Kaarster Unternehmer üben Kritik an Wirtschaftsförderung Streit um Werbefilm+++Grüne sehen Vermarktungs-Schwächen

Kaarst · Der städtischen Wirtschaftsförderung weht ein rauer Gegenwind ins Gesicht: Einige Kaarster Unternehmen fordern eine stärkere Kooperation mit der im Rathaus angesiedelten Abteilung, die Grünen wollen die Vermarktung des Gewerbegebiets Kaarst-Ost in die Hände eines "Maklers mit Expertise" legen und auch die CDU-Mittelstandsvereinigung sieht Verbesserungsmöglichkeiten bei der Zusammenarbeit.

 Eine Netzwerk-Aktion mit Vorbildcharakter: Die Mittelstandsvereinigung um ihren Vorsitzenden Markus Steins (Mitte) ehrt alljährlich in Kaarst den Unternehmer des Jahres; 2018 waren Axel Hebmüller (l.) und Guido Otterbein (r.) von der Hebmüller Group die Preisträger.

Eine Netzwerk-Aktion mit Vorbildcharakter: Die Mittelstandsvereinigung um ihren Vorsitzenden Markus Steins (Mitte) ehrt alljährlich in Kaarst den Unternehmer des Jahres; 2018 waren Axel Hebmüller (l.) und Guido Otterbein (r.) von der Hebmüller Group die Preisträger.

Foto: Foto: Rolf Retzlaff

Auslöser war ein städtisches Schreiben, das Kaarster Unternehmern nahe legt, an einem Imagefilm für die Stadt Kaarst mitzuwirken — natürlich kostenpflichtig. Mit diesem Projekt beauftragt wurde eine Agentur aus Monheim — und das brachte den Stein ins Rollen. Patrick Schappert, Geschäftsführer von Grobi.tv Heimkino & mehr, hatte sich erst im Jugendhilfeausschuss und dann im Stadtrat öffentlich zu Wort gemeldet. Auch im Namen der Kaarster Unternehmer Stefan Hügen (Raum und Design), Thomas Röttcher (Rewe), Michael Schreinermacher (Altes Rathaus / PapalaPub), Norbert Vander (Regisseur/Filmemacher) und Harry Flint (Mentor, Speaker, Moderator) hatte er bemängelt, dass für die Erstellung dieses Films keine Kaarster Firma angesprochen worden sei. Er wünscht sich — auch im Namen seiner oben genannten Mitstreiter — eine deutlich stärkere Kooperation und Kommunikation zwischen lokalen Unternehmern und den Mitarbeitern der Wirtschaftsförderung.

"Bei dem Film handelt es sich um ein Porträt des Gewerbegebietes Kaarster Kreuz, welches bei der Vermarktung der Grundstücke eingesetzt werden soll. Dieser Film ist für die Stadt kostenneutral", heißt es in einer städtischen Stellungnahme. Aus Sicht der Stadt könne sich ein Synergie-Effekt einstellen, wenn das von der Agentur geplante Videoportal mit Imagefilmen Kaarster Unternehmen über die größere Reichweite der Stadt positiv für das Marketing der jeweiligen Unternehmen auswirke. "Ob sich ein Kaarster Unternehmen an diesem Videoportal beteiligt, ist aber unerheblich für die Umsetzung des von uns in Auftrag gegebenen Films. Hier liegt das unternehmerische Risiko bei der Agentur, die mit diesem Modell an anderer Stelle offenbar gute Erfahrung gemacht hat", so Stadtsprecher Peter Böttner.

Markus Steins, Vorsitzender der CDU-Mittelstands- und Wirtschaftsvereinigung Kaarst, macht deutlich, dass aus seiner Sicht die Kooperation mit der Wirtschaftsförderung generell recht gut funktioniere, hält es aber für "unglücklich bis ungeschickt, für die Erstellung des Films keine Kaarster Unternehmer angesprochen zu haben. Wir haben in Kaarst Fachleute, die international unterwegs sind — die hätte man nicht ohne Anfrage umgehen dürfen."

Die Grünen üben ebenfalls Kritik an der Wirtschaftsförderung. "Leider hat sie es bisher nicht vermocht — trotz angeblich zahlreicher Interessenten und Auftritte auf der Messe Expo-Real — Vorschläge für attraktive Ansiedlungen, also dauerhaft gewerbesteuerzahlende, hochwertige Unternehmen, zu machen. Daher sollte sich die Verwaltung nun der Expertise eines auf die Vermarktung von Gewerbegrundstücken spezialisierten Maklers bedienen, damit möglichst zügig neue Unternehmen dort angesiedelt werden können, formuliert die Grünen-Fraktionsvorsitzende Claude Koeppe in einem Antrag, der in der Sitzung des Haupt-, Wirtschafts- und Finanzausschusses am 21. Februar (Clubraum 3, Bürgerhaus,

Am Neumarkt 6) behandelt werden soll. Doch zuvor steht ein Treffen von Patrick Schappert und der Wirtschaftsförderung am 18. Februar auf dem Plan. "Wir nehmen die Hinweise von Herrn Schappert sehr ernst und deshalb ist es uns wichtig, den Dialog mit ihm zu führen", so die städtische Stellungnahme.

Rolf Retzlaff

(Kurier-Verlag)
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