Rechtsextreme Aufkleber an Gedenktafel für Jüdischen Friedhof+++Staatsschutz ermittelt Politiker verurteilen rechtsextreme Tat: „Unser Neuss hält zusammen!“

Neuss · Als Niels Elsäßer, Leiter der Offenen Tür Barbaraviertel, am Mittwoch auf dem Weg zur Arbeit an der Gedenktafel des ehemaligen Jüdischen Friedhofs an der Düsseldorfer Straße vorbeikam, entdeckte er hier Aufkleber mit eindeutig rechtsradikalem Inhalt.

 Erst im vergangenen Jahr wurde die Gedenktafel für den ehemaligen jüdischen Friedhof an der Düsseldorfer Straße der Öffentlichkeit übergeben, jetzt wurde diese geschichtsträchtige Stätte mit rechtsextremen Aufklebern beschmutzt.

Erst im vergangenen Jahr wurde die Gedenktafel für den ehemaligen jüdischen Friedhof an der Düsseldorfer Straße der Öffentlichkeit übergeben, jetzt wurde diese geschichtsträchtige Stätte mit rechtsextremen Aufklebern beschmutzt.

Foto: privat

Er erstattete sofort Anzeige. Der Staatsschutz beschäftigt sich jetzt mit dieser widerlichen Tat (Tatbestand: Verwendung von Kennzeichen verfassungswidriger Organisationen), die Neusser Politik bezieht eindeutig Stellung.

Elsäßer hatte bereits am Mittwoch die Ratsfraktionen über diesen Vorfall informiert. „Kurz vor dem 8. Mai, am Tag der Befreiung Deutschlands vom Faschismus und im Jubiläum ,1.700 Jahre Jüdisches Leben in Deutschland’ finden sich immer wieder und immer vermehrter Anzeichen für ein Wiedererstarken der neuen Rechten. Ihre Feindbilder sind immer noch die Gleichen, Menschen anderen Glaubens und Weltanschauung, kultureller Identität und Aussehen, sexueller Ausrichtung und mit alternativen Lebensweisen. Ihrem Hass auf alles andere machen sie immer mehr im öffentlichen Raum Luft. Sei es in sozialen Medien oder auf der Straße“, so Elsäßer, „nun wurde ein Zeichen jüdischen Lebens in Neuss Angriffsziel des faschistischen Gedankengutes.“ Die Geschichtswerkstatt der Offenen Tür Barbaraviertel/Dependance hatte die Gedenktafel im vergangenen Jahr in Kooperation mit der Gesamtschule Nordstadt errichtet. Zur Einweihung waren zahlreiche Vertreter aus Politik, Verwaltung und öffentlichem Leben gekommen. Und auch jetzt melden sich die Kommunalpolitiker zu Wort. „In unserer Stadt gibt es keinen Platz für Diskriminierung, Antisemitismus und Rechtsextremismus“, erklären mit Sascha Karbowiak, Susanne Benary und Carsten Thiel die Vorsitzenden der neuen Ratsmehrheit aus SPD, Bündnis 90/Die Grünen und UWG/Aktiv für Neuss. Entsprechenden Tendenzen müsse man sich daher entschieden entgegenstellen. Die drei Parteivorsitzenden betonen, dass man in der Stadt Neuss stolz auf eine aktive Jüdische Gemeinde sei, die sich in vielfältiger Art und Weise in die Neusser Stadtgesellschaft einbringe. Und mit der Unterstützung des Baus einer neuen Synagoge in der Nordstadt und der von Bürgermeister Reiner Breuer auf den Weg gebrachten Städtepartnerschaft mit der israelischen Stadt Herzliya habe auch der Stadtrat ein wichtiges Zeichen zur Stärkung des jüdischen Lebens in der Stadt Neuss gesetzt.

Der CDU-Parteivorsitzende Prof. Dr. Jürgen Brautmeier und der Fraktionsvorsitzende Sven Schümann erklären gemeinsam: „Antisemitismus und jedwede Angriffe auf das jüdische Leben in Neuss sind nicht zu tolerieren. Sie sind Angriffe gegen das friedliche Zusammenleben in unserer Stadt. Wir hoffen, dass die Täter zügig ermittelt und zur Rechenschaft gezogen werden können. Wir stehen an der Seite der jüdischen Gemeinde und sind glücklich, dass in Neuss alsbald wieder eine Synagoge eröffnet wird. Jüdisches Leben gehört zu Neuss und wir lassen uns nicht entzweien. Unser Neuss hält zusammen.“

Auch Bürgermeister Reiner Breuer bezieht klar Position: „Es ist beschämend, dass auch in Neuss antisemitische Aktionen stattfinden. Umso wichtiger bleibt es, wachsam zu sein und mutig dafür einzutreten, dass wir eine vielfältige und offene Stadtgesellschaft sind, die sich auch schützend vor Menschen mit jüdischem Glauben stellt. Der Bau einer Synagoge, die in diesem Jahr vollendet werden soll, ist genau das richtige Zeichen gegen Antisemitismus und Rassismus, das wir dem entgegen setzen.“

Anlässlich der internationalen Wochen gegen Rassismus hat der Stadtrat im März ein weiteres deutliches Zeichen für ein offenes und vielfältiges Neuss gesetzt und durch einen Antrag im Stadtrat den Beitritt der Stadt Neuss zur „Europäischen Städtekoalition gegen Rassismus und ethnische Diskriminierung“ auf den Weg gebracht. Damit soll auch der von Bürgermeister Breuer in den vergangenen Jahren eingeschlagene Weg unterstützt werden. Denn mit der Wahl von Deniz Elbir gibt es seit kurzer Zeit erstmals einen Beauftragten für Diversität, Integration und Antirassismus in der Stadt Neuss und es werden vielfältige interkulturelle Angebote gefördert. Hakan Temel, SPD-Stadtverordneter für das Barbaraviertel, bringt es auf den Punkt: „Neuss ist vielfältig und wird es auch immer sein, in unserer Stadt gibt es keinen Platz für Rechtsextremismus!“

Rolf Retzlaff

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