An mangelndem Bedarf liege es nicht+++Ab Montag neues Hygienekonzept Tafel sorgt sich: Weniger Kunden als vor Corona

Neuss · Nicht einmal die Hälfte der Kunden, die vor Beginn der Corona-Pandemie die Hilfe der Neusser Tafel in Anspruch genommen haben, tun es jetzt – so die nüchterne Bilanz von Rebecca Schuh, Vorsitzende des Vereins. Dabei bezweifelt sie, dass jetzt tatsächlich so viel weniger Menschen auf Unterstützung angewiesen sind und möchte helfen.

 Ab nächster Woche ist Schluss mit dem Fensterverkauf und die Kunden können wieder sehen, was die Neusser Tafel im Angebot hat.

Ab nächster Woche ist Schluss mit dem Fensterverkauf und die Kunden können wieder sehen, was die Neusser Tafel im Angebot hat.

Foto: Kurier Verlag GmbH/Hanna Loll

Zu Beginn der Pandemie musste die Neusser Tafel zunächst schließen – schließlich gehören viele der Ehrenamtler selbst zur Risikogruppe. Inzwischen hat die Tafel wieder geöffnet, unter Einhaltung verschiedener Sicherheitsmaßnahmen, wie dem Tragen einer Maske und dem Einhalten des Sicherheitsabstandes. „Aktuell verkaufen wir nur aus dem Fenster. Das ist unglücklich, denn so können die Leute unser Angebot nicht sehen“, ist sich Schuh bewusst. Deshalb besorgen ihre Mitarbeiter aktuell Spuckschutz-Vorrichtungen, damit am kommenden Montag zumindest ein wenig Normalität zurück in die Räumlichkeiten an der Düsseldorfer Straße 50 kehren kann.

„Natürlich können wir nicht so viele Menschen gleichzeitig hereinlassen, wie vorher. Zwei Leute können hereinkommen und einkaufen, die anderen müssen in der Zeit draußen warten. Wenn es warm ist, geben wir an die Wartenden Wasser aus“, erklärt die Vorsitzende. Aus welchen Gründen die Menschen wegbleiben, könne sie nur mutmaßen. „Manchen hat vielleicht die Hitze der vergangenen Wochen zugesetzt, andere wollen nicht vor der Tür warten und wieder andere wissen vielleicht einfach nicht, dass wir wieder zu unseren ganz normalen Zeiten geöffnet haben“, vermutet Schuh. Vor der Pandemie habe die Tafel durchschnittlich etwa 50 Familien pro Tag versorgt, jetzt seien es nur noch etwa 20.

„Der Standort ist sicher auch ein Handicap – aber mit der Straßenbahn und dem Bus sind wir eigentlich gut zu erreichen. Letzten Endes will uns einfach keiner da haben“, erklärt sie ein weiteres Problem. Um vor allem Rentner punktuell zu Hause zu beliefern, fehle schlicht und ergreifend das Personal. Sie und ihr Team hoffen jetzt darauf, bald wieder mehr Menschen bei der Neusser Tafel begrüßen zu können – denn dass kein Bedarf mehr besteht, bezweifelt Schuh. Durch die vielen wegen Corona hinzugekommenen Kurzarbeiter denkt sie, dass eher mehr Menschen als vorher auf Unterstützung angewiesen sind.

 Margarete Saler ist ehrenamtlich tätig und laut Tafel-Vorsitzender Rebecca Schuh „unbezahlbar!“

Margarete Saler ist ehrenamtlich tätig und laut Tafel-Vorsitzender Rebecca Schuh „unbezahlbar!“

Foto: Kurier Verlag GmbH/Hanna Loll

„Wir wissen um die Hemmschwelle, wenn es darum geht, seine Lebensmittel bei der Tafel zu holen. Hier wird aber niemand komisch angeschaut. Unsere Ehrenamtler behandeln alle Kunden nett und freundlich und geben ihnen das Gefühl, sie würden bei einem ganz normalen Supermarkt einkaufen“, so das Versprechen. Und wer zum Lebensmittelkauf kommt, könne gern einen Blick in die gut sortierte Kleiderkammer werfen – sowohl Damen und Herren als auch Kinder werden hier fündig. Dabei umfasst das Angebot neben Jacken, Hosen, Pullis und Co. auch Schuhe, Handtaschen, Accessoires und vieles mehr. „Wir haben übrigens auch Markenkleidung“, wirbt die Vorsitzende.

Ab Montag geht es dann mit dem neuen Konzept los – und zwar du den gewohnten Zeiten, montags, mittwochs und freitags jeweils zwischen 14.30 und 16.30 Uhr. Weitere Informationen – auch für Menschen, die gern helfen möchten – unter www.neussertafel.de.

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