Ehemaliger Wirtschaftsförderer will CDU-Bürgermeisterkandidat werden Frank Wolters kritisiert Stillstand: „Ich werde die Bremse Breuer ablösen!“

„Transparenz, Ehrlichkeit, Offenheit“ – Schlagworte, die Frank Wolters mit Leben füllen will. Der 51-Jährige bewirbt sich um den Posten des CDU-Bürgermeisterkandidaten.

 Frank Wolters will das Neusser Rathaus für die CDU zurück erobern.

Frank Wolters will das Neusser Rathaus für die CDU zurück erobern.

Neuss. Wolters outete sich erst sehr spät als potenzieller Bürgermeisterkandidat. Dabei sei er bereits im Frühjahr gefragt worden, ob er sich eine Kandidatur vorstellen könne. „Ich habe Respekt vor dem Amt, aber ich traue es mir zu“, sagt er. Die Bekanntgabe habe er ganz bewusst herausgezögert, um seinen Mitarbeitern und seiner Familie in Paderborn keinen langen „Spekulations-Zeitraum“ zumuten zu müssen. Zudem habe er nicht damit gerechnet, dass zum CDU-Sommerfest mit Prof. Jan-Philipp Büchler ein Wunschkandidat des Parteivorsitzenden präsentiert werde.

Wolters ist Geschäftsführer der Wirtschaftsförderungsgesellschaft und der Technologiepark-Gesellschaft in Paderborn. Neuss – vor allem das Rathaus – kennt er allerdings sehr gut: Bis vor knapp zwei Jahren hat er als Wirtschaftsförderer in der Quirinusstadt gearbeitet – auch gemeinsam mit Bürgermeister Breuer. „Ich kenne seine Arbeitsweise“, sagt Wolters. Jetzt will er gegen seinen ehemaligen Chef antreten. „Die Bürger haben die Nase voll davon, dass Mitbestimmung in Neuss nur begrenzt möglich ist. Ich setze auf Transparenz und Kommunikation“, so Wolters. Durch Breuer werde zum Beispiel der Umweltbereich klein gehalten. „Er muss nicht nur Konzepte entwickeln, sondern sie auch umsetzen, wie zum Beispiel den Luftreinhalteplan“, erklärt Wolters. „Wie bekommen wir Verkehr und Mobilität in den Griff? Wie erreichen wir den Zuzug attraktiver Arbeitgeber? Dafür hat Breuer keine Konzepte.“ Auch in Sachen Sicherheit sieht der CDU-Kandidat starken Handlungsbedarf. „Sogar in Paderborn hat meine Frau von Gewaltanwendungen im Neusser Stadtgebiet mitbekommen“, macht er deutlich, dass er zum Beispiel mit Blick auf die Drogenszene im Bahnhofsumfeld konkretes Handeln statt Konzepterstellung fordere, „hier versagt die Stadt eklatant!“ Wo Gewalt herrsche, gebe es auch soziale Brennpunkte. Wolters ruft die Themen Integration und das Vermeiden von Ghettoisierung auf. „Da müssen alternative städtebauliche Projekte realisiert werden, wir müssen in soziale Arbeit und die Integration Geflüchteter investieren.“ Kompetenzbildung sei ein sehr guter Ansatz. „Die Grundlage all dessen sind Arbeit und Beschäftigung“, setzt Wolters auch hier auf kreative Lösungen: So habe zum Beispiel ein Logistikunternehmen Sozialarbeiter eingestellt, die die ausländischen Angestellten bei Bedarf zu Behörden und Ärzten begleitet hätten, sie in ihren Familien besucht hätten – ein guter Ansatz für eine gelungene Integration.

Kreative Lösungen setzen laut Wolters aber Vertrauen und eine offene Kommunikation voraus. Er will die vernetzte Arbeit in der Verwaltung fördern, Ideen zulassen, angstfreie Räume für eine Kommunikation in der Verwaltung schaffen. „Sonst bleibt Neuss so, wie es ist. Wir müssen die Bremse Breuer ablösen!“

In Sachen Kunst und Kultur möchte Wolters die Kreativszene mehr fördern, aber auch die Kreativ-Wirtschaft ankurbeln. Er will Firmen aus Bereichen wie Medien, Mode und Design nach Neuss locken. „Wir brauchen viele Freelancer und Kleinunternehmer für das Leben in einer modernen Stadt. So stärken wir die Innovationskraft.“

Auch im Sportbereich vermisst Wolters „mutige Entscheidungen vom Bürgermeister“. So wehre sich Breuer seit langem, einen Triathlon oder einen Marathon durch Neuss zuzulassen. Überhaupt gebe es in Sachen Neusser Sport Nachbesserungsbedarf. Wolters führt einen Vergleich mit Paderborn an: Hier gebe es elf Erstligavereine. Auch in Neuss müsse man eine entsprechende Infrastruktur schaffen, damit sich der Spitzensport in Neuss entwickeln könne. „Der Bürgermeister hat versprochen, während seiner ersten Amtszeit eine Mulitfunktionshalle zu realisieren – ob er das noch schafft?“, fragt Wolters. Er setze auf „soziale Integration über den Sport sowie eine Strahlkraft durch Sportveranstaltungen, die einen positiven Marketing- und Wirtschaftseffekt für die Stadt hätten.

Die Wirtschaftsförderung liegt Wolters natürlich besonders am Herzen. Als städtischer Wirtschaftsförderer habe er Unternehmen wie Johnson Controls, Johnson Johnson sowie Fiege für Neuss gewinnen können. Er habe in seiner zwölfjährigen Amtszeit einen Zuwachs von 12.000 sozialversicherungspflichtigen Arbeitnehmern sowie von circa 100 Millionen Euro Gewerbesteuer vermelden können. „Allerdings war dies eine Gesamtleistung der Stadt Neuss, an der ich und mein Team mitgearbeitet haben“, gibt sich Wolters bescheiden. Seine erfolgreiche Arbeit wolle er als Bürgermeister weiter führen: „Arbeit und Beschäftigte sind die wesentlichen Säulen für sozialen Frieden.“ Neuss habe ein Ausgabe- und kein Einnahmeproblem: „Der Bürgermeister hat bei den Personalkosten im Vergleich zu den Vorjahren deutlich zugelegt; das stellt eine Gefahr dar und bindet langfristig finanzielle Ressourcen.“

Frank Wolters rechnet fest damit, als CDU-Bürgermeisterkandidat ins Rennen geschickt zu werden und Reiner Breuer aus dem Rathaus vertreiben zu können. Und wenn es doch nicht klappen sollte? „Dann werde ich weiter in Paderborn leben und arbeiten“, antwortet der 51-Jährige wohltuend ehrlich.Rolf Retzlaff

Am 30. September werden die CDU-Mitglieder ihren Bürgermeisterkandidaten wählen. Bisher hat der Stadt-Kurier drei Bewerber vorgestellt: Nach Bärbel E. Kohler und Prof. Jan-Philipp Büchler folgt heute Frank Wolters. Ruth Sternemann-Böcking, Sebastian Rosen und Markus Kuhl sind in den nächsten Ausgaben an der Reihe. Zu lesen sind die Vorstellungen auch unter www.stadt-kurier.de.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort