehnt+++Kauft Stadt die Immobilie? Galeria-Gebäude: Vermieter sucht langfristige Lösung

Neuss · Galeria Karstadt Kaufhof wird am 30. Juni endgültig seine Türen schließen – das ist nicht mehr abzuwenden. Doch die Mitarbeiter kämpfen weiter – für ihre Arbeitsplätze. Und auch die Stadt Neuss positioniert sich als möglicher Verhandlungspartner, wenn es um den Verkauf des Gebäudes in der Neusser Innenstadt geht.

Die Galeria-Angestellten kämpfen für den Erhalt ihrer Arbeitsplätze (v.l.): Anja Clormann, Christiana Dombrowski und Veronika Thanapoulos.

Die Galeria-Angestellten kämpfen für den Erhalt ihrer Arbeitsplätze (v.l.): Anja Clormann, Christiana Dombrowski und Veronika Thanapoulos.

Foto: Kurier Verlag/Rolf Retzlaff

In nicht öffentlicher Ratssitzung wurde über mögliche Kaufinteressenten gesprochen, doch Betriebsrätin Veronika Thanapoulos nannte am 1. Mai auf der Bühne auf dem Markt „Ross und Reiter“: Das Modehaus Aachener habe dem Besitzer der Immobilie, der Gesellschaft für Buchdruckerei (GfB), bereits zwei Angebote gemacht, doch die seien abgelehnt worden. Galeria-Mitarbeiterin Christiana Dombrowski sieht Aachener als eine echte Chance, Arbeitsplätze zu erhalten: „Sie würden jedem Galeria-Mitarbeiter ein Angebot machen.“ Das Aachener Modehaus hat bereits mehrere Galeria-Standort übernommen, darunter Frankfurt, Aachen, Leverkusen, Coburg und Saarbrücken und dort zum Teil sogar das Personal aufgestockt. „Als Department Store würde Aachener all das – außer Süßwaren – anbieten, was bereits jetzt unter unserem Dach zu finden ist“, erklärt Galeria-Betriebsrätin Anja Clormann.

GfB-Vorstand Martin Straaten macht deutlich, weshalb für die Gesellschaft für Buchdruckerei das Aachener Modehaus als Mieter nicht infrage kommt: „Beim ersten Angebot wurde eine hohe Investition unsererseits bei einer vergleichsweise geringen Miete gefordert.“ Das Resultat: Miete abzüglich der Bedienung für den Kredit, der für die Umbaumaßnahmen erforderlich wäre, sowie laufende Kosten hätten ein allmonatliches Minusgeschäft ergeben. Auch Angebot Nummer zwei hat nicht überzeugen können: Zwar seien hier die Investitionen weitgehend entfallen, es sei die Miete aber nochmals sehr deutlich reduziert worden, erklärt Martin Straaten. Unabhängig davon wäre auch das Risiko der vorgeschlagenen 15-jährigen Mietbindung in dieser Konstellation negativ zu bewerten. Letztlich sei das Konzept der Aachener nicht erfolgversprechend: „Das ist nach unserer Überzeugung keine langfristige Lösung für diesen Standort.“

Auch Bürgermeister Reiner Breuer setzt auf neue Ideen, aber er hat den rund 50 verbliebenen Galeria-Mitarbeitern Unterstützung zugesagt. Und Stadtsprecher Marc Bohn erklärt, dass die Stadt das Galeria-Gebäude nicht auf jeden Fall kaufen will, aber bereit ist, darüber zu verhandeln“. In diesem Fall müsse ein unabhängiger Gutachter den Wert der Immobilie schätzen. Auf jeden Fall wolle die Stadt einen längeren Leerstand verhindern, zum Beispiel mit der Ansiedlung eines Frequenzbringers vorerst im Erdgeschoss. Einem eventuellen Abriss und Neubau sieht Breuer äußerst skeptisch: „Dann hätten wir fünf Jahre lang eine riesige Baustelle mitten in der City“, befürchtet er negative Auswirkungen auf die Innenstadt.

Auf jeden Fall will der Bürgermeister auch das Umfeld aufwerten, um so die Aufenthaltsqualität in der City weiter zu verbessern. Der Landtagsabgeordnete Simon Rock (Grüne) verweist in diesem Zusammenhang auf das soeben aufgelegte Förderprogramm „Zukunftsfähige Innenstädte und Ortszentren“. Die NRW-Landesregierung hat ein Förderpaket im Umfang von 35 Millionen Euro geschnürt, um die Innenstädte und Ortskerne der Städte und Gemeinden in NRW zu stärken. Insbesondere den Herausforderungen im Zusammenhang mit vermehrten Immobilienleerständen, soll vor allem im Bereich des Einzelhandels entgegnet werden. Zudem sollen über das Förderprogramm Projekte unterstützt werden, die einen Beitrag zur Optimierung der Aufenthaltsqualität leisten. Dazu könnte unter anderem die Schaffung von Spielangeboten für Kinder oder Grün- und Parkflächen zählen.

„Angesichts der Herausforderungen für den Einzelhandel in Neuss, insbesondere vor dem Hintergrund der Schließung von Galeria Kaufhof, sollte die Stadt alle Register ziehen, um weitere Leerstände möglichst zu vermeiden und bestenfalls zu einer Reaktivierung leer stehender Einzelhandelsimmobilien beizutragen. Hierzu ist die Prüfung einer möglichen Landesförderung sinnvoll“, so Rock.

Die Stadt Neuss hat bis zum 15. Juni Zeit, einen entsprechenden Förderantrag beim Land einzureichen.

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