Karlheinz Kullick will für die UWG Bürgermeister werden „Zwei Amtszeiten sollten genug sein“

Neuss · Vor rund zwei Jahren war er noch Mitglied der Neusser SPD, jetzt tritt Karlheinz Kullick im Rennen um das Bürgermeisteramt für die UWG an. Als inzwischen verrenteter Sozialwissenschaftler liegt ein großer Fokus des 68-Jährigen natürlich immer noch auf sozialen Themen.

Karlheinz Kullick hat für Neuss viel auf der Agenda. Für die UWG tritt er im Rennen um das Bürgermeisteramt an.

Foto: Kurier Verlag GmbH/Hanna Glinski

Als ersten wichtigen Punkt nennt er im Gespräch mit dem Stadt-Kurier aber: „Die Wirtschaft. Die Zahl der Industriearbeitsplätze geht zurück, das ist eine Tendenz, die mir Sorgen macht.“ Als Stadt sei es natürlich schwierig, gegen den Weggang großer Konzerne etwas zu unternehmen, aber die Situation müsse im Auge behalten werden.

Ebenfalls auf seiner Liste der Top-Themen steht die Sportentwicklung in der Quirinusstadt. „Neuss muss den Spagat schaffen, qualitativen Leistungssport zu bieten, dabei aber den Breitensport nicht zu vergessen“, ist sich der Grimlinghausener sicher.

Außerdem träumt er davon, das Projekt „Neuss macht mobil“, das Bewegungs-, Sport- und Talentförderung für Kinder- und Jugendliche zum Ziel hat, auszubauen und die Entwicklung – und deren Finanzierung – der Bezirkssportanlagen voranzutreiben und zu sichern.

Auch für das Stadtbad möchte er schnell eine Lösung finden – aber nicht auf dem Wendersplatz. „Mit dem Bürgerpark entsteht hier etwas Tolles für alle Neusser. Das sollten wir nicht hinter einem Betonklotz verstecken“, findet er.

Als Vorsitzender des Sozialausschusses hat Kullick natürlich auch die Diskussionen um die zusätzliche Tages-Aufenthaltsmöglichkeit für Obdachlose (wir berichteten) intensiv verfolgt. „Das Problem hier war meiner Meinung nach, dass die Bürger nicht rechtzeitig und gründlich genug informiert wurden. Wir müssen bessere Wege finden, sie mit ins Boot zu holen.“

Im entscheidenden Sozialausschuss seien die Besucherränge dann auch so voll besetzt gewesen, wie er es noch nie erlebt habe. „Es gab eine sehr engagierte, offene Diskussion und viele waren überrascht, wie intensiv sich die Ausschüsse im Vorfeld mit der Thematik beschäftigt und verschiedene Optionen abgewogen haben. Die Bürger dürfen nicht das Gefühl haben, die Entscheidungen würden einfach vom Himmel fallen“, setzt sich Kullick für mehr Transparenz und Bürgerbeteiligung ein.

Ähnlich sehe es beim Kontakt-Café für Drogenabhängige aus. Der Bürgermeisterkandidat weiß: „Dass es dringend notwendig ist, wissen die meisten. Nur wollen es viele eben ungern vor der eigenen Haustür sehen.“ Das hänge mit einem gefühlten Rückgang der Sicherheit in der eigenen Nachbarschaft zusammen. „Das müssen wir natürlich mitbeachten. Aber deswegen überall Kameras anzubringen oder das Ordnungsamt quasi dort zu stationieren... Das ist nicht der richtige Weg. Wir müssen in dieser Frage Ursachenbekämpfung antreiben, sonst verschiebt sich das Problem nur“, erklärt der 68-Jährige.

Diese und weitere Themen möchte er nach der Kommunalwahl im September als Bürgermeister mitgestalten. „Reiner Breuer macht keinen schlechten Job, aber aus demokratischen Gesichtspunkten bin ich überzeugt, dass nach zwei Amtszeiten Schluss sein sollte“, erklärt Kullick seine Kandidatur.

Und auch wenn sich die Wahlergebnisse der Bundesparteien nicht immer kommunal übertragen ließen, befürchtet er auch für Neuss einen Ruck nach rechts. „Die Altparteien werden Stimmen verlieren. Ich sehe es als Chance für uns, diese zu vereinnahmen. Das ist meine stille Hoffnung – ob das klappt, wird der Wahlkampf zeigen“, wagt er eine erste vorsichtige Prognose.