Bezirksausschussvorsitzende im Interview+++Den Anfang macht Claudia Föhr (SPD) „Die Nordstadt ist Zuhause!“

Neuss ist aufgeteilt in acht Bereiche, für die jeweils ein Bezirksausschuss gebildet wurde. „Die Bezirksausschüsse sind zu allen wichtigen Angelegenheiten, die den Stadtbezirk berühren, zu hören“, heißt es in der Hauptsatzung der Stadt Neuss.

 Ortstermin im Jostensbusch (v.l.): Claudia Föhr, Vorsitzende des Bezirksausschusses Nordstadt, und Hakan Temel, Vorsitzender der SPD Nordstadt, standen im Interview für unsere Zeitung Rede und Antwort.

Ortstermin im Jostensbusch (v.l.): Claudia Föhr, Vorsitzende des Bezirksausschusses Nordstadt, und Hakan Temel, Vorsitzender der SPD Nordstadt, standen im Interview für unsere Zeitung Rede und Antwort.

Foto: Kurier Verlag/Rolf Retzlaff

Insbesondere sei ihnen vor der Beschlussfassung des Rates über Planungs- und Investitionsvorhaben im Bezirk Gelegenheit zur Stellungnahme zu geben. Die Bezirksausschüsse hatten sich bereits zur konstituierenden Sitzung getroffen, die Postenverteilung wurde hier vollzogen. Der Stadt-Kurier wird in den kommenden Wochen im Interview die Person, die den Vorsitz übernommen hat, zu Wort kommen lassen. Den Anfang macht Claudia Föhr (SPD), Vorsitzende des Bezirksausschusses Nordstadt, gemeinsam mit dem Chef der Nordstadt-SPD, Hakan Temel.

Frau Föhr, Herr Temel, die Nordstadt hat ihren eigenen Bezirksausschuss – eine nette Plauderrunde oder ein wichtiges Instrument für die Nordstadt?

Hakan Temel: Er ist durchaus keine Plauderrunde! Die SPD hat sich schon seit langem für einen BZA Nordstadt ausgesprochen, doch das scheiterte bisher an den anderen Mehrheiten. Jetzt hat die Kooperation von SPD, Grünen und UWG/Aktiv für Neuss die gestalterische Mehrheit im Rat und konnte so die Einrichtung von acht Bezirksausschüssen für Neuss beschließen.

Claudia Föhr: Natürlich stehen die großen Themen wie Rennbahnpark und Wendersplatz oft im Mittelpunkt des allgemeinen Interesses. Im Bezirksausschuss geht es um die lokalen Aspekte. Beispiel Mobilitätswende: Auch in der Nordstadt müssen wir zum Beispiel den Zustand zahlreicher Radwege prüfen.

Temel: Wir haben im BZA die Möglichkeit, mit den Menschen vor Ort lokale Aspekte noch detaillierter als bisher behandeln zu können.

Es gibt in der Nordstadt auch eine Stadtteilkonferenz, bei der sich unter anderem Vertreter von Hilfsorganisationen, Wohlfahrtsverbänden, Schulen und Kitas treffen. Ist dies eine „Konkurrenz“ zum BZA?

Föhr: Im Gegenteil, wir streben eine gute Zusammenarbeit an, wollen die Stadtteilkonferenz auch im BZA Nordstadt etablieren. Der BZA soll sich durch eine Vielfalt auszeichnen. Wir wollen dem Auftrag, mehr Bürgerbeteiligung zu ermöglichen, gerecht werden.

Temel: Im BZA sind verschiedene Ratsfraktionen vertreten. Wir hoffen, dass sie Hand in Hand zusammen arbeiten. Gemeinsame Anregungen und Empfehlungen von diesem Zusammenschluss mehrerer Parteien haben natürlich mehr Gewicht als würde nur eine Partei entscheiden.

Frau Föhr, wer wird Sie als Vorsitzende vertreten?

Föhr: Meine Stellvertreterin ist Monika Mertens-Marl von der CDU. Ein Zeichen unseres einvernehmlichen Arbeitens im BZA. Und es wurde auch Zeit, dass hier mal zwei Frauen die Doppelspitze bilden!

Welche Themen stehen ganz oben auf der Agenda des BZA?

Föhr: Auf jeden Fall das Thema Verkehr: Wir haben eine hohe Verkehrsbelastung nicht nur auf der Geulenstraße, sondern zum Beispiel auch auf der Further Straße, Fesserstraße – hier vor allem nachmittags –, Gladbacher Straße und Düsseldorfer Straße. Wir müssen uns überlegen, wie wir die Menschen zum Umsteigen auf Rad oder ÖPNV bewegen können. Dazu gehört auch der geplante Regiobahn-Haltepunkt an der Geulenstraße oder die Schaffung einer Direktverbindung von Vogelsang zur Kaarster Straße und dem Johanna Etienne Krankenhaus.

Wie sieht es mit dem „Dauerbrenner“ Jröne Meerke aus?

Föhr: Da haben wir bereits im vergangenen Jahr einen Antrag gestellt: Die Verwaltung soll prüfen, wie man hier beispielsweise Bewegungsangebote für Jung und Alt und ein gastronomisches Angebot schaffen könnte. Letzteres war eine Forderung beim von der SPD druchgeführten Bürgerdialog.

Welche weiteren Themen werden den BZA beschäftigen?

Föhr: Von Sauberkeit – wo fehlen Mülleimer? – und der Pflege der Grünflächen bis zur Bebauung der Flächen Pierbug und Bauer & Schaurte – Stichwort ,bezahlbares Wohnen’ –, dem Bedarf an Kita-Plätzen, und der Situation der weiterführenden Schulen – in der Nordstadt gibt es viel zu tun.

Temel: Wir wollen auch das Ortsmittelpunkt-Stärkungsprogramm in die Nordstadt holen. Zum Beispiel im Barbaraviertel und in der Südlichen Furth sollten wir Plätze schaffen, auf denen Menschen zusammen kommen. Hierzu sollten wir auch Bereiche an der Hauptverkehrsader „Further Straße, Venloer Straße, Kaarster Straße“ prüfen.

Föhr: Gerade für die Nordstadt sind solche Plätze wichtig, da unser Stadtteil nicht über einen echten Ortsmittelpunkt verfügt.

Wie geht es jetzt mit dem BZA weiter?

Föhr: Voraussichtlich im September wird der BZA Nordstadt wieder zusammenkommen. Bis dahin sind auch die vier Plätze für beratende Mitglieder besetzt. Mit Blick auf den städtischen Haushalt 2022 hoffe ich, dass der BZA ein eigenes Budget zugeteilt bekommt. Dann könnten wir kleinere Maßnahmen wie zum Beispiel den Kauf einer dringend benötigten Bank selbst in die Hand nehmen.

Zum Schluss eine Frage fürs Herz...: Frau Föhr, warum leben Sie gerne in der Nordstadt?

Föhr: Ich bin in der Nordstadt groß geworden, habe hier Kita und Schule besucht, später als Erzieherin gearbeitet. Die Nordstadt ist Zuhause! Die Leute kennen sich, sind füreinander da, man hilft sich! Obwohl die Nordstadt so groß ist, gibt es vieles, was die Bürger miteinander verbindet. Wir haben alles da, was wir zum Leben brauchen, wobei ich persönlich hier eine Buchhandlung vermisse. Das ÖPNV-Angebot ist gut, wir haben gute Verkehrsanbindungen, Kultur- und Sportangebote, Ärzte, das Johanna Etienne Krankenhaus... Nicht zu vergessen unser Schützenfest, bei dem sich die ganze Furth trifft!

Ein schönes Schlusswort! Frau Föhr, Herr Temel, ich danke Ihnen für das Gespräch.

Das Interview führte Rolf Retzlaff.

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