Bürgermeisterkandidaten im Gespräch: Thomas Lang, UWG/Freie Wähler „Wir sind frei von Parteiideologien“

Neuss · Lang der CDU treu geblieben, vor circa zwei Jahren wechselte er zur Unabhängigen Wählergemeinschaft. Jetzt tritt er als Bürgermeisterkandidat der UWG/Freie Wähler Neuss an.

 Thomas Lang ist Bürgermeisterkandidat der UWG/Freie Wähler.

Thomas Lang ist Bürgermeisterkandidat der UWG/Freie Wähler.

Foto: Kurier Verlag GmbH/Rolf Retzlaff

„Ich finde es spannend, dass es sich hier um eine Wählergemeinschaft handelt und nicht um eine Partei. Wir vertreten keine Parteiideologien, keine Bundes- oder Landesinteressen“, erklärt Lang. Am Ende seiner christdemokratischen Laufbahn habe er einen „Korrosionsprozess“ bei der CDU festgestellt. Er kritisiert ein „Blockdenken. Bei Anträgen wird wenig über die Sache gesprochen, sondern wer den Antrag gestellt hat.“ So würden Ansinnen von anderen Parteien kaum berücksichtigt. Lang führt zwei Beispiele auf: „Wir hatten gemeinsam mit den Linken im Schulausschuss den Antrag gestellt, die Reinigung der Schulen durch stadteigene Kräfte durchführen zu lassen, um eine bessere Sorgfalt und Qualität zu erreichen. Dieser Antrag wurde in Bausch und Bogen abgeschmettert.“ Ähnlich sei mit einem UWG-Antrag umgegangen worden, der eine Förderung der öffentlichen Bücherschränke zum Ziel gehabt habe.

Als Bürgermeister will sich Lang – er war viele Jahre Vorsitzender des Kreissportbundes – unter anderem für den Bau einer Multifunktionshalle einsetzen. „Für Neuss enorm wichtig“, sagt er. Die rund 50 Sporthallen in der Quirinusstadt hätten größtenteils keine Zuschauertribünen, und die größte Halle – die Stadionhalle an der Jahnstraße – fasse zwar rund 300 Zuschauer, sei aber in die Jahre gekommen. „Es ist ein Witz, wenn zum Beispiel ein Neusser Handball-Zweitligist wegen Hallenmangel nach Düsseldorf ausweichen muss“, ärgert sich Lang, „wir brauchen hier Investitionen“. Als Standort für die Multifunktionshalle eigne sich eventuell der Wendersplatz, „aber nur mit Tiefgarage“, so Lang.

In Sachen Mobilität fordert der 68-Jährige kostenloses Fahren mit Bus und Bahn: „Ich bin überzeugt, das wird kommen mit starker Einschränkung des Individualverkehrs in der City.“ Die gebührenfreie erste Stunde in den Parkhäusern sei da kontraproduktiv. Auch fordert das ADFC-Mitglied den Ausbau von Radwegen. Zudem schlägt er eine Förderung beim Kauf von Lastenfahrrädern vor.

Mit Blick auf den Flächennutzungsplan („vor zehn Jahren versprochen und noch immer nicht auf den Weg gebracht“) kritisiert Lang die städtische Wirtschaftsförderung. „Brata, der wichtigste Arbeitgeber in Weckhoven, hat seine erste Backstraße in Willich aufgemacht, weil Neuss nicht flexibel genug war.“ Ebenfalls kritisch betrachtet der UWG-Kandidat die Entwicklung der Vorort-Zentren: „Hier müssen mehr Impulse gesetzt werden. Es gibt Orte ohne Nahversorgung wie zum Beispiel Grefrath, in Weckhoven kämpft das Ladenzentrum ums Überleben. Da kommt zu wenig Unterstützung von der Wirtschaftsförderung.“

Thomas Lang will zahlreiche Projekte voranbringen. Eins ärgert ihn aber besonders: „Die CDU hat Entwicklungen der letzten fünf Jahre angeprangert, obwohl sie sich mit ihrer Mehrheit hätten einbringen und durchsetzen können. Jetzt vergießen die Christdemokraten Krokodilstränen ob der Versäumnisse, die Bürgermeister und Verwaltung angeblich zu verschulden haben.“

Zurzeit sitzt die UWG mit zwei Vertretern im Stadtrat. „Die Zahl wollen wir verdreifachen“, blickt Lang optimistisch in die Zukunft der UWG/Freie Wähler Neuss.

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